Düsseldorf Kultur | Alex & Stefan on tour: Ausstellung im Stadtmuseum 06.09. - 25.09.2022

Empfehlung: DA! Art-Award 2022: Die Macht des Mythos

Von Alexandra Scholz-Marcovich |

Ausstellung im Stadtmuseum: Die Macht des Mythos / Foto: Der Raum über den sexuellen Missbrauch von Kindern © Alexandra Scholz-Marcovich

Ausstellung im Stadtmuseum: Die Macht des Mythos, der Raum über den sexuellen Missbrauch von Kindern / Foto: Alexandra Scholz-Marcovich

Der Düsseldorfer Aufklärungsdienst (DA!) schreibt nun schon zum dritten Mal den DA! Art-Award aus, den Kunstpreis für kritische Geister, der in diesem Jahr mit € 10.000 dotiert ist. Bei den ersten beiden Ausstellungen ging es um die Themen "Wissen und Glauben" (2018) sowie die "Wirkung des Placebo-Effekts" (2020).

In diesem Jahr ist das Thema "Die Macht des Mythos". Hans-Joachim Horn, Mitglied im DA! Vorstand, Heinz Hachel, Kunstbüro Düsseldorf, Rolf Niehoff, Kunstpädagoge, begleitet von Ricarda Hinz (DA!), führten uns durch die Ausstellung.

Hinter teils schillernden Farben verbergen sich mitunter verstörende Abgründe. Bei den subtileren, vielschichtigeren Kompositionen braucht es manchmal ein wenig Zeit, um die Intention zu begreifen. Anderere Werke sind direkter und offen schockierend. Es ist keine einfach zu verdauende Ausstellung, sie zwingt zum Nachdenken. Und genau deswegen ist sie so wichtig und sehenswert.

Von den 1134 eingereichten Werken wurden nur 102 von den Kuratoren ausgewählt: "Eine harte Arbeit, eine pharaonische Logistik, aber das Ergebnis ist die Mühe wert."

Dieses Mal waren Künstler aus ganz Deutschland aufgerufen, ihre kreativen Ideen zum Thema „Die Macht des Mythos“ einzureichen. Aus mehr als 1.100 eingegangenen Bewerbungen wurden von den Machern der Ausstellung 100 Werke ausgesucht, die nun im Stadtmuseum präsentiert werden. Aus den Kategorien Malerei, Grafik, Zeichnung, Plastik, Skulptur, Installation, Fotografie und Medienkunst.

Einzige Vorgabe an die Künstler war: sich auf ihre Art mit dem Thema Mythos und dessen Macht in der Gesellschaft auseinanderzusetzen. Mit Erzählungen oder Legenden also, die für sich eine Deutungshoheit beanspruchen, ihr vermeintliches Wissen aber statt durch überprüfbare Fakten durch blumige Narrative vermitteln.

 

„Eine enorme Bandbreite an Mythen wurde von den Künstlern in vielfältigsten Stilarten sehr kreativ bearbeitet. Das Spektrum reicht von den Mythen, die die Weltreligionen begründen über klassische Sagen, bis hin zum gerade entstehenden „Mythos der gestohlenen Wahl“, freut sich Hans-Joachim Horn vom veranstaltenden DA! über die Bewerbungen.

Die Preise werden in drei Kategorien verliehen, die Werke sind jedoch räumlich bestimmten Themen und nicht den Preis-Kategorien zugeordnet. So stehen Videos, Fotos, Audios, Skulpturen, Comics nebeneinander, zum Beispiel im "Exorzismus-Raum" oder im "Raum über sexuellen Missbrauch".

Hinter allen Werken verbirgt sich immer die Dekonstruktion eines Mythos. Die Ausstellung ist ein wahres Feuerwerk für Besucher, die sich für Mythologie, Philosophie und Symbolik interessieren. Sie regt zum Denken an und berührt emotional. Einige der optisch beindruckenden Werke rufen erst in Kombination mit der kurzen Betitelung unangenehme Assoziationen hervor und beleuchten Aspekte unserer Gesellschaft, die teilweise schwer zu ertragen sind.

Das ist große kontemporäre Kunst, das ist Relevanz.

Das Triptychon "Regensburger Domspatzen" von Jürgen Baumann ist so ein Werk, das Dimensionen öffnet, die seitens der Politik und der Kirchen lieber ignoriert, verdrängt und schlimmstenfalls sogar unterdrückt werden, weil die offene Auseinandersetzung damit schmerzhaft und folgenreich ist.

Das ist mutig, denn emotionsfrei betrachtet, sind vor allem die negativen finanziellen Folgen der Beschädigung von Mythen für die "Inhaber" gefährlich. Das "Kapital Mythos" wird von den Akteuren mit allen denkbaren Mitteln verteidigt. Der Schutz und die Finanzierung religiöser Organisationen, die seitens der Politik, Justiz und Medien in Deutschland gewährt werden, wird durch viele Werke der Ausstellung offensiv hinterfragt.

Werke, wie die päpstliche Tiara, die auf der Vorderseite aus Schafswolle und auf der Rückseite aus dem Schwanz eines Wolfes gefertigt ist, spielen geschickt mit religiösen Mythen, wie dem Versprechen des ewigen Friedens "Der Wolf wird mit dem Lamm wohnen" vs. der "Wolf im Schafspelz"

Es gibt weitere, noch subtilere Werke, die sich auf die Quantenphysik und Philosophie berufen, wie Schrödingers Katze, die dem Gemälde von Mutter und Kind aufgezwungen wird. Die Wissenschaft dekonstruiert den Mythos.

Neben eher "schwierigen" Werken werden die Besucher durchaus auch Witz und schwarzen Humor vorfinden, wie die "Kreuzfahrt", das "Porträt der Jungfrau" oder Mickey Mouse, die uralten Volksmythen gegenübersteht.

Ein weiteres Triptychon zitiert den "Garten der Lüste" von Hieronymus Bosch. Der Vogel von Bosch ist leicht wiederzuerkennen. Um den großen Detailreichtum dieses Werkes zu erfassen, sollte man sich jedoch Zeit nehmen. Es macht Spaß, die zahlreichen Anspielungen an Politik, Geld, Macht und Pop-Culture zu entdecken. Ähnlich wie beim "Original" endeckt man bei jeder Betrachung immer wieder neue Details.

Neben religiösen Themen tauchen auch moderne Mythen aus jüngster Vergangenheit auf, aktuelle Ereignisse wie zum Beispiel die Corona-Pandemie und der Krieg in der Ukraine werden aufgearbeitet.

Neben der Ausstellung im Stadtmuseum wird eine Jury aus fünf renommierten Kunst- und Mythen-Experten, zu der unter anderem der Leiter der Großen Kunstausstellung NRW, Michael Kortländer, der Mythenforscher und Künstler Professor Dr. Peter Tepe und die Leiterin des Projekts „Make Facts Great Again“ Giulia Silberberger gehören, drei mit je 3.000 Euro dotierte Preise für die eindrucksvollsten Arbeiten vergeben.

Außerdem wird ein Publikumspreis (dotiert mit 1.000 Euro) verliehen - für das Werk, das von den Besucherinnen und Besuchern den größten Zuspruch erhält. Diese können bei ihrem Museumsbesuch per Stimmzettel entscheiden, und selber für’s Mitmachen eine Arbeit von Jacques Tilly gewinnen.

Die Vernissage findet am Freitag 9. September um 18 Uhr statt. 

Geöffnet ist das Stadtmuseum dienstags bis sonntags von 11 bis 18 Uhr. 

Der Eintritt für das Stadtmuseum kostet 4 € (sonntags frei). 

Der Termin der Preisverleihung ist Sonntag 25.September um 15 Uhr

Begleitet wird die Ausstellung von einem Rahmenprogramm mit zwei aktuellen und durchaus kontroversen Vorträgen und sich daran anschließenden Publikumsdiskussionen, sowie einer Lesung, die das Thema Mythos in eine spannende Krimi-Handlung einbettet: 

  • 14. September: Hans Peter Riegel: „Mythos Beuys, Eine Fake-Existenz“ 
  • 21. September: Prof. Dr. Michael Butter: „Verschwörungstheorien“ 
  • 23. September: Lesung Martin Conrath, moderiert von Horst Eckert: „Mythos Entnazifizierung - Archiv des Teufels“ 

(Beginn jeweils um 19 Uhr im Ibach-Saal des Stadtmuseums, Eintritt 10 €) 

Details zu der Ausstellung und dem Rahmenprogramm finden Sie unter www.da-art-award.de

 

Der Düsseldorfer Aufklärungsdienst e. V. (DA!) versteht sich als Interessenvertretung der religionsfreien Bürger:innen der Stadt und bereichert seit mehr als zwölf Jahren das kulturelle Leben mit regelmäßigen wissenschaftlichen, philosophischen und religionskritischen Vortrags- und Diskussionsveranstaltungen. 2019 veranstaltete der Verein in Kooperation mit dem Aquazoo Löbbecke Museum und dem Neanderthal Museum die Evolutionswoche im Nordpark. 2020 eröffnete er den Düsseldorfer Evolutionsweg. Seit 2018 vergibt der DA! in zweijährigem Rhythmus den ersten säkularen Kunstpreis Düsseldorfs, den DA! Art-Award. Der DA! ist eine von etwa 60 Regionalgruppen der Giordano-Bruno-Stiftung und ist Mitglied im Zentralrat der Konfessionsfreien.