Wiedereröffnung Mahn- und Gedenkstätte

Wider das Vergessen – die neue Mahn- und Gedenkstätte

Von Jo Achim Geschke |

Leiter Bastian Fleermann an der Tafel zur Vertreibung / alle Fotos Jo Geschke- NDOZ.de

Es ist eine hochaktuelle Informations-Tafel: „Die Heimat verlieren – Losing their homeland“ steht dort und man könnte an die Flüchtlinge denken und den Runden Tisch Asyl, der gerade im Rathaus tagt. Aber es ist eine Information über die Flucht von Juden aus Deutschland, neben der Bastian Fleermann am Dienstag steht. Er ist Leiter der Mahn- und Gedenkstätte, die nach vier Jahren Schließung und einem kompletten Umbau am Samstag wieder eröffnet wird. In den hellen Räumen, auf einer dreimal so großen Fläche wie vor dem Umbau, wird das Schicksal von Düsseldorfern in der Nazizeit mit Fotos, Videos und Texten dargestellt. Eine neue Dauerausstellung zeigt "Düsseldorfer Kinder und Jugendliche im Nationalsozialismus".

Neben dem Anne-Frank-Haus in Amsterdam ist die Düsseldorfer Dauerausstellung die einzige in Deutschland und im angrenzenden Ausland, die das Thema "Kindheit und Jugend" in einer ständigen Ausstellung präsentiert.

 

Rund 3,1 Millionen Euro hat der Umbau in diesem Haus gekostet, dass nicht mehr neben dem alten Stadthaus, sondern dem dort residieren Nobel-Hotel liegt. Rainer Pennekamp, Vorsitzender des „Freundeskreis der Mahn- und Gedenkstätte“, war sichtlich berührt, dass nun endlich die Türen des Hauses wieder geöffnet werden. „Es ist eine große Freude, dass es gelungen ist, das Haus in dieser Form umzugestalten“, so Pennekamp. Einen Beitrag zu den Kosten hätten auch die vielen großen und kleinen Spenden über den Freundeskreis geleistet. Pennekamp dankte Fleermann, „der bei vielen Mühen auch viele Rückschläge hat erleiden müssen.“

Er sei froh, dass es gelungen sei, das Haus für Jugendliche attraktiv zu machen mit Führungen von Schulklassen, Vorträgen und Filmen. Der Eintritt solle auch weiter kostenlos bleiben, dafür setze sich der Förderkreis ein.  

Auch in der langen Zeit, in denen die Gedenkstätte geschlossen war, war das Team des seit 1987 bestehenden Hauses aktiv, im Landtag, in Kulturinstituten gab es Veranstaltungen „außer Haus“, so Fleermann, die 60.000 Menschen besuchten. Für den Juni und Juli haben sich bereits 52 Gruppen und Klassen für Führungen und Vorträge im neuen Haus angemeldet.

In den neuen Räumen erinnern an Stelen Fotos, Texte und Audio-Infos über Kopfhörer an Verhaftung, Vertreibung und Ermordung der Juden, Sintis und Roma, der verfolgten und ermordeten Schwulen, und der Behinderten, ebenso an jene, die sich nicht dem Terror der Nazis beugen wollten und Widerstand leisteten. Auch die Deportation der damals in Düsseldorfer lebenden Juden, die im April 1941am Derendorfer Bahnhof begann, ist Thema der Ausstellung.

 

In einem neu errichteten Anbau zwischen Vorder- und Hinterhaus, dem "Forum", stellt eine permanente Ausstellung die Nach- und Wirkungs-geschichte der NS-Zeit vor: Von den großen NS-Strafprozessen in der Nachkriegszeit bis zur Gründung der Gedenkstätte, vom Wiederbeginn des öffentlichen und demokratischen Lebens 1945 bis zum Wandel des Gedenkens durch die Nachkriegsjahrzehnte zeigt dieser Ausstellungsteil erstmalig zentrale Aspekte der Erinnerungskultur und der Geschichtspolitik in Düsseldorf. Die außergewöhnliche Architektur des Forums, ausgeführt nach Plänen der Düsseldorfer Architekten Marie-Céline Schäfer und Karsten Weber, fügt sich in das alte Hofensemble und verbindet die beiden historischen Gebäudetrakte miteinander. Von dort aus sind die Räume im Hinterhaus – der Julo-Levin-Raum, die Bibliothek und das Offene Archiv – sowie der historische Luftschutzkeller zu erreichen.

Nach einem Festakt mit geladenen Gästen am Donnerstag sind am Samstag, 16. Mai, zwischen 14 und 19 Uhr  alle Bürgerinnen und Bürger zu einem ersten Rundgang eingeladen

: Musik der Band "Klezmer tunes", Kurzführungen, Filmvorführungen und ein Zeitzeugengespräch bilden an diesem "Tag der offenen Tür" die Arbeit der Gedenkstätte ab; zum Abschluss – ab etwa 18 Uhr – gibt die Düsseldorfer Band "Heavy Gummi" ein kurzes Unplugged-Konzert.

Ab Sonntag, 17. Mai, hat das Haus dann regulär geöffnet.

 Link:

www.gedenk-dus.de

Thema der Dauerausstellung / Foto NDOZ.de

Informationen über die Deportation am Derendorfer Bahnhof /Foto NDOZ.de