Demokratie erleben – Mit Ironie, Haltung und Humor: In Oberbilk las Hasnain Kazim aus seinem Buch „Post von Karlheinz“. Der Abend wurde zum starken Zeichen gegen Hass und für Zusammenhalt.

„Post von Karlheinz“ in Oberbilk: Hasnain Kazim liest gegen den Hass an

Von Dirk Sauerborn |

Hasnain Kazim bei der Lesung in Oberbilk: Mit Ironie und Haltung gegen Hass und Rassismus. / Foto: Barbara Schmitz
Hasnain Kazim bei der Lesung in Oberbilk: Mit Ironie und Haltung gegen Hass und Rassismus. / Foto: Barbara Schmitz

Hasnain Kazim bei der Lesung in Oberbilk: Mit Ironie und Haltung gegen Hass und Rassismus. / Foto: Barbara Schmitz

Wenn Ironie zur Waffe gegen den Hass wird – das wurde Mitte Juni im Herzen von Oberbilk deutlich spürbar. Der bekannte Journalist und Autor Hasnain Kazim war zu Gast im Verein „Königinnen und Helden“ und las aus seinem Buch „Post von Karlheinz“. Über 40 Menschen aus dem Quartier und anderen Teilen Düsseldorfs kamen zusammen, um diesen besonderen Abend mitzuerleben. Wir teilen hier den vollständigen Bericht und die Eindrücke von Dirk Sauerborn, der vor Ort war.

Salon, Fortbildung, Unterhaltung mit Hasnain Kazim:
Post von Karlheinz und wie ich ihm antworte!

Oberbilk hatte es mal wieder in sich, als Hasnain Kazim aus seinem Buch „Post von Karlheinz“ vortrug. Der Autor verstand es, seine Zuhörerinnen und Zuhörer in den Bann zu ziehen, Nachdenklichkeit zu erzeugen, aber auch viel Lachen zu produzieren. Zum Lachen war das ja eigentlich nicht, was Hasnain Kazim, der aus Hollern-Twielenflieth stammende Journalist und Buchautor da vorgelesen hat.

Wenn Hassmails auf Ironie treffen

Wenn einer der vielen Karlheinze, die ihm gemailt haben, schreibt (hier heißt der „Karlheinz“ Manfred):

„Kazim, du Pakidrecksschwein, warum bist Du immer noch in Deutschland? … Wenn es dir bei uns nicht gefällt, geh doch zurück in dein Dreckspakiland …!“

, da ist man entsetzt, sprachlos, ans Lachen denkt man wirklich zuletzt.

Aber wenn Hasnain Kazim seine Waffen einsetzt, um den verbalen Angriff abzuwehren, dann darf auch herzlich gelacht werden: Die schärfste Waffe dieses Autors ist ein von Ironie geprägter Humor, angereichert mit Sarkasmus, Übertreibung und Wortwitz. Dazu kommen Elemente einer fundierten humanistischen Bildung, und mit dieser Mixtur treibt er den Hassmailverfasser binnen kürzester Zeit vor sich her, bis dieser (oder diese, es gibt auch vereinzelt weibliche Wesen, die sich der Angriffswaffe Hassmail bedienen) den Verfasser der Hassbotschaft vor sich hertreibt, bis dieser entkräftet danieder liegt, noch vereinzelt die ein oder andere Mail nachfolgen lässt, dann aber, wie ein waidwundes Raubtier, von seinem vermeintlichen Opfer ablässt, der Mailfluss versiegt im Nirwana des Netzes.

Denn Hasnain Kazim ist eben kein Opfer, er lässt sich das nicht gefallen, was ihm da geschrieben und zugeschrieben wird.

Starke Resonanz im Kiez

Die Halle des Vereins „Königinnen und Helden“ war voll, gut 40 Menschen aus dem Kiez und anderen Stadtteilen, nicht wenige mit internationaler Geschichte, waren begeistert von dem, was Hasnain Kazim aus seinem Buch „Post von Karlheinz“ vortrug.

„Eine Freundin von mir sagte vor vielen Jahren: Lass dir das nicht gefallen, Hasnain, du musst darauf reagieren“, erzählt er.

Das hat er getan, er hat sich das nicht gefallen lassen, er hat die Leute nicht einfach bei der Polizei angezeigt, nein, er hat ihnen mit seinen scharfen ironischen Worten klargemacht oder klarzumachen versucht, denn nicht alle haben diesen scharfsinnigen Humor verstanden, wie hässlich, irrig, verletzend, strafwürdig und absurd diese Vorwürfe in diesen Mails allesamt sind.

Diesen Mailverkehr hat er gesammelt, und als sein Verleger ihn eines Tages fragte, ob er diese gesammelten Werke veröffentlichen könne, hat er zugestimmt. Und so ist „Post von Karlheinz“ entstanden. 2017 war das, und in den Jahren bis heute hat sich das Schlachtfeld im Internet noch vergrößert. Das Buch ist aktuell bis heute!

Austausch, Mut und Humor als Haltung

Der zweite Teil der Lesung wurde zu einem intensiven Austausch genutzt. Fragen, Anmerkungen, Statements, Zitate, Forderungen und Wünsche gab es, die letztendlich alle in dem Bewusstsein mündeten, nicht einzuknicken, weiter wehrhaft zu sein, nicht zu vergessen, dass der Humor zuweilen mehr bewirken kann als das schroffe Gegenwort. Im Herzen von Oberbilk wurde deutlich: Wir stehen zueinander, wir stützen und halten uns, egal woher wir kommen, einerlei, welcher Lebensentwurf uns antreibt.

Andrea Abbing, Gastgeberin und Chefin der Königinnen und Helden, der Verein kümmert sich um Kinder und Jugendliche aus dem Kiez, freute sich über den vielfältigen Zustrom aus dem Quartier:

„Dieser Abend geht in die Geschichte des Vereins ein!“

Claudia Bousset vom fördernden Salonfestival war ebenfalls begeistert: „Unser Konzept: ‚In kleinen Kreisen über gesellschaftsrelevante Themen nachdenken und sprechen, gemeinsam Kultur erleben und Inspiration erfahren, das ist Salon’, das ist heute Abend voll aufgegangen!“.


Und auch für Anna Ziener und Gabriela Schmitt von Arbeit und Leben, der Weiterbildungseinrichtung des Deutschen Gewerkschaftsbundes und der Volkshochschulen in Nordrhein-Westfalen, der diesen Abend ebenfalls gefördert hat, verliefen die Stunden der Lesung und Diskussion zur vollsten Zufriedenheit; die beiden unterstrichen, dass Hasnain Kazim mit seinen Ausführungen exzellente Demokratiefortbildung abgeliefert habe.

Das kann nur bestätigt werden: So muss Literatur und Fortbildung sein – spannend, humorvoll, nachhaltig, stärkend.

Bericht: Dirk Sauerborn  | Fotos: Barbara Schmitz

 

Buchtipp

Hasnain Kazim: Post von Karlheinz – Wütende Mails von echten Deutschen – und was ich ihnen antworte
Penguin Verlag, 2018 (aktualisierte Ausgaben in Vorbereitung)
ISBN: 978-3328102724

Zum Buch beim Penguin Verlag