HHU - Neujahrsempfang 2025: Von Erfolgen, Krisen und neuen Wegen
Die Rede der Rektorin Anja Steinbeck - der programmatische Teil des HHU-Neujahrsempfangs. / Fotos: Wilfried Meyer / HHU
2025 feiert die Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (HHU) ihr 60-jähriges Bestehen. Rektorin Prof. Dr. Anja Steinbeck ist nunmehr seit 10 Jahren im Amt. Beim traditionellen Neujahrsempfang am 22. Januar richtete Anja Steinbeck deshalb den Blick zurück nach vorn.
Vor über 650 Gästen aus Wissenschaft, Politik und Stadtgesellschaft sprach sie über strategische Weichenstellungen, den dauerhaften Krisenmodus durch Pandemie, Ukrainekrieg und den Terrorangriff der Hamas sowie über künftige hochschulpolitische Herausforderungen.
Zunächst beglückwünschte Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller die HHU zu ihrem diesjährigen Jubiläum und würdigte die engen Verbindungen von Stadt und Universität:
„In einer Zeit, in der wissenschaftliche Erkenntnisse offen geleugnet werden können, in der populistische Politiker in Deutschland oder Regierende befreundeter Staaten offen die Unwahrheit sagen können, ohne dass es ihnen schadet, brauchen wir diesen Ort der Forschung und Wissensvermittlung bei uns in der Stadt mehr denn je. Wir müssen die Freiheit der Wissenschaft und den Respekt vor wissenschaftlichen Erkenntnissen verteidigen.“
OB Dr. Stephan Keller betonte die enge Verbindung von Stadt und Universität. /Foto: HHU/Wilfried Meyer
Steinbeck bekundete in ihrer Rede, dass sich die Positionierung der HHU als Bürgeruniversität mit dem Ziel Wissenschaft, Gesellschaft und Entscheidungsträger enger zu verzahnen, als richtungsweisend erwiesen hat.
„Nur Wissenschaft, die erklärt, was sie tut, kann Vertrauen und Akzeptanz gewinnen“, so die Rektorin.
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler suchen in unterschiedlichsten Formaten mit Interessierten aktiv das Gespräch und laden vor Ort zur Auseinandersetzung ein. Dies sei umso notwendiger in Zeiten von „alternativen Fakten“ und „Fake News“. In diesem Zusammenhang ging die Rektorin auf die Initiative der HHU ein, gemeinsam und zeitgleich mit weiteren Institutionen ihre Aktivitäten auf der Plattform X (ehemals Twitter) einzustellen. Der Dialog würde verstärkt auf anderen Kanälen geführt:
„Gefolgt sind unserem Aufruf weit über 60 Universitäten und Wissenschaftsorganisationen. In den darauffolgenden Tagen haben die DFG, der Wissenschaftsrat, der DAAD, die Leibniz-Gemeinschaft und einige Bundesministerien die Plattform X verlassen.“
Die zweite Amtszeit stand ganz im Zeichen der Bewältigung von Krisen. Zunächst die COVID-19-Pandemie: Steinbeck erinnerte an Herausforderungen wie die Umstellung auf Online-Lehre und -Prüfung, die Entwicklung von Hygienekonzepten für Präsenzveranstaltungen oder die Umsetzung der 3G-Kontrollen.
„Wir sind insgesamt gut durch diese Zeit gekommen, auch wenn sie uns allen viel abverlangte.“
Auch die jüngsten weltpolitischen Entwicklungen wie der Krieg in der Ukraine bis hin zum Terrorangriff der Hamas auf Israel und der folgenden Eskalation im Nahen Osten hatten direkte Auswirkungen auf die Universität und den Campus.
„Seitdem gibt es keine unschuldigen Sätze mehr. Jede Äußerung, ja sogar jedes Schweigen, ist politisch aufgeladen. Es herrscht eine Art Positionszwang, moralische Ambivalenzen werden weitgehend negiert.“
Für Hochschulen sei der Umgang mit Antisemitismus und Diskriminierung eine besondere Herausforderung:
„Wir betonen immer wieder: Antisemitismus, Muslimfeindlichkeit und Rassismus in jeglicher Form, dürfen keinen Platz auf dem Campus finden. Wir müssen unsere Werte und Grundsätze verteidigen, auch wenn wir nicht jede Grenzüberschreitung verhindern können“, erklärte die Rektorin. „Ein diskriminierungsfreier Raum ist nur durch die Mitwirkung aller erreichbar“.
Kritik äußerte die Rektorin am geplanten „Hochschulstärkungsgesetz“ in NRW, das ihrer Ansicht nach die Autonomie der Universitäten gefährde. Insbesondere die Einführung eines neuen „Hochschulsicherheitsrechts“, das Hochschulen verpflichte, gravierende Sanktionen wie zum Beispiel den Entzug der Lehrbefugnis oder Besoldungskürzungen ohne rechtstaatliche Verfahren zu verhängen, sieht die Juristin kritisch.
Trotz aller Schwierigkeiten zeigte sich die Rektorin zuversichtlich.
„Die HHU bietet ihren Studierenden sehr gute Bedingungen und eine sehr gute Ausbildung.“
Diese seien überdurchschnittlich zufrieden mit ihrem Studium. Das bestätige jedes Jahr das renommierteste deutsche Hochschulranking, das CHE-Ranking. Die Juristische Fakultät auch das Studienfach Psychologie landeten regelmäßig in der Spitzengruppe und sind Nummer 1 in NRW. Ähnliches gelte für die Masterstudiengängen VWL und BWL, die Politikwissenschaft, Biologie und Zahnmedizin. Das Studium der Humanmedizin würde vor allem wegen des hohen Praxisbezugs in der vorklinischen Ausbildung gelobt.
„Wir werden weiterhin unsere Angebote auf die Bedarfe der Studierenden ausrichten.“
Eingeführt werde an der Philosophischen Fakultät ein sogenanntes Heine-Jahr.
„In diesem zweisemestrigen Orientierungsstudium werden Abiturientinnen und Abiturienten in den Fächerkanon der Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften in die Lage versetzt, eine informierte Studienwahl zu treffen.“
Im Fokus der Forschung stünde die für Mai anstehende Entscheidung, ob das Exzellenzcluster CEPLAS weiter gefördert wird. Gleichzeitig sollen neue Forschungsschwerpunkte in den Bereichen Künstliche Intelligenz und Nachhaltigkeit etabliert werden.
Zum Ende der Rede lud die Rektorin die Anwesenden zum Feiern ein. Die HHU begeht ihr 60-jähriges Jubiläum mit rund 60 Veranstaltungen, darunter ein Konzert des Universitätsorchesters und die Teilnahme am Rosenmontagszug mit einem von Jaques Tilly gestalteten Wagen.