Der geneigte Zuschauer fühlt sich an die „Insel Felsenburg“ von Johann Gottfried Schnabel erinnert, der Utopie von 1746, gekürzt von Ludwig Tieck 1828, der „wunderliche Fata einiger See-Fahrer“.
Das „Floß der Medusa“ ist auch ein riesiges Gemälde des französischen Malers Théodore Géricault von 1819, es hängt im Louvre und ist ständig umlagert von Bewunderern. Es nimmt eine viel beachtete Katastrophe von 1816 auf: Die neue Fregatte „Meduse“ sollte von Frankreich zum Senegal segeln. Vor der Küste strandete das schiff. Da nich genug Boote für die 400 Menschen auf dem Schiff vorhanden waren, wurde ein Floß für 150 Passagiere gebaut, das von Beibooten an die Küste gezogen werden sollte. Ein Offizier kappte jedoch die Schleppleinen, das Floß trieb auf dem Meer, ohne Proviant. Es kam zu Kannibalismus. Von den ursprünglich 150 Menschen wurden nur 15 gerettet. Das Dram erregte Aufsehen in ganz Europa.
Der Text orientiert sich am expressionistischen Autor Georg Kaiser ( 1878 - 1945) und sein Drama von 1944, wurde bearbeitet von Regisseurin Fabiola Kuonen und dem Ensemble.
Außerordentliche junge Mimen
Die Jungen Leute landen auf einer Insel, sind zunächst froh, festes Land gefunden zu haben. Erstaunlich ist wie jungen zwischen 9 und 17 Jahren alt auf der Bühne professionell und mit großem Einsatz agieren. Die erst 9jährige Mariia Lomova fällt auf mit einer beeindruckenden Bühnenpräsenz, aber auch alle andern wirken professionell. Sie sprechen zuweilen in ihren sogenannten Muttersprachen. Als einer den berühmten Spruch des Philosophen Thomas Hobbes zitiert „Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf“ (der wiederum Plautus 254–184 v. Chr. zitiert), setzt etwa Mariia Lomova dem ein schneidend lautes Nein entgegen.
Die Gestrandeten müssen sich neu organisieren. Junge Männer bieten sich als Führer an, aber vor allem die Frauen erinnern daran, dass sie alles anders machen wollen. Die kleine Mariaii aber klagt: „Da stimmt nicht.“
Regisseurin Fabiola Kuonen nimmt die expressionistische Stimmung von Kaiser auf, aber sie hat mit dem Ensemble eine stimmige Mischung aus Text, Choreographie und Songs entwickelt.
Die Gestrandeten entdecken, dass sie 13 sind, und können sich eben zunächst nicht von diesem Mythos lösen, dass die 13 Unglück bringt. Sie sind für eine Rettung eine / einer zu viel, meinen sie. Die Alternative ist furchtbar, und sie entwickelt sihclangsam.
Bis ein Junge seinen Bruder opfert.
Wie sich dann alle sich vom Opfermythos lösen und das Stück mit der Rettung endet, ist bestes Jugendtheater.
Großer Jubel und Standing Ovation für das Junge Team auf der neuen kleinen Bühne im neuen Quartier.
Nächste Vorstellungen und Karten unter
https://www.dhaus.de/home/stadtkollektiv/
Eröffnung des neuen Jungen Schauspiels, neuer Spielort im Central an der Worringer Straße 140
Der Künstlerische Leiter des renommierten Jugend- Theaters Stefan Fischer-Felsbegrüßte nach einem stressigen Umzug aus der Münsterstraße und dem ebenso stressigen Umbau viele Gäste und Förderer. Fischer-Fels kam vom Berliner Grips-Theater zurück nach Düsseldorf, als Wilfried Schulz 2016 neuer Intendant wurde. Das Theater in Düsseldorf stand damals, so Schulz, jahrelang unter dem Motto „Under Construction“ – auch das Schauspielhaus musste noch fertig werden. Eine der ersten Inszenierung fand am Corneliusplatz in einem Zelt statt – es war zwar beeindruckend, aber eben kein Schauspielhaus.
Schulz bedankte sich explizit beim Land, bei der Ministerin Ina Brandes und Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller (CDU), denn Land und OB machten die zusätzlichen Sanierungen am Haus damals möglich.
OB Keller, mitten im Wahlkampf wegen der Stichwahl mit der Grünen Bürgermeisterin Clara Gerlach (die Grüne Kandidatin war ebenfalls anwesend), nahm die Formulierung des Intendanten auf und betonte, dass Kultur verbindet und das sie mit dem Theater nun wirklich mitten in der Stadt residiere.
Auch Ministerin Ina Brandes freute sich, dass die „Brücke“ über die Worringer Straße wieder voller Leben ist und dass das Theater nun mitten in der Stadt sei.
Über die Bahnhofsnähe mit den dortigen Problemen war schon viel diskutiert worden. Stefan Fischer Felsdeutete das optimistisch: „Wir sind hier in eine Gegend gezogen, die die lebendig ist, und die rau ist – also genau richtig für ein Kinder- und Jugendtheater“, sagte er.
Nach den beiden Aufführungen begann dann auf der Brücke mit ihrer ganz eigenen Atmosphäre eine Party mit viel städtischer Prominenz bis spät in die Nacht hinein.