Erste Gleisfahrt Wehrhahnlinie

Eingefahrene Gleise - Keine ungetrübte Freude

Von Jo Achim Geschke |

Startschacht am Bilker Bahnhof / Foto Archiv NDOZ.de

Auf einem langsamen Bauwagen ging es am Mittwoch erstmals über die die 3,4 Kilometer lange Strecke der Wehrhahnlinie. Denn die Gleise in den U-Bahntunneln sind nun komplett verlegt. Und alle Offiziellen der Stadt, die hinter Gittern im Bauwagen vom Bahnhof Bilk bis Wehrhahn rollten, freuten sich. Dabei wäre Erleichterung eher angesagt: Wenn ab Februar 2016 die Wehrhahnlinie rollt – dann sind 8 Jahre Bauzeit in der Innenstadt vorerst vorbei und insgesamt mehr als 800 Millionen Euro verballert. Für etwas mehr als 3 Kilometer und einige Minuten Fahrtzeit zwischen Bilk und Wehrhahn weniger ....

Die Freude, die Verkehrsdezernent Stephan Keller und die Leiterin des Verkehrsmanagements, Andrea Blome, verbreiten, wird bei genauem Hinsehen doch etwas getrübt. Kö-Bogentunnel und Wehrhahnlinie haben die Stadtkasse – trotz Zuschüssen von Land und Bund – um Hunderte Millionen Euro erleichtert. Und entgegen heutiger Einsichten zur Verkehrspolitik leiten die Kö-Bogentunnel den Autoverkehr mitten durch die Stadt und nicht außen herum.

Was von den Machern so gelobt wird – die Neugestaltung der Oberflächen etwa in der Schadow- oder Friedrichstraße – hätte sicherlich auch anders und mit mehr Grün erreicht werden können. Seit der Planung vor sieben Jahren hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass Autoverkehr möglichst nicht in die Innenstadt gehört, und die neue Mehrheit im Stadtrat und um OB Geisel legt nun mehr Wert auf Radverkehr und ÖPNV, Radler und Fußgänger und mehr „Aufenthaltsqualität“ stehen eher im Mittelpunkt. Und das erreicht man sicher  nicht durch Auto-Tunnel, die ja irgendwie zur Wehrhahnlinie gehören. Denn ohne die U-Bahn  ...

Und auch die Freude über das Ende der oberirdischen Baustellen für die U-Bahnhöfe ist wahrlich nicht ungetrübt: Denn bald beginnen die Bauarbeiten für die Umgestaltung der Straßen, in denen oberirdisch keine Rheinbahn mehr fahren wird. Und das leidige Thema der Linie 708 durch Düsseltal mit den zunächst geplanten Lücken für die Anwohner im Stadtteil ist auch noch nicht ausdiskutiert.

Die erste Fahrt auf den jetzt fertiggestellten Gleisen durch die Tunnel der Wehrhahnlinie lässt also durchaus nicht nur Jubel aufbrausen.

Ab Mai beginnen für die Rheinbahn die Testfahrten, ab Oktober sollen die Rheinbahnfahrer auf der neuen Strecke geschult werden.

Respekt übrigens für Gerd Wittkötter : Er hat als Projektleiter immer mit Ruhe und Kompetenz das Riesenprojekt erläutern können. Und hat sogar seinen Ruhestand aufgeschoben, um das Projekt bis zum Ende begleiten zu können.

Ab Ende November können die tollen neuen Bahnhöfe besichtigt werden. Am 20. Februar kommenden Jahres soll nun der eigentliche Start  der kurzen U-Bahnstrecke gefeiert werden. Um mal einen Spruch des ersten Bundespräsidenten Theodor Heuss abzuwandeln: Dann feiert mal schön.

 Einige offizielle Fakten zur Wehrhahnlinie :

Erster Spatenstich: 28. November 2007
Baubeginn in großem Stil: Frühjahr 2008
Inbetriebnahme: 20. Februar 2016

Künftige Linien: U 71, U 72, U 73 und U 83
Länge: 3,4 Kilometer

Kosten: 843,6 Millionen Euro, getragen von der Landeshauptstadt Düsseldorf, dem Land Nordrhein-Westfalen und der Bundesrepublik Deutschland

Erste öffentliche Besichtigung der neuen Bahnhöfe:
Samstag, 28. November - Samstag. 5. Dezember - Samstag, 12. Dezember

Die Bahnhöfe:

Oberirdisch: Wehrhahn S-Bahnhof und Bilk S-Bahnhof
Unterirdisch: Pempelforter Straße, Schadowstraße, Heinrich-Heine-Allee, Benrather Straße, Graf-Adolf-Platz und Kirchplatz

Zahl der Rolltreppen: 59 Zahl der Aufzüge: 13