Nazi-Symobol auf Hauswand gesprüht

Düsseldorf: islamfeindliche und antisemitische Straftaten nehmen zu

Von Iman Uysal |

Wohnhaus eines Vorstandsmitglieds des KDDM mit einem nationalsozialistischen Symbol besprüht / Foto © KDDM

Wohnhaus eines Vorstandsmitglieds des KDDM mit einem nationalsozialistischen Symbol besprüht / Foto © KDDM

Angesichts des Konflikts im Nahen Osten nehmen anti-islamische und antisemitische Hetze weltweit zu. In der Nacht vom 15. auf den 16. November 2023 wurde das Wohnhaus eines Vorstandsmitglieds des Kreises der Düsseldorfer Muslime (KDDM) von Unbekannten mit einem nationalsozialistischen Symbol besprüht und beschädigt. Das Vorstandsmitglied und weitere Bewohner:innen sind in Sorge um ihre Sicherheit.

Der Kreis der Düsseldorfer Muslime fordert in ihrer Pressemitteilung eine vollständige und schnelle Verurteilung  der Straftat. Strafanzeige sei erstattet worden und auch der Staatsschutz sei bereits informiert.

Der Islamfeindliche Angriff stellt keinen Einzelfall dar. Kurz zuvor war der Briefkasten der KDDM mit Hakenkreuzen beschmiert wurden. In mehreren Moschee-Gemeinden in Recklinghausen hatte die Polizei Ende Oktober Tüten mit Ekel-Inhalt sichergestellt. Die Polizei bestätige, dass in den Tüten der Hassbotschaften ein verbrannter Koran, Hundekot, Schweinefleisch und Dreck gefunden wurden.

Die Jüdische Gemeinde Düsseldorf  hat in einem Instagram-Post am 20. November zur vollen Solidarität mit dem KDDM aufgerufen.

„Dieser Hass auf Muslime hat in unserer offenen und toleranten Gesellschaft, die wir uns alle so sehr wünschen, keinen Platz. Gerade in diesen schweren Zeiten darf der Hass nicht die Oberhand gewinnen. Wir müssen weiterhin für eine vielfältige Gesellschaft werben, in der Antisemitismus, antimuslimischer Rassismus und jegliche Form von Diskriminierung keine Anerkennung finden“, heißt es in der Stellungnahme der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf.

In Deutschland leben ungefähr 5,5 Millionen Menschen muslimischen Glaubens. Knapp 3 Millionen von Ihnen sind im Besitz der deutschen Staatsbürgerschaft. In Reaktion auf rassistisch motivierte Anschläge wie in Hanau am 19. Februar 2020 hatte das Bundesministerium des Innern und für Heimat dem "unabhängigen Expertenkreis Muslimfeindlichkeit" den Auftrag erteilt, wandelnde Erscheinungsformen von Muslimfeindlichkeit in Deutschland zu analysieren.

Für 2022 verzeichnet das Lagebild zum antimuslimischen Rassismus 898 Übergriffe. Das sind mehr als zwei Übergriffe am Tag. Die Organisationen gehen allerdings von einer viel höheren Dunkelziffer aus. Das Lagebild für 2022 zeige demnach nur einen Ausschnitt. Ein Viertel der gemeldeten Übergriffe passierte im öffentlichen Raum. Insbesondere muslimische Frauen sollen von Angriffen in Form von verbaler und physischer Gewalt betroffen sein.

Der Bundesverband der Recherche und Informationsstellen Antisemitismus (RIAS) beobachtete hierzulande seit dem Großangriff der Hamas am 07. Oktober 2023 einen deutlichen Anstieg an antisemitischen Vorfällen. Vom 07. bis 15. Oktober registrierte RIAS insgesamt 202 verifizierte antisemitische Vorfälle mit Bezug zu den Terrorangriffen der Hamas gegen Israel. Quelle: Statista

Kommentar von Iman Uysal, Autorin

Es ist gerade Mal ein Menschenleben her: Die Nationalsozialisten ermordeten während ihrer Herrschaftszeit von 1933 bis 1945 mehrere Millionen Menschen. Neben dem planmäßigen Genozid (Holocaust) an den europäischen Juden mit rund sechs Millionen Opfern, wurden unter anderem rund sieben Millionen sowjetische Zivilisten ermordet. Weitere drei Millionen Soldaten der Sowjetunion überlebten die deutsche Kriegsgefangenschaft nicht. Zahlreiche andere Ethnien und Nationalitäten sowie Minderheiten, politisch andersdenkende und Menschen mit Behinderung waren ebenfalls betroffen.

Es gleicht einem Armutszeugnis, dass die geistigen Nachfolger dieser Ideologie aktuell politisch erfolgreicher sind denn je. Aufgabe der Politik ist es, alle Menschen in Deutschland vor Diskriminierung und Ausgrenzung zu schützen. Es ist Aufgabe der gesamten Gesellschaft, für ein tolerantes und respektvolles Miteinander zwischen allen in Deutschland vertretenen Religionen und Minderheiten zu sorgen.

 

„So was hätt einmal fast die Welt regiert!
Die Völker wurden seiner Herr, jedoch
Dass keiner uns zu früh da triumphiert -
Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch!
Bertolt Brecht