Ein Sommernachtstraum Open Air im D Haus

Shakespeares Sommernachtstraum als wundervolle Komödie mit herausragenden Schauspieler*innen

Von Jo Achim Geschke |

Sommernachtstraum

Ein Sommernachtstraum, Alexander Wanat, Pauline Kästner, hinten Sophie Stockinger mit Puck/ Foto © Sandra Then D Haus

Diese Komödie bringt große Schauspielkunst. Das Publikum kann lachen, sich freuen, mit den Schauspieler*innen mitzittern, kann sie bewundern. Eine Shakespeare-Komödie eben. Nein: Ein wundervoller Sommernachtstraum, der sogar den kalten Wind vor dem Schauspielhaus vergessen lässt, weil Regisseur Stas Zhyrkov und sein Dramaturg David Benjamin Brückel den Sommernachtstraum gekonnt auf das wesentliche einer Komödie gekürzt haben. Und weil etliche Schauspieler und Schauspielerinnen außergewöhnliches auf die Open-Air Bühne bringen.

Aber von Anfang an: Chefdramaturg Robert Koall begrüßt das Publikum zur  fünften Open-Air  Inszenierung – und drei ist in Düsseldorf  bereits eine Tradition. Koall teilt dem verehrten Publikum mit, dass der beliebte Schauspieler Kilian Ponert, der den „Zettel“ spiele, vor vier Tagen gestürzt, sich verletzt habe. Und für ihn eingesprungen, sagt Koall, „ich weiß nicht wie er das geschafft hat in den drei Tagen“, sei  Alexander Wanat. Oh je, denken sich manche, drei Tage für die Rolle … Vorweg gesagt: Der 33-jährige Düsseldorfer Alexander Wanat, der bei der berühmten Schauspielschule Ernst Busch studierte,  hat es geschafft, und wie.

Der Sommernachtstraum ist eine der bekanntesten Stücke Shakespeares. Zhyrkov geht es  um den Kern, die Irrungen und Wirrungen bei der Liebe zwischen zwei Paaren in Athen, und das verlegt der Regisseur wie schon zu Shakespeares Zeiten auf einen Rummelplatz mit „Love Tunnel“ und bunter Kulisse (Bühne Paulina Barreiro). Theseus will am Hof von Athen Hippolyta heiraten, die Königin der Amazonen. Auftritt also beide in einem Kettcar mit Schwanenaufbau. Und Pauline Kästner als schwer verkaterte Hyppolyta reizt als erste die Lachmuskeln, wenn sie den Flachmann Nummer 1 aus dem Stiefel zieht und ihr Cocktailglas füllt, dann Flachmann Nr. 2 aus dem Strumpfband, und Flachmann Nr.3 aus dem Korsett. Pauline Kästner singt „rrrrrun for your life“, und dieser Einstieg macht die Inszenierung von Stas Zhyrkov deutlich: Dieser Sommernachtsraum „Open Air“ ist eine  lustige Komödie mit (sehr gelungenem) Gesang. Und einer ausgezeichneten Live-Band.

Schon tobt wütend Blanka Winkler („fick dich ins Knie, Demetrius“) über die Bühne. Und wenn ihnen später der Chef der Theatertruppe mit grauen Haaren und Brille irgendwie bekannt vorkommt – auch das ist Blanka Winkler.

Und wo schon Pauline Kästner als Hyppolyta und Titania, Jonas Friedrich Leonhardi als Theseus und Oberon überzeugen, die Schauspielschüler*innen als junge Paare  überzeugen, geht es weiter mit der Schauspielkunst:

Mitreißende Sophie Stockinger als Puck

 Berühmt geworden ist das Stück wegen der Szenen rund um die Elfen im Wald, um Puck und um Zettel, der Teil des Theatergruppe im Wald ist, auch Handwerkerszene genannt. Und da kommen wir zunächst zu Puck – hier dargestellt durch eine mitreißende Sophie Stockinger mit einer kunstvoll geführten, süßen und überzeugenden Handpuppe, die man keine Sekunde aus den Augen lassen möchte. Stockinger / Puck bekommen herzlichen Szenenapplaus.

 Und dann sind wir bei „Zettel“:  Dieser Zettel ist jede Sekunde seiner Präsenz auf dem Platz überzeugend, und man fragt sich wirklich, was Dramaturg Koall schon ansprach: Wie hat der Mann das in den drei Tagen, seit Ponert ausfiel, nur geschafft mit Text und Darstellung? Alexander Wanat  singt, ist manchmal der etwas Unsortierte, und kommt schließlich, durch Oberon und Puck verzaubert, mit seinen rosa Esels-Ohren daher. In den sich die ebenso verzauberte Kästner/ Hyppolyta verliebt.

Charmante Distanz zum Stück

Als die wieder aufwacht aus der Umnachtung, ist sie völlig von der Rolle, kann gar nicht glauben, was passierte, schnappt sich das Textheft von der Souffleuse und schaut nach, was  sie vorher so gemacht hat. Sie schimpft, nimmt keineswegs die Elfen in Schutz, „es gibt auch Elfen die hatten eine schwere Kindheit…“  Das sind die Szenen, in denen die charmante Distanz zum Stück in gekonnte Komödie übergehen und diese Inszenierung so liebenswert und publikumswirksam machen.

Die Handwerkerszene, in denen der Chef der chaotischen Darsteller im Wald bemüht, eine Inszenierung hinzukriegen (auch hier Blanka Winkler), ist als  Klamotte unnachahmlich gut gelungen.  Und Kästner/ Titania, die mit Oberon zuschaut, freut sich über den Flyer vom D Haus mit ihrem Foto.

Die Paare kriegen sich, wie es sein soll, alles wird gut, sie toben durch die Kulisse. Zum Schluss kommt Puck/ Sophie Stockinger mit Handpuppe auf die Freiluftbühne, spricht das Publikum direkt an, bittet es zu applaudieren, wenn es gefallen hat.

Und das Publikum dieser fünften  Open Air-Premiere spendet Jubel, langen Beifall, Standing Ovation, und selbst der kalte Wind hat dem Vergnügen an dieser Komödie nichts anhaben können.

Ein Sommernachtstraum  von William Shakespeare Regie: Stas Zhyrkov D’haus Open Air Premiere am 23. Mai 2025 vor dem Schauspielhaus

Termine bis Juli und Karten-Bestellung unter

https://www.dhaus.de/programm/spielplan/dhaus-open-air-2025/1490/

Für schlechtes Wetter gibt es Decken, Sitzkissen und auch leichte Regenjacken mit Kapuze.

Besetzung

Theseus, Herzog von Athen: Jonas Friedrich Leonhardi

Hippolyta, Königin der Amazonen: Pauline Kästner

Egeus, Hermias Vater: Markus Danzeisen

Hermia: Sarah Steinbach

Demetrius_ Elias Nagel

Lysande:r Roman Wieland

Helena: Blanka Winkler

Oberon, König der Elfen: Jonas Friedrich Leon­hardi

Titania, Königin der Elfen:  Pauline Kästner

Puck: Sophie Stockinger

Ein Elf in Titanias Gefolge Markus Danzeisen

Zettel/Pyramus : Kilian Ponert / Alexander Wanat

Squenz/ Prolog: Blanka Winkler

Flaut/ Thisbe: Roman Wieland

Schnauz/Wand/Mondschein: Elias Nagel

Schnock/Löwe : Sarah Steinbach

Musiker:innen Marco Girardin / Maria Mandoza, Joan Chávez / Duy Luong, Alvaro Severino / Pablo Paredes

 

Regie Stas Zhyrkov

Masken- und Puppenspiel, Mitarbeit Regie Matteo Spiazzi

Bühne Paulina Barreiro

Kostüm Justine Loddenkemper

Musikalische Leitung Marco Girardin

Licht Christian Schmidt

Dramaturgie David Benjamin Brückel

Masken-/Puppenbau Alessandra Faienza

Dauer  2 Stunden 30 Minuten — eine Pause

Mit freundlicher Unterstützung der Stadtwerke Düsseldorf