Die Räuber im Jungen Schauspiel aktualisiert von Felix Krakau

Die Räuber mal anders im Jungen Schauspiel oder Wie solls für die Jugend weiter gehen?

Von Jo Achim Geschke |

Die Räuber Junges Schauspiel

„Die Räuber“ im Jungen Schauspiel Düsseldorf, im Bild Eva Maria Schindele, Yulia Yáñez Schmidt, Jonathan Gyles, Fatih Kösoğlu, Caroline Adam Bay/ Foto © David Baltzer D Haus

Es ist ein alt-bekannter Klassiker, aber in der Bearbeitung von Felix Krakau kommen die jungen Schauspieler:innen „Jungen Schauspiel“ an der Münsterstraße 446 ganz nah heran an ihr Publikum und deren Lebensgefühl. Vom Elternhaus angeblich verstoßen, beginnt Karl (vielseitig wie immer Jonathan Gyles) als Räuberhauptmann ein abenteuerliches Leben. Das Stück entstand 1781 von Friedrich Schiller im Sturm und Drang (etwa 1765 bis 1785), also einer Zeit der jungen stürmischen Autoren. Diesen stürmisch-jungen Aspekt greift Regisseur Krakau hier gelungen auf und aktualisiert das Drama.

Krakau verdichtet das Drama auf die Szenen mit den Räubern im Wald. Diese Räuber – neben Karl (vielseitig wie immer inklusive E-Gitarre Jonathan Gyles) ausgezeichnet auch Spiegelberg/ Eva Maria Schindele oder Grimm / Yulia Yáñez Schmidt ebenso wie Caroline Adam Bay haben Karl zum Hauptmann gewählt. Der trauert seiner großen Liebe Amalia nach. Der intrigante „Franz, die Kanaille“, der mit einem gefälschten Brief die Katastrophe auslöst, tritt nicht auf, auch Amalia ist nur aus dem Off zu hören.

Meisterliches Bühnenbild

Das Bühnenbild von Marie Gimpel ist ein Meisterstück: Hängende Lichtstäbe signalisieren einmal in Grün einen Wald, dann in weiß einen Stadt. Ein Campingzelt und ein Lagerfeuer aus angeleuchtetem Stoff schaffen Distanz zum Geschehen.

Die Räuber rauben und legen schließlich eine Stadt in Schutt und Asche.

Karl bekommt Skrupel, ob die brutalen Methoden wohl so richtig sind, „Wir sind zu weit gegangen“, sieht er ein.

Einordnung für Schüler:innen

Das Programmheft ist für Schüler:innen ausgezeichnet gemacht, ordnet die Szenen ein und stellt mit Zitaten und Quellen den Bezug zur heutigen Welt dar: Wie weit darf ein Protest für eine gute Sache gehen? Wie können Reichtümer gerechter verteilt werden?

Anders als bei Schiller bleiben die jugendlichen Räuber am Leben. Amalia macht Karl (aus dem Off) deutlich, dass sie  jetzt ein eigenes Leben führt.

Durch einen Diener aus dem Haus des Grafen Moor – Karls Vater – wird klar, dass Franz Moor den Brief damals gefälscht hat und der Vater den Sohn gar nicht verstoßen hatte. Die Räuber dringen ins Schloss ein, und dort sind Franz und der Graf tot.

Spiegelberg hat zwar keine Lust auf „Happy End“.

Aber die anderen wollen einen „einen Neustart wagen, anders, klüger. Das wäre die Geschichte der Räuber gewesen.“

Großer und langer Jubel beim überwiegend jungen Publikum.

Weitere Aufführungstermine in der Münsterstraße 446 beim Jungen Schauspiel unter

https://www.dhaus.de/junges-schauspiel/

.Besetzung

Karl Jonathan Gyles

Spiegelberg Eva Maria Schindele

Grimm / der Vater Yulia Yáñez Schmidt

Schweizer / Roller / Amalia Caroline Adam Bay

Razmann / Franz Fatih Kösoğlu

Regie Felix Krakau

Bühne und Kostüm Marie Gimpel

Musik Timo Hein

Licht Benjamin Grunwald

Dramaturgie Leonie Rohlfing

Theaterpädagogik Lena Hilberger

Dauer 1 Stunde 15 Minuten — keine Pause