Kunstpalast, NRW-Forum Düsseldorf | Die Essener Künstlerin zeigt ein Diptychon aus ihrem Zyklus „Das 5. Geschlecht“ – und verknüpft Identität mit präziser Bildsprache.

Anabel Jujol bei DIE GROSSE: Zwischen Neurodiversität und Illusion

Anabel Jujol / Foto: privat
Anabel Jujol / Foto: privat

Anabel Jujol / Foto: privat

Mit ihren fein nuancierten Bleistiftarbeiten und impulsiven Collagen gehört die Essener Künstlerin Anabel Jujol zu den diesjährigen Teilnehmer*innen der „Großen Kunstausstellung NRW Düsseldorf“, kurz DIE GROSSE. Außer Jujol nehmen noch sechs weitere Künstler*innen aus Essen teil. Die Ausstellung findet vom 29. Juni bis 3. August 2025 im Kunstpalast, im NRW-Forum und im Außenbereich des Düsseldorfer Ehrenhofs statt. Seit Samstag werden die Kunstwerke angeliefert und gehängt.

Kunst als Spurensuche der Identität

Anabel Jujol, 1966 als Kind holländischer und spanischer Einwanderer geboren, lebt und arbeitet in Essen. Seit über 20 Jahren verbindet sie in ihrer Kunst biografische Fragestellungen mit gesellschaftlichen Themen. Ein Schwerpunkt ist ihr fortlaufender Zyklus „Das 5. Geschlecht“: In filigranen Zeichnungen auf Hahnemühle-Papier untersucht sie die Konstruktion von Geschlecht aus einer persönlichen Perspektive. Eine dieser Arbeiten – ein Diptychon – wird sie bei DIE GROSSE zeigen. Ihre Arbeiten verknüpfen sehr persönliche Aspekte von Neurodiversität, Autismus und Non-Binarität mit einer eigenen, strengen Formsprache.

„Ich weiß erst seit acht Wochen, dass ich Autistin bin. Das erklärt den blinden Fleck in meinem Gehirn. Deshalb erscheint mir alles konstruiert erscheint – mein Geschlecht, mein Körper, meine Kunst“, so Anabel Jujol.

Mit Bleistift, Collagen und Aquarellen bewegt sich Jujols Werk zwischen konzentrierter Präzision und spontaner Überlagerung. Während ihre Zeichnungen eine neue Textur entwickeln, die an Haut und feine Äderchen erinnert, entstehen manche Collagen in nur wenigen Minuten – ein Ventil für ihr hyperaktives Denken.

DIE GROSSE – Spiegel der Region

Seit 1902 ist DIE GROSSE die bedeutendste von Künstler*innen selbst organisierte Verkaufsausstellung im deutschsprachigen Raum. In diesem Jahr werden rund 184 Künstler*innen mit insgesamt ca. 350 Arbeiten aus Malerei, Fotografie, Grafik, Bildhauerei, Installation und Video vertreten sein. Ein Teil der Werke wird im Außenbereich des Ehrenhofs präsentiert.

Im vergangenen Jahr zählte DIE GROSSE fast 15.000 Besucher*innen. Neben großen Formaten finden Kunstinteressierte auch im Bereich „Kleines Format“ Originale zu erschwinglichen Preisen. Die Erlöse fließen direkt an die Kunstschaffenden und sichern die unabhängige Organisation der Ausstellung.

Die Eröffnungsfeier von DIE GROSSE findet am 28. Juni 2025 vor dem Eingang des Kunstpalastes Düsseldorf statt. Geführte Rundgänge für Unternehmen, Vereine und private Gruppen können unter www.diegrosse.de/fuehrungengebucht werden.

Mehr zum Thema: DIE GROSSE 2025: Es geht los

 

Anabel Jujol wurde 1966 in Deutschland als Kind holländischer und spanischer Einwanderer geboren und lebt heute in Essen. Nach einem späten Studium an der Freien Akademie der Künste Essen, das sie als Meisterschülerin mit „besonderem Erfolg“ abschloss, widmet sie sich seit über zwei Jahrzehnten der Kunst. Ihr Schwerpunkt liegt auf Zeichnung, Collage und Aquarellarbeiten, in denen sie Themen wie Neurodiversität, Non-Binarität und Identität verarbeitet. Besonders bekannt ist Jujol für ihren fortlaufenden Zyklus „Das 5. Geschlecht“, in dem sie mit einer eigenen Taxonomie die Konstruktion von Körper und Geschlecht hinterfragt. Stilistisch verbindet sie präzise, illusionistische Abstraktion mit spontanen, impulsiven Momenten. Ihre Arbeiten wurden bereits in Deutschland und Spanien ausgestellt und mehrfach ausgezeichnet. In diesem Jahr nimmt sie zum dritten Mal an DIE GROSSE  teil.