Gedenken an Düsseldorfer Roma-Verfolgung

Gedenken an ermordete Sinti und Roma

Von Jo Achim Geschke |

Mahnmal Ehra von Otto Pankok, Grafik Jo Geschke

Am morgigen Dienstag, 16. Dezember, vor 72 Jahren, begann durch den verheerenden Auschwitz-Erlass“ von SS-Führer Himmler die Verfolgung und Ermordung der Sinti und Roma in Düsseldorf. Zur Mahnung und Erinnerung an das für Düsseldorf damals unrühmliche Lager am Höherweg und die Ermordung der Sinti und Roma gedenkt die Stadt mit dem Landesverband Deutscher Sinti und Roma NRW der während der NS-Zeit ermordeten Sinti und Roma Europas am Dienstag, 16. Dezember, um 18 Uhr mit einer Schweigeminute und einer Kranzniederlegung am Mahnmal "Ehra" am Alten Hafen in der Altstadt.

Das Mahnmal Ehra wurde von Otto Pankok  geschaffen, Pankok besuchte des Öfteren das Lager am Höherweg, in dem die sogenannten „Zigeuner“ interniert waren. Das Mahnmal zeigt das Mädchen Ehra. Die Inschrift am Mahnmal: „ Internierungslager Höherweg 1937 - Zum Gedenken an die Sinti und Roma, die durch den Nationalsozialismus Opfer des Völkermordes wurden. Diese Figur des Sinto-Mädchens Ehra schuf der Künstler Otto Pankok (1893–1966) zur Erinnerung an die mit ihm befreundeten Düsseldorfer Sinti, von denen über hundert aus dem Lager Höherweg abtransportiert und ermordet wurden. Das Mädchen Ehra selbst gehörte zu den wenigen KZ-Überlebenden.“

Das Denkmal wurde am 52. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz, dem 27. Januar 1997, am Alten Hafen aufgestellt.

Bürgermeister Günther Karen-Jungen und Roman Franz, Vorsitzender des Landesverbands Deutscher Sinti und Roma NRW, werden Worte des Gedenkens sprechen.


 Wir dokumentieren die Geschichte der Sinti und Roma in Düsseldorf mit einem Text der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf:

„Bereits kurz nach der nationalsozialistischen Machtübernahme wurde in der nationalsozialistischen Düsseldorfer Tageszeitung "Volksparole" angekündigt, dass es nun nicht mehr lange dauern werde, bis es den "Zigeunerscharen" verboten würde, in der Stadt ihr Lager aufzuschlagen. In der Tat wurden umgehend Maßnahmen mit dem Ziel ergriffen, Sinti und Roma von privaten Stellplätzen zu vertreiben. Im Juli 1937 erging dann der Befehl an alle Polizeireviere, Sinti und Roma genau zu erfassen, um sie im gerade fertiggestellten Zigeunerlager Höherweg zu internieren.

"Noch bevor die Synagogen aufloderten, waren die Zigeunerfamilien hinter den Gittern des Stacheldrahts zusammengepfercht", kommentierte der bekannte Düsseldorfer Künstler Otto Pankok (1893-1966) diese Maßnahme. Durchschnittlich sieben Personen mussten sich im Zigeunerlager einen mit von außen verriegelbaren Eisentüren und vergitterten Fenstern versehenen Raum von nur 20 Quadratmetern teilen. Ganz besonders litten die etwa 200 dort Internierten unter der Brutalität des in einer Wachbaracke lebenden Polizei-Aufsehers.

Die Sinti und Roma, die als selbständige Handwerker, Händler oder Musiker gelebt hatten, wurden schon kurz nach der Machtübernahme zu Zwangsarbeit herangezogen. Das "Zigeunerlager" diente aber nicht nur als Arbeitskräftereservoir. Durch ihre Konzentration wurde auch die Erfassung der Sinti und Roma durch die 1936 gegründete "Rassenhygienische Forschungsstelle" begünstigt. Diese hatte sich zum Ziel gesetzt, die "biologische Bedingtheit von Asozialität" nachzuweisen und dazu die "Zigeunerfrage als erstes und am ehesten lösbares Teilproblem in Angriff genommen". Die den Sinti und Roma nach Kriegsbeginn 1939 erteilte Auflage, ihren Aufenthaltsort nicht mehr zu verlassen, wurde von der "Forschungsstelle" als besondere Förderung ihrer Arbeit "gewürdigt". Sie beschleunigte nun ihre Arbeit, "um für die in Kürze zu erwartenden einschneidenden Maßnahmen die Unterlagen bereitstellen zu können."

Welcher Art diese "Maßnahmen" sein sollten, erfuhren die Sinti und Roma recht drastisch in den Morgenstunden des 16. Mai 1940: Polizeifahrzeuge fuhren auf das Lagergelände, anhand einer vorgefertigten Liste wurden 130 Insassen auf Lastwagen verladen und nach Köln gebracht, wo die Düsseldorfer zusammen mit Sinti und Roma aus dem übrigen Rheinland in bereitstehende Viehwaggons getrieben und in das besetzte Polen deportiert wurden, um dort in Ghettos und Lagern eingesperrt zu werden. Am 10. März 1943 wurde das Zigeunerlager dann erneut von Bewaffneten umstellt und der größte Teil der verbliebenen Insassen in das neu errichtete "Zigeunerfamilienlager Auschwitz-Birkenau" verschleppt.

Die meisten Düsseldorfer Sinti und Roma wurden von den Nazi

s ermordet. Den wenigen Überlebenden wurde in der Regel eine Entschädigung für die erlittene Verfolgung verweigert. Stattdessen wurden sie in Düsseldorf erneut an einer Stelle zusammengefasst: im ehemaligen Zigeunerlager am Höherweg.“

Quelle:

www.ns-gedenkstaetten.de/nrw/duesseldorf/forschung-und-projekte/verfolgung-duesseldorfer-sinti-und-roma.html