Notfallseelsorge sucht Ehrenamtliche

Erste Hilfe für die Seele

Von Jo Achim Geschke |

Christoph Dörpinghaus (li), Katrin Hesse und Olaf Schaper. Foto: evdus.

Die ökumenische Notfallseelsorge Düsseldorf, die pro Jahr bis zu 240 Einsätze in der Landeshauptstadt hat, sucht ehrenamtliche Verstärkung. „Menschen in der Not beizustehen, ist unser christliches, menschliches Kerngeschäft, ein Akt aktiver Nächstenliebe. Wir leisten Erste Hilfe für die Seele“, sagt Religionspädagoge Christoph Dörpinghaus, katholischer hauptamtlicher Notfallseelsorger. Er leitet gemeinsam mit Pfarrer Olaf Schaper, evangelischer hauptamtlicher Notfallseelsorger, ein Team von rund 35 ehrenamtlichen Notfallseelsorgerinnen und Notfallseelsorgern in Düsseldorf.

„Wir suchen Menschen ab 30 Jahren, die im christlichen Glauben verankert sind und einer christlichen Kirche angehören. Im Idealfall bringen sie berufliche Erfahrungen aus kirchlichen, pädagogischen, therapeutischen und medizinischen Arbeitsbereichen mit“, sagt Olaf Schaper.

Im September 2015 beginnt eine anderthalbjährige, berufsbegleitende Ausbildung zum ehrenamtlichen Notfallseelsorger und Notfallseelsorgerin.

Vermittelt  werden zum Beispiel Themen wie Opferschutz, Überbringen einer Todesnachricht, Trauerrituale und Suizidnachsorge jeweils zweimal im Monat freitags oder samstags. Die Referentinnen und Referenten stammen aus der Polizei und Feuerwehr, der Traumaambulanz der Stadt Düsseldorf, der Kinderschutzambulanz des Evangelischen Krankenhauses und weiteren Institutionen, mit denen die Notfallseelsorge vernetzt ist.

Katrin Hesse hat die Ausbildung zur ehrenamtlichen Notfallseelsorgerin absolviert und gehört seit 2011 zum Team der Notfallseelsorge Düsseldorf. Durch ihre ehemalige berufliche Tätigkeit in einer onkologischen Tagesklinik mit schwer an Krebs erkrankten Menschen, hat sie gelernt, wie wichtig das Zuhören und Anteilnehmen ist in schweren, angstbesetzten Lebenssituationen.

Einmal im Monat übernimmt Hesse einen 24-Stunden-Dienst in der Notfallseelsorge. Meistens wird sie zu häuslichen Notfällen gerufen. „Einmal bin ich in eine muslimische Familie gerufen worden, in der der schwer erkrankte Vater gerade gestorben ist. Die Mutter und ihre halbwüchsigen Kinder standen unter Schock. Ich habe sie angeregt, sich noch einmal von dem Toten zu verabschieden, bevor dieser vom Bestatter abgeholt wird, und der Familie geraten, bei ihrem Iman anzurufen. Als ich ging, hat mich die Frau des Verstorbenen in den Arm genommen, ein rührender Moment“, sagt Hesse.

 „Ich kann ein Stück Schmerz mittragen“

 Den Notfallseelsorgern, die auch häufig durch die Feuerwehr nach einem Suizid gerufen werden, ist es wichtig, für die Betroffenen den Abschied zu gestalten. Auf Wunsch sprechen sie ein Gebet oder einen Segen, ermutigen zu einer letzten Berührung des Verstorbenen. Sie bieten den Angehörigen Schutz, wenn Polizei, Feuerwehr den Tatort untersuchen, und der Bestatter in der Tür steht.

Für Olaf Schaper heißt Notfallseelsorge: Am schlimmsten Tag im Leben eines Menschen, Nähe anzubieten. Dazu bedürfe es Mitarbeiterinnen und Mitarbeite, die solche Situationen aushalten.

„Als meine Mutter starb, hätte ich mir gewünscht, jemanden an meiner Seite zu haben. Diesen Beistand möchte ich jetzt anderen geben. Ich kann ihren Schmerz und das Entsetzen ein Stück lindern und mittragen. Das ist meine Motivation, mich bei der Notfallseelsorge zu engagieren“, sagt Hesse.

Wer sich für die Ausbildung zum ehrenamtlichen Notfallbegleiter und  Notfallbegleiterin interessiert, kann sich bei Olaf Schaper unter der Rufnummer 0211. 957 57 727 und per Mail unter olaf.schaper@evdus.de sowie bei Christoph Dörpinghaus unter der Rufnummer 0211. 25 05 67 55, per Mail unter christoph.doerpinghaus@erzbistum-koeln.de, zu informieren.