Schauspielhaus: Premiere Nach der Probe von Ingmar Bergman

Premiere „Nach der Probe“ von Ingmar Bergman : Spiel mit Realitäten

Von Jo Achim Geschke |

Andreas Grothgar, Anna Platen, Karin Pfammatter, Nach der Probe, Ingmar Bergman, Foto Lucie Jansch, Schauspielhaus Düsseldorf

„Wir gehen was essen und sprechen über das schreckliche Theater. – So wäre es gekommen“, sagt Regisseur Vogler / Bergman und geht ab. So wäre es, so hätte es kommen können – ein kennzeichnender Satz für diese Theaterinszenierung. Eine Comic-Wolke schwebt zu Beginn über der Bühne, „dream“, Traum, steht darauf, es ist ja nach der Probe zu Strindgergs „Ein Traumspiel“. Die junge Schauspielerin mit weißen „Victoria Secret“ Flügeln schwebt herab, wird zur Schauspielerin Anna (Anna Platen) und beginnt mit dem Regisseur Vogler (Andreas Grothkamp) zureden. Der Regisseur, getreu Ingmar Bergman in Cordhose, hat „den Kopf in einer anderen Wirklichkeit“. Er probt. Es wird keine Probe, es wird ein Stück über das Theater, und Regisseur Bernhard Mikeska und sein Team führen den Zuschauer in „Nach der Probe“ auf immer wieder andere Ebenen der Realität hinein ins Theater.

„Ich liebe Schauspieler, ich liebe diesen Mut“, sagt Regisseur Vogler der jungen Schauspielerin. Anna Platen ist wirklich jung, eine gelungene Wahl, diese Besetzung. Anna Platen (22), in Düsseldorf aufgewachsen, macht nächstes Jahr ihren Abschluss an der Schauspielschule in München.

Die junge Anna nähert sich dem Regisseur, sie will etwas wissen: Über sich - und über ihre Mutter, die schon einmal diese ihre Rolle gespielt hat, mit diesem Regisseur. Die Mutter ist seit 5 Jahren tot, erfährt der Zuschauende. Und eben diese Mutter Rakel (Karin Pfammatter) tritt auf, es entspinnt sich ein intensiver Dialog mit dem theaterbessenen Regisseur, eine Abrechnung, eine Aufrechnung. Und sie reden über Anna, die Tochter, die damals 12 Jahre alt war. Und jetzt wieder mit Vogler das „Traumspiel“ probt.

Später kommt diese Tochter/ die junge Schauspielerin wieder auf die Bühne. Sie will ihn verführen, diesen Regisseur, der schon mit ihrer Mutter schlief. Ist es Traum des Regisseurs, ist es wirklich Verführung, welche Realität gilt hier?

Anna wird wenige Szenen später das Kleid anziehen, das ihre Mutter auf der Bühne zu Boden gleiten ließ, um den Regisseur noch einmal zu verführen.

Die Realitätsebenen wechseln immer wieder. Die vermeintliche Realität ist mal Probe, mal das Traumspiel der Vergangenheit aus dem Kopf des Regisseurs, dann wieder Reflexion über Theater. Für den Zuschauer eben nie nur eine Realitätsebene und doch die Realität des Theaterstücks.

Die Illusion des Theaters – etwa wenn der Regisseur Vogler das kleine Model des Bühnenbilds nach vorn trägt und das Modell in seiner Hand genau dem entspricht, was der Zuschauer auf der Bühne sieht – wird zu Illusion im Stück und zur Illusion eines Stücks. Und zum Abbild der Gedanken, Erinnerungen des Regisseurs. „In meinem Alter beugt man den Kopf vor und der Kopf steckt plötzlich in einer anderen Wirklichkeit! Die Toten sind nicht tot, die Lebenden werden zu Gespenstern“, sagt Regisseur Vogler / Bergman in einer Szene.

Die „Probe“ fordert Aufmerksamkeit, genaues Hinschauen, auch Hinhören aufs Wort. Es lohnt sich, in diese Inszenierung hinein zu sinken. Die Schauspieler_Innen Anna Platen, Karin Pfammatter und Andreas Grothgar bewältigen das mehrschichtige Spiel auf der Bühne hervorragend. Bernhard Mikeska, der auch „Die dritte Haut :: Der Fall Simon“ auf die ungewöhnliche Bühne Dreischeibenhaus brachte, hat mit seinem Team eine großartige Inszenierung dieser Reflexion Ingmar Bergmans inszeniert.

(Autor Jo Achim Geschke)

Weitere Aufführungen und Kartenbestellung unter

www.dhaus.de