Der Altbierzug: Kult oder Verherrlichung? Der Stellenwert des Alkohols in unserer Gesellschaft.

Altbier-Bahn auf Initiative der Rheinbahn: Tilly gestaltet Fahrzeug zum Düsseldorfer Kultgetränk

Von Alexandra Scholz-Marcovich |

Altbier-Bahn. Ab sofort können die Fahrgäste sie hauptsächlich auf den Linien U71, U72, U73 und U83 erleben / Foto: Rheinbahn

Altbier-Bahn. Ab sofort können die Fahrgäste sie hauptsächlich auf den Linien U71, U72, U73 und U83 erleben / Foto: Rheinbahn

Die Rheinbahn hat kürzlich eine Altbier-Bahn auf die Schienen geschickt, die von dem renommierten Wagenbaukünstler Jacques Tilly gestaltet wurde. Die farbenfrohe Gestaltung des Wagens symbolisiert die enge Verbindung zwischen Düsseldorf und dem beliebten Gerstensaft. Mit dieser Initiative beabsichtigt die Rheinbahn, dem Düsseldorfer Kultgetränk Altbier und seiner Tradition eine dauerhafte Sichtbarkeit im Stadtbild zu verleihen. Dennoch stellt sich die Frage, ob es angemessen ist, Alkohol so offensiv zu bewerben und zu feiern. Einige könnten Bedenken haben, dass dies den Eindruck erwecken könnte, dass Alkoholkonsum ein integraler Bestandteil des Alltags ist und dass Trinken in Maßen nicht wichtig ist.

Die Einführung der Altbier-Bahn erfolgt zu einer Zeit, in der die Bierproduktion in Nordrhein-Westfalen ansteigt. Im Jahr 2022 wurden in 31 Brauereien der Region insgesamt 16,4 Millionen Hektoliter alkoholhaltiges Bier gebraut, was einem Anstieg von 4,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Diese Zahlen verdeutlichen die Beliebtheit des Getränks in der Region und zeigen, dass Altbier ein wichtiger Bestandteil der nordrhein-westfälischen Kultur ist.

Daten zur Bierproduktion im Jahr 2022

Der Absatzwert des produzierten Bieres stieg ebenfalls um 12,4 Prozent auf 1,52 Milliarden Euro. Dies zeigt die wirtschaftliche Bedeutung der Bierproduktion in der Region und unterstreicht die Rolle von Altbier als Wirtschaftsfaktor.

 

Die Altbier-Bahn: Eine Initiative zur Stärkung der Tradition

Die Altbier-Bahn ist ein weiteres Zeichen für die Verbundenheit zwischen Düsseldorf und seinem traditionsreichen Gerstensaft.

Jacques Tilly, der für seine beeindruckenden Wagenbaukunstwerke bekannt ist, erklärt: "Düsseldorf ist Altbier und Altbier ist Düsseldorf. Das Altbier ist ein zentraler Identitätskern von Düsseldorf, es ist ein unverzichtbarer Teil einer heiteren gemeinsamen Freizeitgestaltung."

Klaus Klar, Vorstandsvorsitzender und Arbeitsdirektor der Rheinbahn, ergänzt stolz: "Wir sind stolz darauf, diese traditionsreiche Biersorte mit unserer Bahn zu feiern. Altbier gehört zu Düsseldorf wie die Rheinbahn."

Befürworter dieser Initiative betonen, dass Altbier ein wichtiger Teil der düsseldorfer Kultur ist und dass die Altbier-Bahn dazu beiträgt, diese Tradition zu bewahren und zu fördern. Sie betonen auch, dass Alkohol in Maßen genossen werden sollte und dass die Rheinbahn durch ihre Transportdienstleistungen sicherstellt, dass Fahrgäste nach dem Genuss des Getränks sicher nach Hause kommen.

Dennoch stellt sich die Frage, ob es angemessen ist, Alkohol so offensiv zu bewerben und zu feiern.

Einige könnten Bedenken haben, dass dies den Eindruck erwecken könnte, dass Alkoholkonsum ein integraler Bestandteil des Alltags ist und dass Trinken in Maßen nicht wichtig ist. Es besteht auch die Sorge, dass eine solche Initiative junge Menschen beeinflussen und zu einem problematischen Alkoholkonsum führen könnte.

Besonders im Fokus steht dabei der Alkoholkonsum unter Jugendlichen.

Viele praktizieren regelmäßig das sogenannte "Binge-Drinking", bei dem in kurzer Zeit große Mengen Alkohol konsumiert werden. Diese Form des Alkoholmissbrauchs führt zu Rauschzuständen, Alkoholvergiftungen und Ausfallerscheinungen wie verminderter körperlicher und geistiger Leistungsfähigkeit, Wahrnehmungsstörungen, eingeschränkten motorischen Fähigkeiten und Kontrollverlust.

Um junge Menschen für die Gefahren und Folgen des Alkoholkonsums zu sensibilisieren, haben das Gesundheitsamt und das Jugendamt der Landeshauptstadt Düsseldorf in Zusammenarbeit mit einer Produktionsfirma aus Köln einen Animationsfilm produziert. Dieser Film soll auf die Risiken von "Binge-Drinking" hinweisen, da immer noch jährlich rund 74.000 Menschen durch Alkoholkonsum sterben. Den Film können Interessierte unter dem folgenden Link anschauen: https://www.duesseldorf.de/gesundheitsamt/aktuelles/news/newsdetail/video-zum-thema-binge-drinking.html.

Das Gesundheitsamt der Landeshauptstadt Düsseldorf verfügt über ein differenziertes Suchthilfesystem, das Betroffenen, Angehörigen und interessierten Bürgern Hilfestellung bietet. Weitere Informationen und Kontaktadressen sind auf der Website des Gesundheitsamts unter https://www.duesseldorf.de/gesundheitsamt/sucht-und-drogen.html zu finden.

Es bleibt abzuwarten, wie sich diese Diskussion entwickelt und ob weitere Maßnahmen ergriffen werden, um den verantwortungsvollen Alkoholkonsum zu fördern und die Gesundheit und Sicherheit aller zu gewährleisten. Es ist wichtig, dass wir als Gesellschaft einen ausgewogenen Ansatz finden, der unsere kulturellen Traditionen respektiert und gleichzeitig die potenziellen Risiken des Alkoholkonsums in Betracht zieht.