Lady Macbeth - Szenen einer Ehe im „Unterhaus“ des D`Haus

„Lady Macbeth - Szenen einer Ehe“ mit Caroline Cousin

Von Jo Achim Geschke |

Lady Macbeth Caroline Cousin

Caroline Cousin in Lady Macbeth / Foto © Paulina Barreiro D Haus

Ein Wesen kriecht am Boden unter einem Netz, einem Fischernetz hervor, langsam, schlangengleich sich windend. Der Kopf erscheint, „mein Mann ist ein Barracuda, unersättlich, ein gefährliches Raubtier“. Und die erst 21-jährige Caroline Cousin, ein Ausnahmetalent, beginnt im „Unterhaus“ ihr Solo als Lady Macbeth in einem beeindruckenden Abend.

Sie kriecht, sie berichtet von diesen Mollusken, diesen scheinbar harmlosen aber sehr gefährlichen, ja tödlichen Tieren im Wasser. Die ihr Maul aufreißen - und Cousin reißt nicht nur „das Maul“ auf, man sieht wie gefährlich das da ist in einer pantomimischen Bewegung.

Tief unten, im Reich der pfeilschnellen Barracudas und gefährlichen Weißen Haie sinnt diese Lady Macbeth über ihren Mann nach, den Königsmörder. Über die Macht der Frauen, die ihren Männern intelligent und geschickt klar machen, was sie tun sollen, jenen Männern, die glauben, sie entscheiden.

Caroline Cousin, die gerade ihr Schauspielstudium abgeschlossen hat, lässt weiß geschminkt keinen Zweifel, wer gefährlich ist, erinnert an Helena von Troja und Salomé, die Frauen sind die starken, kein Zweifel,

„er hat das Ruder in der Hand, aber wir sind das Schiff“ ….

 Sie erinnert auch an die Gottesanbeterin, aber viel gefährlicher ist jener Wurm im tiefen Wasser, der sich hineinpflanzt in den Körper, ins Gehirn eindringt. Cousin schafft es, dieses tödliche Wandern des Wurms in wenigen Gesten  deutlich zu machen.

Ihre Ehe mit Macbeth war „perfekt“, sagt Lady Macbeth, aber dann wurde er schwach, sie wollte seine Schwäche nicht sehen. Aber: „Ich habe gesehen, wie mein Mann sich zerstört hat.“  Wir erinnern uns an Shakespeare: Lady Macbeth treibt ihren Mann zum Königsmord und allen weitern Morden.

Caroline Cousin steht da mit ihren 1,82 Metern, aufrecht und präsent, reibt die weiße Maske aus ihrem Gesicht, Falten bleiben zurück, viele Falten, das Alter, Lady Macbeth – die gegen Ende selbst bei Shakespeare irgendwie verschwunden, untergegangen ist.

Langer Applaus im Unterhaus für eine großartige junge Schauspielerin.

Der Monolog stammt von Michele De Vita Conti und wurde übersetzt von Sieglinde Borvitz mit Unterstützung von Margaitha Brick, in der Regie von Alessandra Giuriola, die als Regisseurin bereits in Venedig und Berlin arbeitete und gerade als Regieassistentin am Düsseldorfer Schauspielhaus.

Caroline Cousin,

Jahrgang 2000,  hat ihr Schauspiel-Studium jetzt abgeschlossen. Sie ist im Schauspielhaus zu sehen unter anderem als eine der Hexen in Macbeth , Regie Evgeny Titov, und in „Der Zauberberg“ (siehe Kritik). Im Fernsehen war sie zu sehen in „Zerv“,Krimi über die erste ost-West-Kripo nach dem Mauerfall, und 2021 in einer beeindruckenden Hauptrolle in „Tatort, Borowski und die große Wut“.

Das Unterhaus

Ist die kleine sehr beliebte Bühne  unten im Schauspielhaus, ein Platz für Experimente, Monologe, oder die beliebte Reihe von Hanna Werth „Off-Off the Record“, in der sie Kolleg:innen im Gespräch vorstellt.

Weiter Infos unter www.dhaus.de