Verweilverbot dauert – Stadtverwaltung sieht Erfolge – mit Kommentar

Verweile doch, Du bist so schön ….? Nix da: Verweilverbot an Rheinpromenade wird noch länger gelten

Von Jo Achim Geschke |

Verweilverbot in der Altstadt und am Rhein.
Verweilverbotszone

Verweilverbot in der Altstadt und am Rhein.

Die Sonne scheint, der Frühling lockt, und wie es bei einer auf Egoismus aufbauenden Wirtschaftsordnung so ist: Die Menschen verdrängen die Gefahr durch den Corona-Virus und gehen dicht gedrängt am Rheinufer spazieren. So geschehen am Wochenende des 20. Und 21. Februar. Die Bilder vom Rheinufer gingen durch die Bundesdeutschen Medien, von Heute Journal, Tagesschau bis Regionalfernsehen, ebenso wie das vom deshalb nun geltenden „Verweilverbot“ am Rheinufer. Dessen Premiere vergangenes Wochenende die Stadt nun gegen Kritik vor allem aus Facebook, Twitter und Co verteidigte.

Am Covid-19-schwangeren Wochenende seien etwa 600.000 bis 700.000 Menschen zwischen Oberkasseler Brücke und KIT (Kunst im Tunnel) dichtgedrängt unterwegs gewesen, so Ordnungsdezernent Christian Zaum. Etwa 2/3 von ihnen sei „von auswärts“ gekommen, so Zaum.

Der Einsatz von OSD und Polizei  habe verhindert, dass sich 600.000Menschen am Rhein geknubbelt hätten. Allerdings geht Zaum von etwa 400.000 Menschen aus am vergangenen Wochenende. Der Ordnungs- und Servicedienst (OSD) sei mit „30 bis 40 Einsatzkräften“ unterwegs gewesen, teils auch mit Doppelstreifen mit der Polizei.

Zaum verteidigte den OSD, der sei „mit Fingerspitzengefühl“ unterwegs gewesen, so Zaum über das politische Lieblingsobjekt von ihm und OB Dr. Stephan Keller. Es habe nur eine einziges Verfahren wegen einer Ordnungswidrigkeit zum Verweilverbot gegen einen Mann gegeben, allerdings 100 Verfahren wegen Verstoß gegen die Maskenpflicht.

„Der OSD ist konsequent dabei geblieben“, verteidigt Zaum den Einsatz. Wenn die Mitarbeiter*innen allerdings 5 Meter weiter gegangen seien, habe sich etwa das Hinsetzen oder das miteinander plaudern wiederholt …

Dass Menschen auswichen und sich an anderen Plätzen trafen, etwa an den Rheinwiesen oder am Alten Hafen, sei ja laut Zaum durchaus beabsichtigt gewesen. Den Widerspruch löst Zaum auf, indem er darauf verweist, dass die Menschen dort nicht dicht gedrängt zusammen saßen.

Dennoch insistiert Zaum, dass der Einsatz ein Erfolg gewesen sei – trotz der 400.000 Menschen, die sich immer noch am Rhein aufhielten und teils ohne Maske durchaus Infektionen riskierten, auch trotz Warnungen vor der gefährlichen englischen Mutation B 117.

Fazit: Die Verordnung beliebt noch bestehen, auch wenn an den kommenden Wochenenden schönes Wetter herrschen kann. Schließlich ist meteorologisch jetzt Frühling.

Einordnung

Man könnte ja nun hoffen, dass die Deutschen auch etwa anarchischer werden wie etwa die Italiener und lustig auf Verweilverbot etc  pfeifen. Aber hier geht’s um mehr: Italienische Verhältnisse in Corona-Zeiten möchte wohl niemand. (Ischgl auch nicht.)

Menschen seien Corona-müde, wollten ihre Freiheit wieder, heißt es oft, in Medien und in den Netzwerken auch von durchaus aufgeklärten Menschen. Man müsse über die Aufhebung von Einschränkungen der Freiheit diskutieren, heißt es.

Nein!

Diese Diskussion ist Quatsch, auch eine rote Ampel schränkt meine Freiheit ein- das sind Übereinkünfte. Die übrigens niemand mehr ernsthaft hinterfragt.

Eine Freiheit, die das Leben anderer riskiert, die vielleicht sogar „billigend in Kauf nimmt“, wie die Juristen formulieren, dass Menschen Schaden nehmen, eine solche Freiheit kann nicht die einer aufgeklärten Gesellschaft sein. Es geht nicht um eine juristische Diskussion, es geht um eine medizinisch-ethische Diskussion. Es geht darum, dass jeder einzelne von uns seine Verantwortung innerhalb der Gesellschaft wahrnimmt und darauf besteht, dass jeder die Chance hat, nicht von Sars-CoV-2  oder seiner Mutation B 117 angesteckt zu werden und vielleicht ein Leben lang darunter zu leiden hat. Was wir, bis alle geimpft sind, vermeiden können mit Masken, Abstand, Hygiene und möglichst wenig Kontakten.

Wer jetzt nach „Freiheit“ schreit, kommt mir vor wie ein Mann, der nach einem schweren Herzinfarkt weiter raucht, viel Bier säuft, und zu fettes Schweinefleisch in Mengen isst … das geht nun mal nicht gut aus.

Stadtdirektor Burkhard Hintzsche als Leiter des Corona-Krisenstabes verweist angesichts der Menge auf Rhein auf einen Inzidenzwert von 51 ( und der ist gestiegen in den vergangenen Tagen).

Wie heißt es bei Faust 1:  „Zum Augenblicke dürft’ ich sagen:
Verweile doch, du bist so schön!“

Allerdings heißt es wenige Zeilen zuvor auch:

„Das ist der Weisheit letzter Schluß:
Nur der verdient sich Freiheit wie das Leben,
Der täglich sie erobern muß.“