„Das kleine WEEKEND – Die Unterschätzung“: Off-Kunst, Kälte – und ein Bio-Alt für Düsseldorf.
Loft of Art in Düsseldorf: Wenn unterschätzte Kunst die Bühne bekommt
Von
Alexandra Scholz-Marcovich,
Klaus von Jackelmann
|
Illustrator Markus Parnow bei der Live-Zeichnung im Atelier ausARTen in Bilk, bei „Das kleine WEEKEND – Die Unterschätzung“ von Loft of Art. / Foto: Klaus von Jackelmann
Illustrator Markus Parnow bei der Live-Zeichnung im Atelier ausARTen in Bilk, bei „Das kleine WEEKEND – Die Unterschätzung“ von Loft of Art. / Foto: Klaus von Jackelmann
Draußen war es eisig, die Temperaturen fielen nachts auf minus ein Grad, die ersten Glühweinstände am Rhein hatten geöffnet. Während sich viele Düsseldorfer:innen durch den Weihnachtsmarkt schoben, zog es Kunstfans am 22. und 23. November in einen Hinterhof an der Friedrichstraße: Im zweiten Stock des Ateliers ausARTen startete das Kollektiv Loft of Art mit „Das kleine WEEKEND – Die Unterschätzung“ sein neues Kunst- und Musikformat. Wer die Treppe hinaufstieg, landete in einem warmen, voll gehängten Raum. NDOZ-Fotograf Klaus von Jackelmann war dabei, hat die Stimmung und das frisch vorgestellte Bio-Altbier eingefangen und mit Künstler:innen und Moderatorin Julia Trompeter über ihre Eindrücke gesprochen.
Ein Wochenende für leise Lieblingswerke
Am Samstag eröffnete das Team „Das kleine WEEKEND – Die Unterschätzung“ mit einer Vernissage und Live-Musik. Singer:in-Songwriter:in (Lotta Ka, Gerrit Jansen) aus dem Loft-of-Art-Umfeld spielten, später übernahm Djane AnnKay und sorgte dafür, dass sich der Ausstellungsraum noch mehr wie ein Wohnzimmer anfühlte. Durch den Abend führte Moderatorin Julia Trompeter, die mit viel Herz und Humor die Brücke zwischen Bühne und Publikum schlug.
(v. r.) Julia Trompeter, Moderatorin des Abends, und Caro Herzberg, Mitinitiatorin von Loft of Art, mit einer Besucherin beim „kleinen WEEKEND – Die Unterschätzung“. / Foto: Klaus von Jackelmann
(v. r.) Julia Trompeter, Moderatorin des Abends, und Carolin Herzberg, Mitinitiatorin von Loft of Art, mit einer Besucherin beim „kleinen WEEKEND – Die Unterschätzung“. / Foto: Klaus von Jackelmann
„Es fasziniert mich immer wieder, wie es dem Orga-Team von Loft of Art gelingt, aus dem Nichts einen Ort zu schaffen, an dem sich alle – Kunstschaffende und Besuchende – direkt wohlfühlen“, sagt sie. „Es war mir eine Freude und eine Ehre, das allererste kleine Loft-of-Art-Weekend zu moderieren – wundervolle Menschen, unterschätzte Kunst und Musik, die mich zu Tränen gerührt hat. Was will man mehr?“ , sagt Moderatorin Julia Trompeter.
Am Sonntag stand zunächst die Kunst im Mittelpunkt: Eine „stille Stunde“ ohne Programm lud dazu ein, die Arbeiten einfach in Ruhe anzuschauen – keine Musik, kein Geräuschpegel, nur Bilder und Menschen, die sich Zeit nahmen. Im Anschluss führte Sandra aus dem Loft-of-Art-Team durch die Ausstellung, erzählte Hintergründe und Geschichten zu den gezeigten Werken.
Lisa (l.) und Vanessa im Gespräch vor ihren Arbeiten: persönliche Motive rund um Selbstbilder und Gefühle. / Foto: Klaus von Jackelmann
Lisa (l.) und Vanessa im Gespräch vor ihren Arbeiten: persönliche Motive rund um Selbstbilder und Gefühle. / Foto: Klaus von Jackelmann
Unter den Künstler:innen, die an diesem Wochenende anwesend waren, sind Lisa und Vanessa (MONAYE ART). Ihre Werke gehören zu den persönlichsten Positionen im Raum – hier geht es spürbar um Gefühle, Selbstbilder und Erfahrungen, die sonst leicht untergehen. Sie stehen stellvertretend für viele der Menschen, denen Loft of Art mit dem neuen Format eine Bühne gibt: Kunstschaffende, deren Arbeiten fernab von großen Galerien entstehen und genau deshalb einen eigenen Blick auf die Stadt eröffnen.
Wie gut das neue Format beim Publikum ankam, beschreibt der Fotograf Philipp Bobon so:
„Von der Community für die Community.“
Fotograf Philipp Bobon war selbst Teil der Loft-of-Art-Community – sein Fazit: „Von der Community für die Community.“ / Foto: Klaus von Jackelmann
Fotograf Philipp Bobon war selbst Teil der Loft-of-Art-Community – sein Fazit: „Von der Community für die Community.“ / Foto: Klaus von Jackelmann
„Das kleine Weekend von Loft of Art hat mich als Künstler total begeistert. Die Menge an Kunstinteressierten, die über die zwei Tage verteilt da waren, war wirklich toll! Jeder hatte Lust, über Kunst und Kreativität zu reden, und es war rundum eine gemütliche Veranstaltung. Von der Community für die Community. Ich würde jederzeit wieder mitmachen!“ - Philipp Bobon
Ein besonderes Highlight war die Blindzeichnung von Natalia : Sie skizzierte Besucher:innen in wenigen Sekunden, ohne auf ihr Blatt zu schauen – und traf dabei erstaunlich genau.
Natalia („Nat.Web“) beim Blindzeichnen: Porträts in Sekunden, ohne einen Blick aufs Blatt./ Foto: Klaus von Jackelmann
Natalia („Nat.Web“) beim Blindzeichnen: Porträts in Sekunden, ohne einen Blick aufs Blatt./ Foto: Klaus von Jackelmann
Zu denjenigen, die sich an diesem Wochenende zeichnen ließen, gehört der Illustrator Illustrator Markus Parnow. Für ihn war es das erste Event mit Loft of Art – und seine erste Erfahrung als Künstler in Düsseldorf.
„Ich liebe es, neue Orte zu entdecken. Ich wurde so warm und herzlich empfangen und habe sehr viel Interesse, warme Worte und hilfreiches Feedback für meine Arbeit bekommen“, erzählt er.
Gerade seine Männerporträts seien eigentlich ein eher untypischer Teil seiner Bildsprache – „und genau deshalb war das für mich ein gelungener Auftakt und eine Veranstaltung, die nicht zu unterschätzen ist“.
Das farbige Portrait von Klaus von Jackelmann, das an diesem Abend entstanden ist, gehört zu den Erinnerungen, die bleiben.
Fotos: Klaus von Jackelmann, Zeichnung: Markus Parnow.
Links: Illustrator Markus Parnow bei der Live-Zeichnung beim „kleinen WEEKEND – Die Unterschätzung“ von Loft of Art im Atelier ausARTen in Bilk; rechts sein Porträt von NDOZ-Fotograf Klaus von Jackelmann. / Fotos: Klaus von Jackelmann, Zeichnung: Markus Parnow.
Neues Altbier trifft Off-Kunst
Zum besonderen Mix des Wochenendes gehörte auch eine Düsseldorfer Premiere im Glas: Die Brauer von altus bräu stellten ihr Bio-Alt vor – lokal, unabhängig und mit eigenem Charakter. NDOZ-Fotograf Klaus von Jackelmann war vor Ort, hat die Atmosphäre eingefangen – und ganz nebenbei getestet, wie sich das neue Alt mit der Kunst verträgt. Sein Fazit nach einem langen Abend: interessant, intensiv und sehr schön – fernab der typischen Düsseldorfer Blase.
„Loft of Art war ein Raum voller frischer Energie, ohne Allüren und so bekömmlich wie das kühle Bio-Bier“, sagt er. „Ich fühlte mich wie zu Besuch bei Freunden in einer kreativen WG, in der die Kreativität fließt und die Inspiration nie schläft.“
Links: Besucherin vertieft sich in eines der Gemälde der Ausstellung; rechts: Gast mit Kamera vor einem Plakat der neuen Düsseldorfer Bio-Altbiermarke altus bräu. / Fotos: Klaus von Jackelmann.
Links: Besucherin vertieft sich in eines der Gemälde der Ausstellung; rechts: Gast mit Kamera vor einem Plakat der neuen Düsseldorfer Bio-Altbiermarke altus bräu. / Fotos: Klaus von Jackelmann.
Auch für Carolin Herzberg, eine der Initiatorinnen von Loft of Art, war das Wochenende etwas Besonderes:
„Das vergangene Loft-of-Art-Weekend war ein voller Erfolg, der meine Erwartungen übertroffen hat. Es war ein echtes Heimspiel; mein Atelier verwandelte sich in einen Ausstellungsraum – mit der Atmosphäre eines Wohnzimmers, in dem Gäste Kunst in einer wunderbar intimen Atmosphäre genießen konnten.
Was diesen Erfolg ausmachte, war die unglaublich herzliche und interessierte Stimmung aller Beteiligten – von den Künstlerinnen bis zu den Gästen. Besonders freut mich, wie intensiv das Thema "unterschätzte Werke" angenommen wurde. Es war inspirierend zu sehen, wie tief sich das Publikum mit den Arbeiten auseinandergesetzt hat. Ein Wochenende voller Herz, Kunst und Tiefgang!“
Ein Künstler des Loft-of-Art-Weekends im Gespräch vor einer der Arbeiten der Ausstellung „Die Unterschätzung“ im Atelier ausARTen. / Foto: Klaus von Jackelmann.
Ein Künstler des Loft-of-Art-Weekends im Gespräch vor einer der Arbeiten der Ausstellung „Die Unterschätzung“ im Atelier ausARTen. / Foto: Klaus von Jackelmann.
Loft of Art – vom Geheimtipp zum festen Off-Format
Für NDOZ ist Loft of Art kein neues Kapitel. Bereits 2023 haben wir das Kollektiv bei seiner Premiere im Whiteloft begleitet – damals noch im Rahmen unserer Reihe „Alex & Stefan on tour“ und eher als Geheimtipp für die Off-Szene. Hier ist der Artikel: Loft of Art: Pop-up-Ausstellung in Düsseldorf-Flingern mit über 400 Besuchern ein Erfolg. Seitdem hat sich viel getan: neue Spielorte, gewachsene Community, Vereinsgründung.
Mit „Das kleine WEEKEND – Die Unterschätzung“ setzt Loft of Art nun auf ein kompaktes Format, das sich jeweils einem Thema widmet und bewusst Raum für unterschätzte Arbeiten schafft. Ein Baustein mehr in einer Szene, die zeigt, dass Kunst in Düsseldorf nicht nur in großen Häusern stattfindet, sondern auch in Hinterhöfen, Ateliers und Zwischennutzungen – gerade an kalten Novemberwochenenden.
Links: Djane AnnKay an der „Loft of Art Weekend Stage“, rechts die „Be my muse“-Ecke mit Zeichnungen. / Foto: Klaus von Jackelmann.
Links: Djane AnnKay an der „Loft of Art Weekend Stage“, rechts die „Be my muse“-Ecke mit Zeichnungen. / Foto: Klaus von Jackelmann.
Wer hinter Loft of Art steht, erzählen wir demnächst ausführlicher: In unserer Reihe „Menschen in Düsseldorf“ porträtieren wir Carolin Herzberg, eine der Initiatorinnen des Kollektivs – über ihren Weg von der ersten eigenen Ausstellung bis zu den heutigen Loft-of-Art-Weekends, die mit viel Idealismus die Off-Kulturszene in Bilk und darüber hinaus prägen. Einen kleinen Vorgeschmack darauf, wie sie denkt und arbeitet, gibt sie selbst:
„Mein Antrieb speist sich aus der Haltung, die man sich vielleicht von einer Disneyprinzessin kennt – dem tiefen, verträumten Wissen, dass Glaube Berge versetzt.
Für mich ist dieser Idealismus jedoch kein Wunschdenken, sondern die Überzeugung, dass ich alles schaffen kann. Wenn meine Intuition mir ein Ziel zeigt – wie die Gründung meines eigenen Kunstvereins oder der Aufbau meiner Selbstständigkeit – ist das für mich mein unverhandelbarer Weg.
Zwischen der Vision und der Realität gibt es nur einen Schritt: das "Einfach Machen". Ich bin nicht naiv, ich bin effizient. Ich erlaube mir den Traum, um dann mit voller Konsequenz und zielgerichtet dafür zu sorgen, dass er im echten Leben funktioniert.“
Gruppenfoto - Loft of Art in Bilk:„Das kleine WEEKEND – Die Unterschätzung“ / Foto: Patrik Walter
Gruppenfoto - Loft of Art in Bilk:„Das kleine WEEKEND – Die Unterschätzung“ / Foto: Patrik Walter
Loft of Art in Kürze
Loft of Art e.V. ist ein ehrenamtliches Kollektiv aus Düsseldorf.
Organisiert seit 2023 Kunst- und Musikformate an wechselnden Orten in der Stadt.