Seit 2010 hat das Herzzentrum der Uniklinik Düsseldorf 400 Menschen mit einem Spenderherz versorgt – während das neue bundesweite Organspende-Register die Entscheidung so einfach dokumentierbar macht wie nie.

400 Herztransplantationen am UKD: Warum das Organspende-Register für Düsseldorf jetzt so wichtig ist

Von Alexandra Scholz-Marcovich |

Das Team des Herztransplantationsprogramms der Uniklinik Düsseldorf im Foyer des Herzzentrums. / Foto: UKD
Das Team des Herztransplantationsprogramms der Uniklinik Düsseldorf im Foyer des Herzzentrums. / Foto: UKD

Das Team des Herztransplantationsprogramms der Uniklinik Düsseldorf im Foyer des Herzzentrums. / Foto: UKD

Seit dem 18. März 2024 gibt es in Deutschland erstmals ein zentrales Online-Organspende-Register. Dort können Bürger:innen ihre Entscheidung für oder gegen eine Organ- und Gewebespende digital hinterlegen – freiwillig, kostenlos und jederzeit änderbar.

Für das Herzzentrum der Uniklinik Düsseldorf (UKD) ist das mehr als ein neues Online-Tool. Jede dokumentierte Entscheidung kann am Ende mit darüber bestimmen, ob für einen Menschen mit schwerer Herzschwäche ein Spenderherz gefunden wird.

Gleichzeitig meldet das UKD einen medizinischen Meilenstein: Seit Wiederaufnahme des Herztransplantationsprogramms im Jahr 2010 wurden an der Moorenstraße 400 Patient:innen ein Spenderherz transplantiert. Geht man von einer durchschnittlichen Lebensverlängerung von 10 bis 15 Jahren pro Transplantation aus, entspricht das rechnerisch rund 5.000 zusätzlichen Lebensjahren.

Ein Meilenstein für die Herzmedizin in Düsseldorf

Den Neustart des Herztransplantationsprogramms hat 2009 Prof. Dr. Artur Lichtenberg angestoßen, als er die Leitung der Herzchirurgie am UKD übernahm. Bereits Ende der 1980er Jahre sowie zwischen 1996 und 2001 wurden in Düsseldorf Herzen transplantiert, danach lag das Programm für mehrere Jahre auf Eis. Erst mit neu aufgebauten Strukturen, Notfallketten und einem interdisziplinären Team konnte 2010 wieder regulär transplantiert werden.

„Herztransplantationen – das ist nichts, was man einfach nebenbei macht“, betont Lichtenberg. Dafür brauche es Menschen mit „langem Atem, Leidenschaft und persönlichem Engagement“ – und eine enge Zusammenarbeit von Herzchirurgie, Kardiologie, Anästhesie und spezialisierten Pflegekräften.

Heute liegt das Düsseldorfer Herztransplantationsprogramm nach Angaben des UKD bundesweit stabil auf Platz zwei bei der Zahl der Eingriffe. Allein im vergangenen Jahr wurden 44 Spenderherzen transplantiert – viele davon bei Patient:innen aus Düsseldorf und dem Umland.

Ärzt:innen, die ihre Patient:innen über Jahre begleiten

Die meisten Menschen, die später ein Spenderherz erhalten, sind dem UKD schon lange vorher bekannt. In der Klinik für Kardiologie, Pneumologie und Angiologie werden zunächst alle medikamentösen Möglichkeiten ausgeschöpft, später kommen Herzunterstützungssysteme und ein gemeinsames Kunstherzprogramm mit der Herzchirurgie hinzu.

„Wir können am Standort das gesamte Spektrum der Herzinsuffizienztherapie anbieten – von der ersten Diagnose bis zur Transplantation“, erklärt Prof. Dr. Malte Kelm, Direktor der Kardiologie.

Dass Forschung und Klinik eng verzahnt seien, helfe dabei, neue Verfahren schnell in die Versorgung zu bringen.

Für viele Patient:innen ist die Transplantation der letzte Schritt – und oft die einzige Chance. Prof. Dr. Udo Boeken, chirurgischer Leiter des Herztransplantationsprogramms, berichtet, dass viele Patientinnen und Patienten 25 Jahre und länger mit ihrem Spenderherz leben. Fünf Jahre nach der Operation funktionierten etwa 70 Prozent der verpflanzten Herzen noch zuverlässig.

Wichtig bleibt auch die Zeit nach der Operation. „Wir wollen die Patientinnen und Patienten nicht nur operieren und dann entlassen, sondern sie in ihrem Alltag begleiten“, sagt Prof. Dr. Amin Polzin, Leitender Arzt für Herzinsuffizienz, Notfall- und Rettungsmedizin.

Dazu gehören Nachsorgeambulanzen, die Anpassung der Medikamente, aber auch die Zusammenarbeit mit Patientenverbänden und Selbsthilfegruppen – mit Blick auf Beruf, Familie und das Leben mit einem Spenderherz.

Organspende als Engpass

So beeindruckend die Erfolge sind: Ohne Spenderorgane gibt es keine Herztransplantationen. Nach Angaben des UKD stehen zwar mehr als 80 Prozent der Menschen in Deutschland der Organspende grundsätzlich positiv gegenüber, viele halten diese Haltung aber nicht schriftlich fest – weder im Organspendeausweis noch im Register.

Die Folgen spüren die Teams direkt: Menschen mit schwerer Herzschwäche warten oft lange auf ein geeignetes Organ. Wer auf der Warteliste als „hochdringlich“ geführt wird, wird im Herzzentrum stationär betreut – häufig über Wochen und Monate. In dieser Zeit kann jeder Tag den Unterschied machen, ob rechtzeitig ein passendes Herz gefunden wird.

„Medizinisch könnten wir mehr Menschen helfen, wenn mehr Spenderorgane zur Verfügung stünden“, sagt Boeken. Das Potenzial der modernen Herzchirurgie werde durch die knappen Organe begrenzt – nicht durch die Fähigkeiten der Teams.

Warum das Organspende-Register für Düsseldorf so wichtig ist

Für das Herzzentrum an der Moorenstraße ist das neue Organspende-Register deshalb mehr als eine digitale Neuerung. Es schafft Klarheit: Liegt eine dokumentierte Entscheidung vor, können Ärzt:innen und Angehörige im Ernstfall schneller handeln – und ein verfügbares Organ geht nicht verloren, weil Unsicherheit bleibt.

Das ist besonders relevant für ein überregionales Zentrum wie die Uniklinik Düsseldorf, das viele schwer herzkranke Patient:innen aus der Stadt und dem Umland versorgt. Jede klar dokumentierte Entscheidung zur Organspende – Zustimmung, Einschränkung oder Widerspruch – entlastet Angehörige und hilft den Teams, im entscheidenden Moment die richtige Entscheidung umzusetzen.

Gleichzeitig macht das Register den Schritt für Bürger:innen einfacher: Wer in Düsseldorf seine Haltung zur Organspende festhält, hilft damit indirekt all denjenigen, die auf der Warteliste eines Herzzentrums stehen. Jede dokumentierte Entscheidung erhöht die Chance, dass ein Spenderorgan nicht an Formalitäten scheitert.

 

Was Bürger:innen konkret tun können

Das Organspende-Register bietet die gleichen Optionen wie der bekannte Organspendeausweis:

  • einer Organ- und Gewebespende zustimmen,
  • bestimmte Organe ausschließen,
  • die Entscheidung auf eine Vertrauensperson übertragen,
  • oder ausdrücklich widersprechen.

Eintragungen sind ab 16 Jahren möglich. Der Zugang erfolgt über die Online-Ausweisfunktion des Personalausweises oder über die digitale Identität der Krankenkasse. Wichtig bleibt in jedem Fall: Angehörige sollten über die eigene Entscheidung informiert sein, damit sie im Ernstfall Bescheid wissen.

Weitere Informationen und den Zugang zum Register finden Bürger:innen unter: organspende-register.de/erklaerendenportal/

 

Für Düsseldorf bedeutet all das: Die Hochleistungsmedizin ist da – im Herzzentrum der Uniklinik, bei Teams, die Patient:innen über Jahre begleiten. Ob sie im entscheidenden Moment helfen kann, hängt aber auch von uns als Stadtgesellschaft ab.

Damit löst sich auch die Frage ein, die unser Titel stellt: Das Organspende-Register ist für Düsseldorf deshalb so wichtig, weil es die medizinische Stärke des UKD mit einer klar dokumentierten Entscheidung der Bürger:innen verbindet.

400 Herztransplantationen zeigen, was heute möglich ist. Wie viele es in Zukunft sein werden, entscheidet sich auch mit jedem Eintrag im Organspende-Register.

 

Quelle: UKD-Pressemitteilung vom 17.11.2025, Informationsportal Organspende.