Alex & Stefan on tour – Ein Abend zwischen Speakeasy, Slapstick und Swing an der Rheinkniebrücke
Premiere im Apollo Varieté: Extravaganza feiert die wilden 20er mit Glamour, Jazz und Humor
Von
Alexandra Scholz-Marcovich,
Stefan Scholz
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Showtime im Apollo Varieté: Die Tänzerinnen von „Extravaganza“ lassen das Publikum in die schillernden Nächte der 20er-Jahre eintauchen. / Foto: Stefan Scholz, NDOZ
Showtime im Apollo Varieté: Die Tänzerinnen von „Extravaganza“ lassen das Publikum in die schillernden Nächte der 20er-Jahre eintauchen. / Foto: Stefan Scholz, NDOZ
Es war voll, laut, erwartungsvoll – und festlich. Schon vor Beginn der Premiere von „Extravaganza“ am Donnerstagabend im Apollo Varieté war spürbar, dass diese Show in Düsseldorf heiß erwartet wurde. Die Plätze waren restlos belegt, doch die Enge trübte die Stimmung keineswegs – im Gegenteil, sie passte zum lebhaften, fast geheimen Clubgefühl des Abends.
Noch bevor sich der rote Vorhang pünktlich um 20 Uhr öffnete, glitten die ersten Künstler zwischen den Tischen hindurch – fast unbemerkt von manchen Gästen, ganz im Stil einer Speakeasy-Nacht. Der Hausmeister, gespielt von Herr Stanke, rollte seinen Teppich vor der Bühne zusammen – ein wunderbar ironischer Auftakt zu einem Abend, der Humor, Musik und artistische Eleganz gekonnt verbindet.
Als das Licht schließlich dunkler wird, hebt sich der Vorhang – und das Publikum taucht ein in das Amerika der 1920er Jahre. Zwischen Jazz, Federboa und fliegenden Akrobat:innen entfaltet sich ein Varieté-Abend, der mitreißt, schmunzeln lässt und immer wieder staunen macht.
Die Vegas Showgirls bringen mit präzisen Choreografien, Federn und roten Fransen den Glamour der 20er-Jahre auf die Bühne. / Foto: Stefan Scholz, NDOZ
Die Vegas Showgirls bringen mit präzisen Choreografien, Federn und roten Fransen den Glamour der 20er-Jahre auf die Bühne. / Foto: Stefan Scholz, NDOZ
Besonders beeindruckend: Jack Woodhead, ein exzentrischer Entertainer in funkelnden High Heels und feinem Humor, führt mit britischer Eleganz und einem Augenzwinkern durchs Programm. Als Pianist verleiht er der Show eine emotionale Tiefe – irgendwo zwischen Pariser Cabaret (Madame Arthur) und zeitloser Varietékunst. Seine Mischung aus Humor, musikalischer Präzision und leiser Nostalgie ist einzigartig.
Für Gänsehaut sorgt auch die australische Sängerin und Trapezkünstlerin Elli Huber, die live singend über der Bühne schwebt – ein Moment, in dem der Saal den Atem anhält.
Kontorsionskünstlerin Anna Shalamova verwandelt ein riesiges Martiniglas in ihre Bühne – sinnlich, stark und voller Eleganz. / Foto: Stefan Scholz, NDOZ
Kontorsionskünstlerin Anna Shalamova verwandelt ein riesiges Martiniglas in ihre Bühne – sinnlich, stark und voller Eleganz. / Foto: Stefan Scholz, NDOZ
Das Ensemble ist international besetzt und aufwendig choreografiert: Oskar und Felipe tanzen auf einem „fliegenden“ Fahrrad hoch über den Köpfen des Publikums, während Anna Shalamova sich in einem überdimensionalen Martiniglas zu sinnlichen Figuren verbiegt. Der ukrainische Ausnahmeartist Anatoly Zalevsky beweist, dass Bodenakrobatik zugleich kraftvoll und von stiller Poesie sein kann. Das Duo Crystal Circles gleitet schwerelos durch die Luft, Taylor Montico lässt ihre Hula-Hoops in schillerndem Licht kreisen, und Glenn Folco jongliert mit Tennisschlägern so präzise, dass das Publikum kaum blinzeln mag. Zwischen den Acts setzen die Vegas Showgirls mit präzisen Formationen und opulenten Kostümen die Glamour-Akzente des Abends.
Ein besonderer Moment des Abends gehört erneut Herrn Stanke – in der Rolle des Hausmeisters –, der mit seiner burlesken Nummer rund um eine widerspenstige Teppichrolle das Publikum zu Tränen lachen lässt. In seinem Spiel blitzt etwas von Mr.-Bean-Komik auf, gepaart mit dem feinen Slapstick großer Stummfilmkomödianten. Es ist diese Mischung aus Humor, Timing und Körperbeherrschung, die ihn seit rund 40 Jahren auszeichnet – und an diesem Abend das Herz des Publikums im Sturm erobert.
Regisseur Lars Wasserthal erklärt das Konzept so:
„Wir entführen das Publikum in die schillernden Nächte der 20er Jahre, die aufregend und verrucht waren und sich deutlich vom sonst tristen Alltag abhoben. Gefeiert wurde, was verboten war – dieses Gefühl lassen wir mit ‚Extravaganza‘ wieder aufleben.“
Und tatsächlich – genau dieses Gefühl entsteht im Saal. Zwischen Swing, Glitzer und einer Prise dekadenter Sinnlichkeit wirkt der Abend wie eine filmische Zeitreise, inspiriert von Moulin Rouge und Chicago, aber fest verankert in der Düsseldorfer Gegenwart.
Standing Ovations im Apollo Varieté: Das Ensemble von „Extravaganza“ feiert eine umjubelte Premiere voller Glanz, Humor und Lebensfreude. / Foto: Stefan Scholz, NDOZ
Standing Ovations im Apollo Varieté: Das Ensemble von „Extravaganza“ feiert eine umjubelte Premiere voller Glanz, Humor und Lebensfreude. / Foto: Stefan Scholz, NDOZ
Nach gut zwei Stunden endet der Abend in einer wahren Ovation. Das Publikum feiert stehend, jubelnd, und der Applaus will kaum enden. „Extravaganza“ ist mehr als eine Hommage an die 20er Jahre – ein Abend, der das Publikum mit Licht, Musik und Lebenslust verführt.
Ein gelungener Auftakt für die Herbst/Winter-Saison im Apollo Varieté – und für alle, die den grauen Alltag mit einem Abend voller Glanz und Humor vertreiben möchten.
Info: Extravaganza im Apollo Varieté Düsseldorf
Laufzeit: 17. Oktober 2025 – 11. Januar 2026
Ort: Roncalli’s Apollo Varieté, Apollo-Platz 1, Düsseldorf
Regie: Lars Wasserthal | Choreografie: Camilla Keutel
Entertainer Jack Woodhead führt mit britischem Witz, Gesang und einer Prise Pariser Cabaret durch den Abend. / Foto: Stefan Scholz, NDOZ
Entertainer Jack Woodhead führt mit britischem Witz, Gesang und einer Prise Pariser Cabaret durch den Abend. / Foto: Stefan Scholz, NDOZ
Herr Stanke als Hausmeister: Seine burleske Teppich-Nummer sorgt für Lachtränen und erinnert an große Stummfilm-Komiker. / Foto: Stefan Scholz, NDOZ
Herr Stanke als Hausmeister: Seine burleske Teppich-Nummer sorgt für Lachtränen und erinnert an große Stummfilm-Komiker. / Foto: Stefan Scholz, NDOZ
Sängerin und Trapezkünstlerin Elli Huber (Mitte) verleiht „Extravaganza“ mit Live-Gesang und Charleston-Charme eine besondere Note – begleitet von den Tänzerinnen des Ensembles. / Foto: Stefan Scholz, NDOZ
Sängerin und Trapezkünstlerin Elli Huber (Mitte) verleiht „Extravaganza“ mit Live-Gesang und Charleston-Charme eine besondere Note – begleitet von den Tänzerinnen des Ensembles. / Foto: Stefan Scholz, NDOZ
Jongleur Glenn Folco fasziniert mit einer außergewöhnlichen Nummer: Vier Tennisschläger wirbeln in perfekter Balance durch die Luft. / Foto: Stefan Scholz, NDOZ
Jongleur Glenn Folco fasziniert mit einer außergewöhnlichen Nummer: Vier Tennisschläger wirbeln in perfekter Balance durch die Luft. / Foto: Stefan Scholz, NDOZ
Hoch hinaus: Oskar und Felipe erzählen mit ihrem „fliegenden Fahrrad“ eine Geschichte von Vertrauen und Leichtigkeit – Artistik zwischen Himmel und Bühne. / Foto: Stefan Scholz, NDOZ
Hoch hinaus: Oskar und Felipe erzählen mit ihrem „fliegenden Fahrrad“ eine Geschichte von Vertrauen und Leichtigkeit – Artistik zwischen Himmel und Bühne. / Foto: Stefan Scholz, NDOZ
Anatoly Zalevsky, einer der großen Equilibristen unserer Zeit, vereint Kraft und Poesie in perfekter Balance – ein stiller Höhepunkt des Abends. / Foto: Stefan Scholz, NDOZ
Anatoly Zalevsky, einer der großen Equilibristen unserer Zeit, vereint Kraft und Poesie in perfekter Balance – ein stiller Höhepunkt des Abends. / Foto: Stefan Scholz, NDOZ