Mehr Fahrgäste – weniger Einnahmen
Trotz des deutlichen Fahrgastzuwachses verzeichnet die Rheinbahn sinkende Einnahmen: Die Fahrgelderträge sanken von 198,1 Millionen Euro (2023) auf 190,8 Millionen Euro (2024). Das liegt unter anderem am Deutschlandticket – es bringt mehr Fahrgäste, aber weniger Einnahmen pro Kopf.
Gleichzeitig rutscht das operative Ergebnis noch weiter ins Minus: –142,2 Millionen Euro im Jahr 2024, nach –98,5 Millionen im Vorjahr.
Rheinbahn-Vorständin Annette Grabbe warnt: „Die Finanzierung des ÖPNV steht auf wackeligen Füßen.“
Zuverlässigkeit bleibt Schwachstelle
Zur Qualität im Alltag macht die Bilanz wenig Aussagen. Im aktuellen Lagebericht 2024 veröffentlicht die Rheinbahn keine konkreten Zahlen zur Pünktlichkeit oder Zuverlässigkeit – solche Daten finden sich in separaten Qualitätsberichten. Laut einem Bericht des WDR vom August 2024 auf Basis des Rheinbahn-Qualitätsberichts 2023 lag die Pünktlichkeit der Busse bei nur 77 % (2022: 80 %). Auch bei Straßenbahnen (82 %) und einzelnen Stadtbahnlinien wie der U70 gab es deutliche Probleme. Hinzu kommen Ausfälle bei rund drei Prozent der Bahnen – ein negativer Trend.
Die häufig genannten Ursachen sind bekannt: Fachkräftemangel, hohe Krankenstände und technische Probleme – und es ist fraglich, ob sich daran im Jahr 2024 etwas verbessert hat. Für viele Fahrgäste bedeutet das: Ungewissheit, Wartezeiten und Frust gehören weiter zum Alltag.
E-Busse, App – und Kampagne
Die Rheinbahn betont Fortschritte bei der Digitalisierung: Die Rheinbahn-App wurde über eine Million Mal heruntergeladen. Ende 2023 fuhren 22 E-Busse, weitere 60 sind in Planung.
Neben technischen Investitionen setzt das Unternehmen verstärkt auf strategische Kommunikation: Mit Workshops zur Unternehmensvision, einem KI-generierten Podcast und der Agentur Havas Germany soll das Image geschärft – und Vertrauen zurückgewonnen werden. Ob und wie sich dies sich auf die Kundenzufriedenheit auswirken wird, ist offen.
Viele Fahrgäste werden sich fragen: Was nützen Werbeversprechen und Podcasts, wenn im Alltag die Straßenbahn wieder zu spät kommt oder ausfällt? Wer die Rheinbahn täglich nutzt, hat oft genug keine Alternative.
Ein positives Zeichen soll die Tarifreform 2025 setzen: Seit der Tarifreform vom 1. März soll die Fahrt in Bus und Bahn einfacher sein. Weniger Preisstufen und weniger Tickets sollen mehr Übersicht bieten und für 90 Prozent der Fahrgäste soll die Nutzung auch günstiger sein. So das Versprechen der Rheinbahn
Finanzen der Stadt unter Druck?
Obwohl die Rheinbahn für 2024 ein operatives Defizit von 142,2 Millionen Euro ausweist, könnten die Gesamtkosten für die Stadt Düsseldorf noch deutlich höher liegen. Laut Vorbericht (Seite 7) zum Haushaltsplan 2024 der Stadt Düsseldorf führt der steigende Zuschussbedarf der Rheinbahn AG dazu, dass jährlich höhere Mittel aus dem städtischen Haushalt eingeplant werden müssen: 90,9 Millionen Euro für 2024, 144,3 Millionen Euro in 2025 und bis zu 164,7 Millionen Euro im Jahr 2026.
Die Stadt betont, dass diese Entwicklung die Finanzlage des „Konzerns Stadt“ spürbar belaste und eine fortlaufende Überprüfung der Zuschüsse erforderlich mache.
Fazit: Zwischen Rekord und Realität
Die Rheinbahn positioniert sich als Treiberin der Mobilitätswende – mit großen Plänen und klaren Zielen. Doch solange viele Busse- und Bahnen sich verspäten, bleibt bei zahlreichen Fahrgästen das Gefühl: Die große Vision ist noch nicht vollständig im Alltag angekommen - und sie kostet die Stadt Jahr für Jahr mehr Geld. Letzteres schmerzt, war jedoch zu erwarten. Ohne weitere Investitionen in einen zuverläßigen und pünktlichen ÖPNV ist die besonders für die Stau-Stadt Düsseldorf dringend notwendige Verkehrswende nicht zu machen.
Quelle: Rheinbahn Lagebericht 2024 (PDF)
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