Mahn- und Gedenkstätte mit Ausstellung zu Wohnungslosen

"Ohne Obdach. Ohne Schutz"- Mahn- und Gedenkstätte zeigt Wohnungslose in der Nazizeit und heute

Von Jo Achim Geschke |

Ausstellung im Julo-Levin-Raum, aus Düsseldorfer Sicht / Foto (c)Stadt Düsseldorf/ Wilfried Meyer

Die Mahn- und Gedenkstätte zeigt bis Januar unter dem Titel "Ohne Obdach. Ohne Schutz" das Thema Obdachlosigkeit in drei Sonderausstellungen. Zudem gibt es Stadtführungen durch heutige Wohnungslose und eine Führung zu der fast vergessenen Siedlung "Am Zollhaus" im Gerresheim der 1920er- und 1930er-Jahre und Vorträge sowie Fotos von Menschen, die heute in Düsseldorf auf der Straße leben.

Obdachlose, Bettler und andere "soziale Außenseiter" wurden aus der nationalsozialistischen "Volksgemeinschaft" gnadenlos ausgegrenzt: Die Rassenlehre des Nationalsozialismus erklärte sie zur Gefahr für den deutschen "Volkskörper", zu "Asozialen", die überflüssig seien. Behörden, Polizei und Gerichte, Wohlfahrtsverbände und Gesundheitsämter machten sich daran, Menschen ohne festen Wohnsitz, Suchtkranke, Prostituierte, Kleinkriminelle und verarmte Wanderarbeiter zu erfassen, sie "kriminalbiologisch" zu untersuchen, sie zu sterilisieren oder in Konzentrationslager zu verschleppen.

Die Ausstellung "Wohnungslose im Nationalsozialismus" der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe e.V. erklärt Grundlagen und Stationen dieser nationalsozialistischen Verfolgung. Die Schau "Ohne Obdach. Ohne Schutz. Soziale Außenseiter im nationalsozialistischen Düsseldorf" im Julo-Levin-Raum beleuchtet das Thema ganz gezielt aus Düsseldorfer Sicht. Wie wurden Menschen, denen man die Mitgliedschaft in der nationalsozialistischen "Volksgemeinschaft" absprach, in Düsseldorf verfolgt? Was geschah mit ihnen? Die Ausstellung skizziert auch Biografien von Düsseldorferinnen und Düsseldorfern, die Opfer der Verfolgung wurden, wie Klara Kerz, die als Wohnungslose wegen Kleindiebstahls aus zerbombten Gebäuden hingerichtet wurde.

Ohne Geschichte und Gegenwart miteinander zu vermischen, lenkt der Schweizer Fotograf Leo Gesess in seiner Installation "Mittendrin und doch nicht dabei" im historischen Luftschutzkeller der Mahn- und Gedenkstätte den Blick auf Obdachlose und ihre Hunde im heutigen Stadtbild. Wie viel Beobachtung, wie viel Beachtung wird ihnen zuteil?

Die Sonderausstellungen werden am heutigen Montag, 11. September, um 19 Uhr eröffnet und sind bis zum 14. Januar 2018 in der Mahn- und Gedenkstätte zu sehen.

Begleitprogramm
Ergänzt werden die Ausstellungen durch ein vielfältiges Begleitprogramm. So gibt es in Kooperation mit dem Projekt "Straßenleben" zwei Stadtführungen durch Wohnungslose im heutigen Düsseldorf (19. September, 17 Uhr/25. Oktober,15.30 Uhr).

Wohnungsnot im Zusammenspiel mit Industrialisierung und Stadtentwicklung analysiert Dr. Peter Henkel, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Mahn- und Gedenkstätte, in einer Stadtführung am Beispiel der fast vergessenen Siedlung "Am Zollhaus" im Gerresheim der 1920er- und 1930er-Jahre (16. September, 14 Uhr).

Dr. Bastian Fleermann, Leiter der Mahn- und Gedenkstätte, wird mit einem Vortrag zur Düsseldorfer Kriminalpolizei einen der Hauptakteure der nationalsozialistischen Verfolgung von Obdachlosen in den Blick nehmen (5. Oktober, 18.30 Uhr).

Viele Düsseldorfer wurden durch die Behörden in die Arbeitsanstalt Brauweiler bei Köln eingewiesen, die Hermann Daners in einem Vortrag näher vorstellen wird (29. November, 19 Uhr). Daneben gibt es kostenlose, offene Abendführungen durch die Sonderausstellungen (22. November, 12. Dezember, 11. Januar 2018, jeweils 19 Uhr). Sie ermöglichen mit einer späten Öffnung des Museums um 19 Uhr auch Berufstätigen, die Sonderausstellungen zu besuchen.

Detaillierte Informationen zum Begleitprogramm finden sich im Ausstellungsflyer, auf der Homepage der Gedenkstätte sowie auf facebook.

Weitere Informationen unter: www.gedenk-dus.de/
Öffnungszeiten der Mahn- und Gedenkstätte: dienstags bis freitags und sonntags 11 bis 17 Uhr, samstags 13 bis 17 Uhr, montags geschlossen.