L’Oréal x UNESCO-Preisverleihung im NRW-Forum – starke Reden, internationale Preisträgerinnen und Düsseldorfer Bühne

„For Women in Science“ erstmals in Düsseldorf: Vier Wissenschaftlerinnen für exzellente Forschung ausgezeichnet

Von Alexandra Scholz-Marcovich |

Die vier Preisträgerinnen des „For Women inScience“-Förderpreises 2025: Dr. Casey Paquola, Dr. Rana Hussein Ali, Dr. Jingyuan Xu und Dr. Line Muradi. / Foto: Andreas Rentz / Getty Images
Die vier Preisträgerinnen des „For Women in Science“-Förderpreises 2025: Dr. Casey Paquola, Dr. Rana Hussein Ali, Dr. Jingyuan Xu und Dr. Line Muradi. / Foto: Andreas Rentz / Getty Images

Die vier Preisträgerinnen des „For Women in Science“-Förderpreises 2025: Dr. Casey Paquola, Dr. Rana Hussein Ali, Dr. Jingyuan Xu und Dr. Line Muradi. / Foto: Andreas Rentz / Getty Images


 

„Die Welt braucht Wissenschaft – und die Wissenschaft braucht Frauen.“ Mit dieser Botschaft haben L’Oréal, die Deutsche UNESCO-Kommission und das Deutsche Humboldt-Netzwerk am Donnerstagabend, 18. September, im NRW-Forum Düsseldorf zum 19. Mal den Förderpreis For Women in Science vergeben. Zum ersten Mal fand die Preisverleihung in der Landeshauptstadt statt. Rund 200 Gäste aus Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Kultur erlebten einen festlichen Abend, der internationale Exzellenz sichtbar machte und zugleich Fragen nach Chancengleichheit in Forschung und Gesellschaft aufwarf. NDOZ war vor Ort.

„For Women in Science“ ist Teil eines renommierten globalen Programms, das 1998 von der L'Oréal Stiftung und der UNESCO ins Leben gerufen wurde und seit 2007 auch in Deutschland etabliert ist. Weltweit sind bereits mehr als 4.400 Wissenschaftlerinnen mit dem Preis ausgezeichnet worden, unter ihnen auch sieben spätere Nobelpreisträgerinnen. wie Katalin Karikó (COVID-Impfstoffe) oder Emmanuelle Charpentier, (CRISPR „Genscheren“-Technologie). Im Juni 2025 wurde die Quantenphysikerin Prof. Dr. Claudia Felser als dritte Deutsche mit dem weltweiten Preis ausgezeichnet.

 

Die Preisträgerinnen 2025

Mit jeweils 25.000 Euro wurden vier Nachwuchswissenschaftlerinnen ausgezeichnet, die in Deutschland forschen – und alle Mütter sind:

 

  • Dr. Rana Hussein Ali, Biochemie, Goethe-Universität Frankfurt. Projekt: Grenzen überwinden: Wie Protonen im Photosystem II springen – ein Schritt zu nachhaltiger Energie.
  • Dr. Line Muradi, Organische Chemie, Universität Münster. Projekt: Lichtinduzierte organische Reaktionen in Wasser als Lösungsmittel.
  • Dr. Casey Paquola, Neurowissenschaften, Forschungszentrum Jülich. Projekt: Studie zur Gehirnentwicklung und psychischen Gesundheit.
  • Dr. Jingyuan Xu, Mikrostrukturtechnologie, Karlsruher Institut für Technologie. Projekt: Nachhaltiges Kühlen mit Formgedächtnis-Legierungen.

Begrüßt wurden die Gäste von Arabella Kiesbauer, die den Abend durchmoderierte. Noch bevor die Gastgeber selbst das Wort ergriffen, erschien auf der Leinwand eine Grußbotschaft der Schirmherrin Dorothee Bär, Bundesministerin für Forschung, Technologie und Raumfahrt.

Sie stellte klar: „Auch wenn sich in den vergangenen Jahrzehnten viel verbessert hat: Wissenschaftlerinnen kämpfen nach wie vor oft um die Sichtbarkeit, die sie verdienen. Von Herzen gerne unterstütze ich daher als Schirmherrin das UNESCO, L’Oréal Förderprogramm ‚For Women in Science‘.“

Bär betonte die Signalwirkung: „Es richtet den Scheinwerfer auf Top-Wissenschaftlerinnen von heute und gibt jungen Frauen Rückenwind, um selbstbewusst zu zeigen, was in ihnen steckt. Nur so finden wir die Top-Wissenschaftlerinnen von morgen. Gerade in den MINT-Fächern brauchen wir dringend jedes Talent, um unser Land als führende Forschungs- und Innovationsnation wieder nach vorn zu bringen.“

Im Anschluss übernahm Jean-Christophe Letellier, CEO von L’Oréal DACH, das Mikrofon. Er erinnerte daran, dass weltweit nur 33 Prozent der Forschenden Frauen sind – in Deutschland sogar nur 29 Prozent, einer der niedrigsten Werte in Europa:

„Das ist nicht nur Statistik, das ist ein Auftrag zum Handeln.“ Seit 1998 habe das Programm weltweit mehr als 4.400 Wissenschaftlerinnen gefördert, darunter sieben spätere Nobelpreisträgerinnen. „Es geht nicht nur um individuelle Ehrungen, sondern darum, Vorbilder zu schaffen, die die nächste Generation inspirieren.“

Nach den einführenden Worten von Dorothee Bär und Jean-Christophe Letellier machte Dr. Lutz Möller, stellvertretender Generalsekretär der Deutschen UNESCO-Kommission, die Kernbotschaft noch einmal deutlich:

„Die Welt braucht Wissenschaft – und die Wissenschaft braucht Frauen.“

Er verwies auf die internationale Dimension des Programms und darauf, wie wichtig Sichtbarkeit sei, um junge Frauen für die Forschung zu gewinnen.

Daran knüpfte Prof. Dr. Maria Böhmer, Präsidentin der Deutschen UNESCO-Kommission, an: „Familiengründungen führen in Deutschland noch zu oft zum Abbruch vielversprechender Karrieren. Genau hier setzt dieser Preis an.“

Aus der Perspektive der Wissenschaftscommunity unterstrich Prof. Dr. Elke Bogner, Vorsitzende des Deutschen Humboldt-Netzwerks: „Chancengleichheit und Diversität sind unerlässlich für wissenschaftlichen Fortschritt. ‘For Women in Science’ setzt ein wichtiges Zeichen gegen die Unterrepräsentation von Frauen.“

Per Videobotschaft meldete sich Mona Neubaur, NRW-Ministerin für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie, und stellte klar, warum Programme wie For Women in Science Strukturen schaffen müssen, die Frauen in der Forschung sichtbar machen und gleichstellen.

Erste Preisvergabe

Den Reigen der Auszeichnungen eröffnete Dr. Line Muradi (Universität Münster). In ihrer Dankesrede fand sie ein anschauliches Bild:

„Chemie kann man sich wie eine Tanzfläche vorstellen: Manche Moleküle stürzen sich sofort ins Geschehen, andere bleiben am Rand stehen. Mit Licht können wir diese Prozesse gezielt steuern – und nachhaltiger machen.“

Bühnengespräch mit Wirtschaft und Stiftungen

Darauf folgte ein kompaktes Gespräch mit Susanne Sorg (Hartmann Tresore AG) und Dr. Nina Smidt (CEO, Siemens Stiftung). Smidt erhielt besonderen Applaus, als sie konkrete Maßnahmen nannte:

„Wenn eine Forscherin in Elternzeit geht, sichern wir, dass ihre Stelle erhalten bleibt und Forschungsprojekte weiterlaufen.“

Ein wichtiges Statement, strukturelle Lösungen verhindern Karriereabbrüche.

Weitere Preisvergaben

Im weiteren Verlauf wurde Dr. Rana Hussein Ali (Goethe-Universität Frankfurt) ausgezeichnet: „Dieser Preis ist eine große Ehre – und zugleich eine Verantwortung. Für mich bedeutet er, Wissenschaft offen und inklusiv zu halten, und ermutigt mich, weiter zu träumen.“

Kurz darauf folgte Dr. Casey Paquola (Forschungszentrum Jülich): „Viele Frauen brechen ihre Laufbahn nach der Promotion ab, wenn sie Mütter werden. Der Preis gibt mir das Vertrauen, sichtbar zu machen, dass beides möglich ist.“

Keynote und vierte Auszeichnung

Als Keynote unterstrich Unternehmerin und Investorin Tijen Onaran die Bedeutung von Sichtbarkeit und Netzwerken:

„Es geht nicht nur darum, einzelne Frauen auszuzeichnen, sondern darum, Vorbilder zu schaffen, die die nächste Generation inspirieren.“

Direkt im Anschluss überreichte sie die Auszeichnung an Dr. Jingyuan Xu (KIT), die an nachhaltigen Kühl- und Heiztechnologien arbeitet: „Mein Ziel ist es, eine saubere Zukunft für die nächste Generation zu schaffen – und Vorbild für junge Forscherinnen zu sein.“

Mit einem Grußwort gab Prof. Dr. Claudia Felser (Max-Planck-Institut, internationale Preisträgerin 2025) der Verleihung eine globale Note und ermutigte die Geehrten, ihre Rolle als Botschafterinnen anzunehmen. Zum Abschluss teilten die vier Preisträgerinnen auf der Bühne persönliche Einblicke – über Motivation, Familienleben und die Balance zwischen Alltag und Spitzenforschung.

Der Abend war festlich, doch die Botschaften blieben klar: Sichtbarkeit, Förderung und verlässliche Strukturen sind entscheidend, damit Talente in der Wissenschaft nicht verloren gehen. Laut Statistischem Bundesamt lag der Frauenanteil in Forschung und Entwicklung in Deutschland 2021 bei nur 29,4 Prozent – einer der niedrigsten Werte in der EU. Nur Ungarn und Tschechien schnitten schlechter ab; Länder wie Lettland oder Kroatien erreichen fast 50 Prozent. Auffällig ist der Unternehmenssektor: Hier liegt der Frauenanteil in Deutschland bei 15,6 Prozent, während er an Hochschulen 41,4 Prozent beträgt. (Quelle)

Dass das NRW-Forum Gastgeber dieser internationalen Preisverleihung wurde, zeigt: Düsseldorf bietet nicht nur Kultur und Wirtschaft eine Bühne, sondern auch zentralen Zukunftsfragen wie Chancengerechtigkeit in der Wissenschaft.

For Women in Science würdigt wissenschaftliche Exzellenz – und macht Frauen sichtbar, die Forschung, Familie und gesellschaftliche Verantwortung verbinden. Dass die Preisverleihung 2025 erstmals in Düsseldorf stattfand, ist ein starkes Signal: für die Stadt, für die Wissenschaft und für die nächste Generation.

Über L’Oréal
Weltweit führender Kosmetikanbieter mit über 90.000 Mitarbeitenden und 37 Marken. Seit 1998 Partner der UNESCO beim Programm For Women in Science.

Über die Deutsche UNESCO-Kommission
Schnittstelle zwischen Deutschland und der UNESCO. Fördert Bildung, Wissenschaft, Kultur und Chancengerechtigkeit – auch mit Fokus auf Frauen in der Forschung.

Über das Deutsche Humboldt-Netzwerk
Forum für internationale Humboldt-Alumni in Deutschland. Unterstützt Spitzenforschung, Austausch und Mentoring junger Wissenschaftler:innen.