Aber von Anfang an: Chefdramaturg Robert Koall begrüßt das Publikum zur fünften Open-Air Inszenierung – und drei ist in Düsseldorf bereits eine Tradition. Koall teilt dem verehrten Publikum mit, dass der beliebte Schauspieler Kilian Ponert, der den „Zettel“ spiele, vor vier Tagen gestürzt, sich verletzt habe. Und für ihn eingesprungen, sagt Koall, „ich weiß nicht wie er das geschafft hat in den drei Tagen“, sei Alexander Wanat. Oh je, denken sich manche, drei Tage für die Rolle … Vorweg gesagt: Der 33-jährige Düsseldorfer Alexander Wanat, der bei der berühmten Schauspielschule Ernst Busch studierte, hat es geschafft, und wie.
Der Sommernachtstraum ist eine der bekanntesten Stücke Shakespeares. Zhyrkov geht es um den Kern, die Irrungen und Wirrungen bei der Liebe zwischen zwei Paaren in Athen, und das verlegt der Regisseur wie schon zu Shakespeares Zeiten auf einen Rummelplatz mit „Love Tunnel“ und bunter Kulisse (Bühne Paulina Barreiro). Theseus will am Hof von Athen Hippolyta heiraten, die Königin der Amazonen. Auftritt also beide in einem Kettcar mit Schwanenaufbau. Und Pauline Kästner als schwer verkaterte Hyppolyta reizt als erste die Lachmuskeln, wenn sie den Flachmann Nummer 1 aus dem Stiefel zieht und ihr Cocktailglas füllt, dann Flachmann Nr. 2 aus dem Strumpfband, und Flachmann Nr.3 aus dem Korsett. Pauline Kästner singt „rrrrrun for your life“, und dieser Einstieg macht die Inszenierung von Stas Zhyrkov deutlich: Dieser Sommernachtsraum „Open Air“ ist eine lustige Komödie mit (sehr gelungenem) Gesang. Und einer ausgezeichneten Live-Band.
Schon tobt wütend Blanka Winkler („fick dich ins Knie, Demetrius“) über die Bühne. Und wenn ihnen später der Chef der Theatertruppe mit grauen Haaren und Brille irgendwie bekannt vorkommt – auch das ist Blanka Winkler.
Und wo schon Pauline Kästner als Hyppolyta und Titania, Jonas Friedrich Leonhardi als Theseus und Oberon überzeugen, die Schauspielschüler*innen als junge Paare überzeugen, geht es weiter mit der Schauspielkunst:
Mitreißende Sophie Stockinger als Puck
Berühmt geworden ist das Stück wegen der Szenen rund um die Elfen im Wald, um Puck und um Zettel, der Teil des Theatergruppe im Wald ist, auch Handwerkerszene genannt. Und da kommen wir zunächst zu Puck – hier dargestellt durch eine mitreißende Sophie Stockinger mit einer kunstvoll geführten, süßen und überzeugenden Handpuppe, die man keine Sekunde aus den Augen lassen möchte. Stockinger / Puck bekommen herzlichen Szenenapplaus.
Und dann sind wir bei „Zettel“: Dieser Zettel ist jede Sekunde seiner Präsenz auf dem Platz überzeugend, und man fragt sich wirklich, was Dramaturg Koall schon ansprach: Wie hat der Mann das in den drei Tagen, seit Ponert ausfiel, nur geschafft mit Text und Darstellung? Alexander Wanat singt, ist manchmal der etwas Unsortierte, und kommt schließlich, durch Oberon und Puck verzaubert, mit seinen rosa Esels-Ohren daher. In den sich die ebenso verzauberte Kästner/ Hyppolyta verliebt.
Charmante Distanz zum Stück
Als die wieder aufwacht aus der Umnachtung, ist sie völlig von der Rolle, kann gar nicht glauben, was passierte, schnappt sich das Textheft von der Souffleuse und schaut nach, was sie vorher so gemacht hat. Sie schimpft, nimmt keineswegs die Elfen in Schutz, „es gibt auch Elfen die hatten eine schwere Kindheit…“ Das sind die Szenen, in denen die charmante Distanz zum Stück in gekonnte Komödie übergehen und diese Inszenierung so liebenswert und publikumswirksam machen.
Die Handwerkerszene, in denen der Chef der chaotischen Darsteller im Wald bemüht, eine Inszenierung hinzukriegen (auch hier Blanka Winkler), ist als Klamotte unnachahmlich gut gelungen. Und Kästner/ Titania, die mit Oberon zuschaut, freut sich über den Flyer vom D Haus mit ihrem Foto.
Die Paare kriegen sich, wie es sein soll, alles wird gut, sie toben durch die Kulisse. Zum Schluss kommt Puck/ Sophie Stockinger mit Handpuppe auf die Freiluftbühne, spricht das Publikum direkt an, bittet es zu applaudieren, wenn es gefallen hat.
Und das Publikum dieser fünften Open Air-Premiere spendet Jubel, langen Beifall, Standing Ovation, und selbst der kalte Wind hat dem Vergnügen an dieser Komödie nichts anhaben können.
Ein Sommernachtstraum von William Shakespeare Regie: Stas Zhyrkov D’haus Open Air Premiere am 23. Mai 2025 vor dem Schauspielhaus
Termine bis Juli und Karten-Bestellung unter
https://www.dhaus.de/programm/spielplan/dhaus-open-air-2025/1490/
Für schlechtes Wetter gibt es Decken, Sitzkissen und auch leichte Regenjacken mit Kapuze.
Besetzung
Theseus, Herzog von Athen: Jonas Friedrich Leonhardi
Hippolyta, Königin der Amazonen: Pauline Kästner
Egeus, Hermias Vater: Markus Danzeisen
Hermia: Sarah Steinbach
Demetrius_ Elias Nagel
Lysande:r Roman Wieland
Helena: Blanka Winkler
Oberon, König der Elfen: Jonas Friedrich Leonhardi
Titania, Königin der Elfen: Pauline Kästner
Puck: Sophie Stockinger
Ein Elf in Titanias Gefolge Markus Danzeisen
Zettel/Pyramus : Kilian Ponert / Alexander Wanat
Squenz/ Prolog: Blanka Winkler
Flaut/ Thisbe: Roman Wieland
Schnauz/Wand/Mondschein: Elias Nagel
Schnock/Löwe : Sarah Steinbach
Musiker:innen Marco Girardin / Maria Mandoza, Joan Chávez / Duy Luong, Alvaro Severino / Pablo Paredes
Regie Stas Zhyrkov
Masken- und Puppenspiel, Mitarbeit Regie Matteo Spiazzi
Bühne Paulina Barreiro
Kostüm Justine Loddenkemper
Musikalische Leitung Marco Girardin
Licht Christian Schmidt
Dramaturgie David Benjamin Brückel
Masken-/Puppenbau Alessandra Faienza
Dauer 2 Stunden 30 Minuten — eine Pause
Mit freundlicher Unterstützung der Stadtwerke Düsseldorf