Wie er selbst sagt, kann er sich auf Türkisch besser ausdrücken. Daher schreibt er seine Originaltexte zunächst auf Türkisch und übersetzt sie anschließend ins Deutsche. Sein erstes deutsches Buch übersetzte er gemeinsam mit seinem Sohn.
In seinen Gedichten setzt er sich mit verschiedenen Themen auseinander, unter anderem mit der politischen Lage in der Türkei. Er selbst kam 1978 nach Deutschland. Es frustriert ihn, mitanzusehen, was seither in seiner Heimat geschieht und wie sehr die Menschen dort leiden.
In seinem Gedicht „Der Sack“ schreibt Hüsnü über Narin, ein achtjähriges Mädchen, das im September 2024 in der Türkei verschwand und später tot in einem Sack aufgefunden wurde. Er wurde durch einen Fernsehbericht auf die Geschichte aufmerksam und beschloss, Narin eine Stimme zu verleihen. Er verfasste ein Gedicht aus ihrer Perspektive. Darin fragt er sich, wie sie sich wohl gefühlt haben muss und was in ihren letzten Momenten durch ihren Kopf gegangen ist.
„Kein Feuer der Welt brennt so heiß wie mein Schmerz,
Kein Wasser so kalt wie mein sterbendes Herz."
Der Sack -Hüsnü Özdilek
„Wenn ich nicht rede, wer dann?“, sagt Hüsnü über seine Gedichte.
Und genau darum geht es ihm: jenen eine Stimme zu verleihen, die selbst keine haben – und seine Leser dadurch zum Nachdenken anzuregen.Deshalb ist es ihm wichtig, dass seine Gedichte nicht leicht zu verstehen sind. Die Leser sollen sich auch im Nachhinein mit seinen Texten auseinandersetzen. Für Hüsnü sind Gedichte nicht einfach nur Texte – für ihn sind sie eine Form der Berichterstattung. Eine, anhand derer man auch Jahre später nachvollziehen kann, in welcher Lage sich unsere Gesellschaft zu einem bestimmten Zeitpunkt befand.
Über den Autor: Hüsnü Özdilek
Hüsnü Özdilek wurde 1966 in Ankara geboren und lebt seit 1978 in Deutschland. Nach dem Hauptschulabschluss absolvierte er eine Ausbildung und arbeitet seit 1988 bei der Rheinbahn AG in Düsseldorf – zunächst als Schweißer, später über zwei Jahrzehnte im Fahrdienst, heute wieder in der Werkstatt. Er ist verheiratet und Vater von vier Kindern.
Neben seiner beruflichen Tätigkeit widmet er sich seit seiner Jugend der Literatur und war an mehreren Anthologien beteiligt. Einige seiner Gedichte wurden auch vertont. Inzwischen übersetzt er ausgewählte Werke ins Deutsche, um ein breiteres Publikum zu erreichen.