„Peer Gynt“ Gastspiel vom Theater an der Ruhr

Roberto Ciulli und Maria Neumann mit „Peer Gynt“ zu Gast im D Haus

Von Jo Achim Geschke |

Peer Gynt Ciulli Neumann

Roberto Ciulli (89) und Maria Neumann in „Peer Gynt / Foto © Joachim Schmitz -D Haus

Ein alter Tisch mit zwei Stühlen, ein Metallbett, ein alter einfacher Schrank – der Raum, in dem Theaterlegende Roberto Ciulli und Schauspielerin Maria Neumann Ibsens „Peer Gynt“ entstehen lassen. Ciulli, 1980 Gründer (mit Harald Schäfer) und Leiter des Theaters an der Ruhr, hat Hendrik Ibsens „Peer Gynt“ mit Neumann gemeinsam in typischer Fassung des Mühlheimer Theaters – ebenso wie den Bühnenraum – reduziert auf einen Kern, auf die Frage nach Lüge/ Wahrheit/ Ich. Sie gastierten jetzt im Schauspielhaus – ein beeindruckend intensives Theatererlebnis.

Er und sie tragen gleich aussehende schwarze Anzüge und weiße Hemden, sitzen sich gegenüber am Tisch, „Du lügst“ sagt sie, er: „Ich lüge nicht“ und „alles Lüge“. Ciulli  ist anfangs die Mutter, sie Peer, aber das wechselt schnell.

Meister:innen der kleinen Gesten und minimalen Bühnenaccessoires

Die beiden sind Meister:innen der kleinen Gesten und minimalen Bühnenaccessoires: Ciulli / Peer steckt sich dicke Ringe an den Finger und verwandelt sich, im Schubfach des Tisches verbirgt sich eine Krone, und schon ist der Kaiser Peer da. Neumann / Aase faltet ein Papierschiffchen, und schon schwankt die Seereise daher.

Wenn Neumann mit nur einem Schuh und dem anderen Fuß im grünen Socken über die Bühne läuft, hat das Detail bei Ciulli Bedeutung – es ist eben der Hinkefuß des Teufels, der nicht in den Schuh passt, erfahren wir später.

Es ist auch eine Theaterabend, an dem für die Zuschauer:innen Ciulli im Mittelpunkt des Interesses steht. Wenn der 89-Jährige seine Mitspielerin Maria Neumann auf den Rücken nimmt, stockt einem doch etwas der Atem, aber das geht über in eine klare Bewunderung.

Du könntest ein Prophet sein, sagt sie, und er: „Prophet ist gut, die lügen nie.“ Die Reduzierung auf die Kernthemen haben eben auch viel Witz –

Sie zur Todesfurcht: „Man stirbt nicht in der Mitte des 5. Aktes.“

Und Neumann beißt sogar in die Zwiebel, die aus der Schublade hervorgeholt wird, sie schälen sie – sie hat keinen Kern, wissen wir von Ibsen.

„Ist der Huf echt?“ fragt Peer endlich mit Blick auf den grünbestrumpften Fuß ohne Schuh, von dem, der seine Seele holen will.

Großer Jubel des Düsseldorfer Publikums für Neumann und Ciulli - der Samstag nächster Woche 89 Jahre alt wird, der so mit sich identisch im Theater lebt, seit mindestens 1981, und der am Theater an der Ruhr auf mehr als 80 Inszenierungen zurückblicken kann.

Link zum Theater an der Ruhr : https://www.theater-an-der-ruhr.de/de/