Überraschender Fund bei Arbeiten im Untergrund
Im Zuge der Sanierungsvorbereitungen wurden Schadstoffmessungen durchgeführt. Dabei war zunächst gezielt nach künstlichen Mineralfasern (KMF) gesucht worden. Laut Stadt wurde dabei nichts Auffälliges festgestellt. Überraschend sei jedoch bei begleitenden Luftmessungen Asbest festgestellt worden.
Zur Sicherheit wurde die Station daraufhin umgehend geschlossen. Die Bahnsteigbereiche sind mit Bauzäunen abgesperrt, Security-Mitarbeitende sichern den Zugang. Die Bahnlinien U78 und U79 fahren durch die Station, halten aber nicht. Ein Zeitplan für die Wiedereröffnung wurde bislang nicht genannt.
Informationspolitik sorgt für Irritation
Kritik gibt es vor allem an der mangelhaften Information vor Ort. Auf den Absperrungen war zunächst kein Hinweis auf die Gesundheitsgefahr, lediglich von „Baumaßnahmen“ und „Ersatzbussen“ war die Rede – letztere sind laut Fahrgästen nie angekommen.
Auch die Anzeigen am Bahnsteig sollen nach Angaben mehrerer Nutzer:innen weiterhin angezeigt haben, dass Bahnen halten würden – was nicht der Fall war.
Stimmen aus dem Alltag: Zwischen Frust und Verwirrung
Auf den sozialen Netzwerken machen viele Düsseldorfer:innen ihrem Unmut Luft. Dabei geht es nicht nur um den Asbestfund selbst, sondern vor allem um den Umgang damit:
„Was für eine Gesundheitsgefahr redet ihr eigentlich, liebe Rheinbahn?“
„Jahrelang ist da nichts passiert – und plötzlich wird gesperrt?“
„Die Bahn wird auf dem Display angezeigt – aber sie hält nicht. Kein Hinweis, keine Hilfe.“
Ein älterer Passant, der auf einen Gehstock angewiesen ist, wurde in einem Kommentar zitiert mit den Worten:
„Ein Unding, dass ich jetzt fast 500 Meter zur nächsten Haltestelle laufen muss.“
Andere Nutzer:innen fragen sich, ob auch andere Bahnhöfe betroffen sein könnten. Tatsächlich kündigte die Stadt an, dass die benachbarten U-Bahnhöfe Klever Straße und Heinrich-Heine-Allee nun ebenfalls überprüft werden.
Kein Anlass zur Panik – aber offene Fragen
Die Stadt teilte mit, dass für die Öffentlichkeit keine akute Gesundheitsgefahr bestanden habe, da die Aufenthaltsdauer in den betroffenen Bereichen meist kurz war und Luftverwirbelungen die Konzentration der Fasern gesenkt hätten. Die Reinigung des Bereichs erfolge nach geltenden Vorschriften, mit Filterung der Abluft und unter Schutzmaßnahmen.
Trotzdem bleibt für viele die Frage: Warum wurde nicht früher, klarer und direkter informiert? Und: Wie wird künftig mit Altlasten im ÖPNV umgegangen?
Einzelfall oder strukturelles Problem?
Die Nordstraße wurde 1981 eröffnet – und ist damit nicht die einzige Haltestelle mit potenziellen Altlasten. Auch an anderen Stationen wurden bereits Brandschutzsanierungen vorgenommen. In diesem Fall war laut Stadt keine Asbestbelastung vorab bekannt, der Fund erfolgte „überraschend“.
Wirklich überraschend ist das allerdings nicht, denn Asbest wurde wegen seiner vielen praktischen Eigenschaften über Jahrzehnte in sehr großen Mengen beim Bauen verwendet – und erst im 1993 verboten. Vor allem in Industriebauten und anderen Großbauten wurde Asbest unter anderem als Hitze- und Brandschutz an tragenden Stahl-Elementen verwendet. Von Asbestzement und anderen fest gebundenen Asbestprodukten geht bei normaler Nutzung keine Gefahr für die Gesundheit durch Freisetzung von Asbestfasern aus - Erst wenn das Material z.B. durch Sanierungsarbeiten zerstört oder mechanisch bearbeitet wird, können die gefährlichen Fasern freigesetzt werden. (Quelle: www.umweltbundesamt.de)
Der Vorfall wirft erneut ein Licht auf den Sanierungsbedarf im Düsseldorfer U-Bahn-Netz – und auf die Herausforderungen, diesen transparent, sicher und bürgernah umzusetzen.
Aktualisierung vom 28.05.2025
Kein Asbest in benachbarten Haltestellen – Maßnahmen bleiben bestehen
Nach dem Asbestfund in der U-Bahnhaltestelle Nordstraße haben die Landeshauptstadt Düsseldorf und die Rheinbahn auch die benachbarten Stationen Heinrich-Heine-Allee und Ergo Platz/Klever Straße vorsorglich testen lassen – mit beruhigendem Ergebnis: In beiden Haltestellen wurde kein Asbest nachgewiesen. Auch in durchfahrenden Bahnen mit geschlossenen Fenstern sowie an der Baustelleneinrichtungsfläche an der Fischerstraße wurden keine Fasern festgestellt.
Am Dienstag, 27. Mai, wurden in der Nordstraße weitere Proben genommen, deren Auswertung derzeit im Labor erfolgt. Die Quelle des Asbests wird weiterhin gesucht.
Die direkt nach dem Schadstofffund umgesetzten Schutzmaßnahmen gelten weiterhin:
- Die Verteilerebene wurde vorsorglich mit Folie von der Fahrebene abgeschottet.
- Sicherheitskräfte achten an den Haltestellen Heinrich-Heine-Allee und Ergo Platz/Klever Straße darauf, dass vor der Durchfahrt durch die Nordstraße alle Fenster geschlossen sind.
- In den Bahnen wird über Lautsprecherdurchsagen in Deutsch und Englisch auf die Vorsichtsmaßnahmen hingewiesen.
- Fahrpersonal öffnet an allen anderen Haltestellen die Türen zur besseren Belüftung.
Die Haltestelle Nordstraße bleibt bis auf Weiteres gesperrt. Fahrgäste werden gebeten, auf Heinrich-Heine-Allee oder Ergo Platz/Klever Straße auszuweichen. Aktuelle Informationen bietet die Rheinbahn-App.
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