Garath 2.0 als Aufwertung des Stadtteils

Garath 2.0, Aufwertung der Quartiere mit EU- und Landesförderung mit 26 Millionen €

Von Jo Achim Geschke |

Rundgang Garath (v.l.) Planungsdezernentin Cornelia Zuschke, NRW-Bauminister Michael Groschek, Oberbürgermeister Thomas Geisel und Stadtdirektor Burkhard Hintzsche.,(c)Landeshauptstadt Düsseldorf, Wilfried Meyer

Garath – das war nach der Gründung des Reißbrettstadtteils in den 60er bis 70er Jahren ein Ort, wo beispielsweise Beamten in netten Wohnungen mit Gärtchen lebten (Emil-Barth-Straße etwa). Aber der Stadtteil kam in den vergangenen Jahrzehnten nicht gerade auf die Prioritätenliste der Stadtverwaltung. Geschäfte schlossen mangels Kundschaft, Rechtsextreme machten sich breit, Renovierungen und Modernisierungen blieben aus. Der Stadtteil brauchte dringend eine Auffrischung. Die soll inzwischen mit „Garath 2.0“ vorankommen, nach einigen Terminen mit Bürgerbeteiligung. NRW-Bauminister Michael Groschek, OB Thomas Geisel, Stadtdirektor Burkhard Hintzsche und Planungsdezernentin Cornelia Zuschke informierten sich am gestrigen Montag, wie rund 50 Fördermaßnahmen – unterstützt durch Landesmittel und Förderung der EU – umgesetzt werden sollen.

Bis 2021 sollen mehr als 50 Maßnahmen mit einem Gesamtkostenvolumen von rund 26 Millionen Euro umgesetzt werden. Die Verwaltung beabsichtigt, für die Jahre nach 2021 einen weiteren Antrag zu stellen und weitere Maßnahmen umzusetzen.

Für die Umsetzung strebt die Landeshauptstadt die Inanspruchnahme von Fördermitteln des Städtebauförderungsprogramms "Soziale Stadt" des Landes Nordrhein- Westfalen und - ergänzend - Mittel aus dem Aufruf des Programms "Starke Quartiere - starke Menschen" (Europäischer Sozial Fonds – ESF – und Europäischer Fonds für regionale Entwicklung – EFRE) an. Als erste der Maßnahmen startet noch in diesem Jahr die Gestaltung des Bewegungsparks Stettiner Straße. Auch der Neubau der Sporthallen an der Koblenzer Straße und an der Stettiner Straße soll in diesem Jahr beginnen. Ein Quartiers- und Citymanagement soll im Herbst seine Arbeit aufnehmen.

NRW-Bauminister Michael Groschek: "Stadtquartiere aus den 1960er- und 70er-Jahren bedürfen vielfach der Weiterentwicklung: Sicherung der Nahversorgung, veränderte Anforderungen an das Wohnen, neue Ideen für die Gestaltung öffentlicher Plätze, die Weiterentwicklung von Freizeiteinrichtungen, neue Bildungseinrichtungen - das brauchen Quartiere, damit sie lebenswert bleiben und Heimat für alle bieten. Bei Garath 2.0. steht die Mitwirkung der Bewohner im Mittelpunkt. Sie beteiligen sich mit Unterstützung von Stadt und Land daran, neue Qualitäten in Garath zu entwickeln. So wird der Stadtteil fit für die Zukunft. Das ist gelebte Stadtentwicklung."Oberbürgermeister Thomas Geisel: "Jetzt sind die Stadtteile dran! Es darf nicht sein, dass ein ganzer Stadtteil vom Wachstum der gesamten Stadt abgehängt wird, so wie es bei Garath bislang der Fall war. Denn Garath ist ein grünes und lebendiges Wohnquartier, das den heutigen und zukünftigen Anforderungen an Wohnen, Versorgung, Freizeit, Kultur und Bildung gerecht werden kann. Daher freue ich mich darauf, wenn wir nun mit der Umsetzung der gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern erarbeiteten Maßnahmen beginnen."

"Dazu führten die beauftragten Büros und die Verwaltung eine öffentliche Auftaktveranstaltung, eine Beteiligungsaktion auf einem Stadtteilfest, Interviews und Gesprächsrunden, aufsuchende Treppenhausgespräche, Themen- und Zukunftstische, eine Identitätswerkstatt sowie eine Zukunftskonferenz durch. Das Interesse der Menschen hier in Garath war enorm hoch", erläutert Baudezernentin Zuschke. Zudem brachte eine gesonderte Beteiligung von Kindern und Jugendlichen im Stadtteil, durchgeführt durch das Jugendamt, die Wünsche dieser Altersgruppen ein.

Stadtdirektor Burkhard Hintzsche: "In dem Prozess wurde deutlich, dass viele Garather ihren Stadtteil schätzen. Nachbarschaft, Begegnung und Kommunikation sind wichtige Elemente, die weiter gefördert werden sollen - und dazu gehören neben Begegnungsstätten, natürlich auch Sport, sowie Bildung und eine verzahnte Präventionskette in der Betreuung und Förderung sowie den Hilfsangeboten für Kinder und deren Familien."

Am kommenden Donnerstag, 6. April, wird der Rat der Landeshauptstadt Düsseldorf das Integrierte Handlungskonzept beraten.

Was gemacht werden soll

Garather Zentren und Nahversorgung: Das Hauptzentrum soll als Versorgungsstandort definiert und gestärkt werden, für die Nebenzentren sollen neue, auch alternative Nutzungen etabliert werden. Zudem stehen Gestaltung des Freiraumes und der Außenanlagen von Garath-Südwest an.

Wohnen: Garath soll als Wohnstandort auch für jüngere Zielgruppen attraktiv werden. "Neue Wohnformen" sollen erprobt, der Wohnungsneubau vorangetrieben, Barrierefreiheit in Wohnungen gefördert und Ladenlokale zu barrierefreie Wohnungen umgebaut werden. Zudem gehört hierzu ein Umzugsmanagement für ältere und behinderte Menschen.

Architektur und Gestaltung: Die Grün- und Freiflächen sollen aufgewertet und an veränderte Anforderungen angepasst werden. Die baulich-räumlichen Eigenheiten des Quartiers sollen erhalten bleiben, das Erscheinungsbild verbessert werden. Hierzu wird ein Konzept erarbeitet werden, in dem auch Bürgerinnen und Bürger ihre Ideen und Anregungen einbringen können. Weitere Maßnahmen dieses Handlungsfeldes sind: Neubau des Bewegungsparks Stettiner Straße, ökologische und gestalterische Aufwertung des Freiraums, Umgestaltung des S-Bahnhofes, Renaturierung des Garather Mühlenbachs, Neuordnung der Fahrspuren auf der Rostocker Straße, Realisierung des Radschnellwegs Süd, barrierefreier Umbau der Bushaltestellen und der Fußwegeverbindungen und eine Schnellbusverbindung.

Bildung und Beschäftigung, Kultur und Freizeit: Wichtige Ziele des Konzeptes sind, vorhandene Bildungs- und Kulturangebote zu sichern und ausbauen sowie die Übergänge zwischen Bildungseinrichtungen und Beschäftigung zu verbessern. Zu diesem Handlungsfeld zählt die Errichtung der Gesamtschule, der Neubau der Sporthallen an der Koblenzer Straße und an der Stettiner Straße, die bereits erfolgte Wiedereröffnung des Cafés in der Freizeitstätte und der Neubau einer Jugendfreizeiteinrichtung an der Koblenzer Straße ebenso wie Beschäftigungsförderung und Bildung, i-Punkt-Arbeit-mobil, Jugendfestival, Garather Schultüte, Kulturrucksack, Infotafeln zum Naturschutzgebiet, Verbesserung des Betreuungsangebotes, aufsuchende, familiennahe Prävention im Quartier und Übergangsbegleiter Kita - Grundschule.
Orte der Begegnung und Kommunikation: Das lebendige Miteinander benötigt Orte für die Begegnung und Kommunikation. Die Freizeitstätte Garath soll umgebaut und ihr Angebot ausgebaut werden, die GestaltBar soll Jugendlichen einen Ort für Eigeninitiativen bieten. Weitere Maßnahmen sind: die Seniorenbegleitung und ein Kommunikationszentrum am Wittenberger Weg.

Quartiersmanagement, Citymanagement und Beteiligung: Zur Umsetzung dieser Maßnahmen erhält die Verwaltung Unterstützung durch ein Quartiers- und Citymanagement, das voraussichtlich nach den Sommerferien seine Arbeit aufnehmen wird. Ein Standort für ein Quartiersbüro wird derzeit gesucht. Mit Unterstützung des Quartiersmanagements werden auch zukünftig werden Bewohnerinnen und Bewohner die Möglichkeit haben, sich aktiv in die Entwicklung ihres Stadtteils einzubringen.

Integrierte Quartiersentwicklung für ganz Düsseldorf

Für die Landeshauptstadt Düsseldorf ist die integrierte Quartiersentwicklung das direkteste Instrument einer nachhaltigen Stadtentwicklung - nicht nur in Garath. Bereits die Entwicklung der Quartiere Flingern/ Oberbilk und Wersten/ Holthausen sowie Rath/ Mörsenbroich ("Soziale Stadt") und dem Entwicklungsgebiet Innenstadt-Südost EKISO ("Aktive Stadt- und Ortsteilzentren") verfolgte diesen Ansatz. Die erfolgreiche integrierte Quartiersarbeit der Landeshauptstadt Düsseldorf soll im Rahmen des Projekts ZUKUNFT QUARTIER.DÜSSELDORF auf die Gesamtstadt ausgeweitet, neu strukturiert und organisiert werden. Am 25. März 2017 fand dazu ein Auftaktforum statt, Ende des Jahres wird das Handlungskonzept vorliegen.