Sozialwohnungen – Analyse und Daten

Sozialwohnungen – Analyse Thema Wohnen und eine Ausstellung im Rathaus

Von Jo Achim Geschke |

Wohnungsbau Grundsteinlegung / Symbolfoto Jo Achim Geschke

Zahlen und Daten helfen dabei, den Vorurteilen und falsche Einschätzungen der Wohnsituation in Düsseldorf zu begegnen. Architektur für Sozialwohnungen, also gefördertes Wohnen, kann sehr gut aussehen. Das ist eigentlich selbstverständlich, zudem haben mehr als die Hälfte aller Haushalte in Düsseldorf Anspruch auf eine geförderte (Sozial-) Wohnung. Im Rathaus sind jetzt prämierte Arbeiten des Landeswettbewerbs "Gutes Bauen im öffentlich geförderten Wohnungsbau" zu sehen, darunter auch die Preisträger der HGMB Architekten aus Düsseldorf. Auch ein Projekt der Städtischen Wohnungsgesellschaft Düsseldorf AG (SWD), die "Klimaschutzsiedlung Am Wald" (1. Bauabschnitt), ist darunter. Dazu bringt NDOZ.de Zahlen und Daten zur Wohnungs- und Einkommens-situation als Argumentationshilfe gegen Vorurteile und Falschmeldungen.

Die Fakten:

In Düsseldorf leben jetzt rund 640.000 Einwohn*innen, davon haben rund 240.000 Menschen einen sozialversicherungspflichtigen Job, die auch hier wohnen. Die Beschäftigungsquote der Frauen beträgt rund 53 %. Es gibt unter den Einwohner*innen zudem rund 65.000 Menschen mit Bezug nach SGB II, also Arbeitslosengeld II, und 12.500 Menschen mit Grundsicherung im Alter oder Erwerbsminderung (SGB XII).

Von den rund 350.000 Wohnungen in der Stadt sind nur noch 4,7 % d.h. 16.600 Wohnungen öffentlich gefördert, also Sozialwohnungen.

Der Anteil der Single-Haushalte beträgt mehr als 52 Prozent, dazu kommt: Es gibt viele allein Erzihende, und nur rund in einem Viertel der Haushalte Familien mit Kind, dennoch werden Familien / Ehepaare noch immer staatlich gefördert, obwohl gerade junge Menschen wegen Jobs / Praktika, unsicheren Jobs etc. auf eine Ehe zunächst verzichten.

Für eine Sozialwohnung(Wohnberechtigungsschein, WBS) liegt die Einkommensgrenze für Alleinstehende bei 28.924 Euro Brutto im Jahr (maximale Wohungsgröße50 m²), für allein Erziehende mit einem Kind bei 41.712 Euro brutto/ Jahr, für ein Ehepaar ohne Kinder bei 40.712 Euro brutto / Jahr. Dazu gibt es zum Beispiel für Paare, die 5 Jahre verheiratet, jünger als 40 Jahre sind und ein Kind haben, 4000 Euro Freibetrag.

Mehr als die Hälfte aller Haushalte in Düsseldorf hat Anspruch auf einen WBS, also auf eine geförderte Wohnung. Für Einwohner*innen, die 40 % über der Einkommensgrenze des WBS liegen, gibt wes ebenfalls Angebote.

Zur Zeit sind beim Wohnungsamt online 32 geförderte / Sozial-Wohnungen im Angebot. Deren Mieten liegen zwischen über 800 Euro ( 3 – 5 Räume) und etwa 450 Euro (2 Räume).

Nur knapp 20 % aller Wohnungen sind Eigentum, also ein Fünftel. (Das Konservative dennoch fördern wollen. Zudem haben aus der Ideologie der Nachkriegsjahre bis heute viele Einfamilien- und Doppelhaushälften viel Grund in der Stadt blockiert und versiegelt. Eigentum, das auf 20 Jahren und länger abbezahlt wird, kann sich aber heutzutage kaum jemand leisten, der nicht weiß, wo und wie er / sie in zehn oder 20 Jahren noch arbeitet.)

Rund 20 Prozent der Haushalte (also ein bis mehr Personen ) verdienten 2015 in Düsseldorf 900 bis 1600 Euro netto im Monat, 29 Prozent der Haushalte zwischen 1500 bis 2600 Euro monatlich netto.

Das verfügbare Einkommen pro Person 2015 lag in Düsseldorf bei 24.128Euro im Jahr. Heißt: Fast die Hälfte der Haushalte in der Stadt haben haben ein Netto-Einkommen zwischen 900 und 2600 Euro monatlich für alle Kosten inklusive Mieten, NK und Versicherungen – und Verpflegung, Kinder, Klamotten etc.) .

Zahlen aus Sozialbericht Nov. 2017 Soziale Lage der Stadt.

(alle Zahlen und Daten aus Statistischem Amt Düsseldorf)

Ausstellung

Die Ausstellung wurde von Bürgermeisterin Klaudia Zepuntke und der Dezernentin für Planen, Bauen, Mobilität und Grundstückswesen, Cornelia Zuschke, mit den Preisträgern eröffnet. Im Juli 2017 hat die Jury für den Landespreis für Architektur, Wohnungs-, und Städtebau NRW "Gutes Bauen im öffentlich geförderten Wohnungsbau" getagt und dabei von 54 eingereichten Projekten zehn herausragende Projekte prämiert. Aus den prämierten Projekten, darunter auch die "Klimaschutzsiedlung Am Wald" (1. Bauabschnitt) der Städtischen Wohnungsgesellschaft Düsseldorf AG (SWD), wurde die Ausstellung konzipiert.

In Düsseldorf wird der Wohnungsbau vorangetrieben, um die politisch gesetzten Vorgaben von 3000 neuen Wohnungen pro Jahr zu realisieren. Mithilfe von verträglicher Nachverdichtung und Nutzungsmischung ist seitdem ein vielfältiges Spektrum an Bauflächen und damit urbanen lebenswerten Quartieren entwickelt worden, wofür die "Klimaschutzsiedlung Am Wald" in Benrath ein zu Recht prämiertes Beispiel ist, so die Stadt.
"Die Verwaltung hat die Zielvorgabe von 3000 zusätzlichen Wohnungen bereits in 2017 und 2018 erreicht und wird in den kommenden Jahren weiter an diesem Ziel arbeiten. Hier gilt es auch immer den Ort und die Menschen einzubeziehen, um verträgliche Lösungen für alle zu erreichen", so die Beigeordnete Cornelia Zuschke mit Blick auf die erreichten Zahlen in der Leistungsbilanz der Planungsverwaltung.

Die Einordung

Es wird mit Hochdruck gebaut n Düsseldorf, neue Stadtteile wie Grafental sind entstanden, neue kommen wie etwa das Glasmacherviertel. Allerdings reichen auch die 3000 Baugenehmigungen und Baustarts für geförderte Wohnungen noch nicht aus. Denn zwischen 1999 und 2014 ( CDU Stadtspitze) fielen Zigtausende Wohnungen nach 25 oder 30 Jahren aus der Preisbindung. Die meisten wurden saniert und kamen auf den teureren freien Wohnungsmarkt (Stichwort Gentrifizierung). Vor allem die CDU hatte jahrelang Warnungen ignoriert und sich immer wieder gegen den Bau von mehr Sozialwohnungen gesperrt. Durch den Zuzug von neuen Arbeitskräften in die Landeshauptstadt, vor allem jungen Menschen, und einem Single-Anteil von mehr als 50 % der Haushalte, gibt es einen erheblich Druck, neue bezahlbare Wohnungen zu schaffen. Die Städtische Wohnungsgesellschaft, die bis 2014 noch Geld an die Stadtkasse abführen musste , ist seit 2015 mit einem Etat ausgestattet und baut nun eigene Sozialwohnungen. Das städtischen Wohnungskonzept hilft, aber nur bedingt, weil es bei Neubauprojekten neben den Sozialmieten auch einen Anteil von „preisgedämpften“ Einheiten mit Kaltmieten von 9,60 Euro/ m² vorsieht – was (mit den Nebenkosten) von vielen mit ihrem Einkommen nur mit größten Mühen bezahlt werden kann.

Bei nur 65 m² ergibt das 624 € kalt, plus Nebenkosten und Energie, also locker über 800 Euro, bei 75 m² kommen leicht mehr als 900 Euro monatlich zusammen. Bei 2100 € bis 2600 € Durchschnitts-Bruttoverdienst in Berufen wie etwa in der Hotellerie – Brutto wohlgemerkt, vor Abzug von Steuern, Versicherungen etc. – ist das für eine kleine Familie schon viel. Und ein Fünftel der Haushalte hat 900 bis 1600 Euro netto im Monat.

(Autor: Jo Achim Geschke mit Material der Stadt, Statistisches Amt)