Am vergangenen Samstagmittag in einem beliebten Hotel im Düsseldorfer Stadtteil Pempelfort: Das Reinigungsteam öffnet routinemäßig ein Zimmer im 13. Stock – der Gast hätte längst ausgecheckt haben sollen. Statt schmutziger Bettwäsche erwartet sie jedoch ein ungewohnter Anblick: Sie entdecken größere Mengen Marihuana und verständigen umgehend die Polizei.
Als die Beamten kurze Zeit später das Zimmer betreten, finden sie auf dem Balkon einen jungen Mann vor, der entspannt in der Badewanne liegt und mit zwei Handys telefoniert. Sekunden später fliegen die Geräte über das Geländer – verletzt wurde dabei niemand.
Die Polizei sicherte Beweismittel: Über ein Kilo Haschisch, 600 Gramm Marihuana, 14 Gramm Kokain, 930 Tilidin-Tabletten, eine geladene Pfefferspraypistole, rund 11.000 Euro Bargeld, mehrere Mobiltelefone und eine Feinwaage. Der 22-jährige Düsseldorfer ist polizeibekannt und sitzt inzwischen in Untersuchungshaft. Die Ermittlungen dauern an. (Quellenhinweis: Die polizeiliche Pressemitteilung zum Vorfall vom 3. Mai 2025 ist hier einsehbar.)
Lifestyle trifft auf urbane Realität
Hinter dem absurden Moment, der wie eine Szene aus einer Netflix-Serie wirkt, steckt mehr als nur ein Polizeibericht. Der Ort des Geschehens ist bekannt für liebevoll gestylte Räume, französischen Flair, einen wunderbaren Panoramablick auf die Stadt und eben die Designerbadewannen auf dem Balkon. Das Viertel Pempelfort steht für urbanen Lifestyle, für das Aufeinandertreffen und Zusammenwirken unterschiedlichster Lebensentwürfe: Zwischen dem Möhrenkuchen im Café im Erdgeschoss und dem Drogendeal im Zimmer oben liegen nur 13 Etagen oder 30 Sekunden im Aufzug.
Räume erzählen Geschichten – nicht immer planbare
Hotels in Düsseldorf, in jeder Metropole, sind längst mehr als Schlaforte für Touristen. Sie sind auch beliebte Treffpunkte für die Städter, dienen als Treffpunkt, bieten Coworking-Spaces, Rooftop-Bars und edle Restaurants – sie sind Projektionsflächen für Geschichten aller Art. Kein Wunder, dass Hotels auch in Literatur und Kino eine zentrale Rolle spielen – als Kulisse für dubiose Geschäfte, geheimnisvolle Begegnungen und überraschende Wendungen tragen sie wesentlich zur Atmosphäre bei. Manchmal stehen sie sogar selbst im Mittelpunkt, wie in „Hotel New Hampshire“, „The Shining“ oder „The Grand Budapest Hotel“.
Was passiert, wenn diese offenen, gastfreundlichen Räume auch für andere Zwecke genutzt werden? Wenn Luxus und Design nicht nur Tourist:innen anziehen, sondern auch jene, die ihre Geschäfte nicht unbedingt gesetzeskonform abwickeln wollen? Das ist der Stoff, aus dem Geschichten gemacht sind – vor allem, wenn auch noch eine Badewanne auf dem Balkon im Spiel ist.
Das Hotel wirbt mit dem Slogan „Come as you are“. Dass dieser Claim am Samstagmittag auf so überraschende Weise eingelöst wurde, war sicher nicht im Sinne des Hauses – bietet aber Anlass, über die Offenheit urbaner Räume und die spannenden Geschichten, die sich dort abspielen können, nachzudenken.
Die Badewanne steht übrigens immer noch da. Mit Aussicht. Diesmal hoffentlich wieder nur auf die Stadt – und nicht auf den nächsten Einsatz der Polizei.