Mobilität – 24 Mio. Euro Invest, 60 Ladeplätze, eigene PV auf dem Hallendach: Wir ordnen Nutzen, Kosten und offene Punkte für Düsseldorf ein.
E-Bus-Port Heerdt: Was Düsseldorfs neuer Ladehof der Wirtschaft bringt
Die Photovoltaik-Anlage mit 501 Modulen auf dem Dach des E-Bus-Ports in Heerdt. / Foto: Rheinbahn
Die Photovoltaik-Anlage mit 501 Modulen auf dem Dach des E-Bus-Ports in Heerdt. / Foto: Rheinbahn
Erst der Brand, dann die Baustelle – jetzt fließt der Strom: Auf dem Betriebshof in Heerdt hat die Rheinbahn am 8. September 2025 ihren neuen E-Bus-Port eröffnet. Auf rund 5.500 m² lädt die Flotte künftig 60 Batterie-Busse direkt in der Halle – gesteuert von einem intelligenten Last- und Lademanagement. Kostenpunkt: rund 24 Mio. Euro. Was heißt das für Wirtschaft, Stadtklima und Fahrgäste? Unser Check mit Zahlen, Einordnung – und einem klaren Blick nach vorn.
Zahlen, die zählen – kurz erklärt
Der Neubau besteht aus zwei Abstellhallen (je 30 Busse) plus Reinigungs- und Wartungshalle; im Technikgeschoss sitzen Transformatoren, Mittel-/Niederspannung, PV und Gebäudesteuerung. Kosten: ~24 Mio. Euro.
Ladeleistung:60 Ladepunkte, davon 3 × 300 kW Schnelllader, die übrigen 150 kW. Anschlussleistung 4.000 kW; verbaut wurden über 10.450 Meter Kabel.
PV auf dem Dach:501 Module, ca. 195 MWh/Jahr, rund 66 t CO₂ Einsparung. Die Anlage wurde im Rahmen der Solaroffensive der Stadt mit ca. 492.000 Euro gefördert.
Förderkulisse: Für Ladeinfrastruktur und Netzanschluss gewähren VRR/Land NRW einen Fördersatz von 90 % bei 6,086 Mio. Euro Volumen.
So lädt Düsseldorf – ohne Kabelsalat
Im Port fährt der Bus einen kleinen Pantographen am Dach aus und dockt an eine Ladehaube in der Decke. Niemand muss Stecker ein- oder ausstecken. Das Last-/Lademanagement verteilt Leistung nach Priorität: Schnelllader (300 kW) für kurze Fenster, Standardplätze (150 kW) für planbare Zyklen. Ziel ist laut Rheinbahn: „immer einen vollgeladenen Bus zu haben, wenn er benötigt wird.“
Foto: Rheinbahn
Oliver Krischer (Minister für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen), Annette Grabbe (Vorständin der Rheinbahn), Oliver Wittke(Vorstandssprecher des Verkehrsverbunds Rhein-Ruhr) und Dr. Stephan Keller (Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Düsseldorf) starteten den Ladevorgang im neuen E-Bus-Port im Rheinbahn-Betriebshof in Heerdt. / Foto: Rheinbahn
Was Fahrgäste merken – und warum das zählt
Elektrische Busse fahren leise, stoßen im Betrieb keine Abgase aus und machen den Nahverkehr für viele attraktiver.
Rheinbahn-Vorständin Annette Grabbe ordnet ein: „Die Fertigstellung dieses E-Bus-Ports ist ein Meilenstein auf dem Weg zu abgasfreier und leiser Mobilität. Davon profitieren unsere Fahrgäste, die Stadt und die Region.“
Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller betont zur PV-Anlage: „Der hier erzeugte Grünstrom bleibt vollständig in Düsseldorf und vermeidet, wenn der Bundesstrommix zugrunde gelegt wird, jährlich rund 66 Tonnen CO₂.“
Zugleich kündigt er an, städtische Dächer systematisch mit Photovoltaik auszustatten.
Wer zahlt was – und wofür?
Das Land NRW und der VRR fördern mit 90 % – konkret 6,086 Mio. Euro für Ladeinfrastruktur und Anschlussleistung.
Oliver Wittke (VRR) dazu: „Mit dieser Förderung leisten wir einen wichtigen Beitrag, um Elektrobusse als ressourcenschonende Alternative zum Diesel langfristig im Verbundraum zu etablieren.“
Für Düsseldorf ist das ein hoher Hebel – verbunden mit der Erwartung belastbarer Kennzahlen zu Auslastung, Verfügbarkeit und Klimaeffekt.
Vom Brand zur Blaupause – was wir gelernt haben
Nach dem Brand 2021 mussten PFAS-Rückstände im Boden sonderentsorgt werden. Geplant wurde 18 Monate, die Bauphase dauerte rund zwei Jahre – im laufenden Betrieb und bei engen Platzverhältnissen. Neben der Ladeinfrastruktur entstand eine integrierte Wasch- und Wartungszone als brandschutztechnische Trennung der Hallen.
Maße/Komfort: 18,1 m Länge, 3,24 m Höhe, Vmax 80 km/h; Wärmepumpe, Klimaanlage, Klapprampe
Angaben laut VDL-Datenblatt und Rheinbahn-PM; Ladezeit variiert je nach Temperatur, Restkapazität und Ladefenster.
Was bleibt offen
Betrieb 2026/2030 – welche Kennzahlen zählen?
Für die Einordnung des Nutzens werden am Ende nüchterne Größen entscheidend sein: Verfügbarkeit der Fahrzeuge, Störungs- und Standzeiten sowie Ladezyklen über den Tag. Sobald solche Betriebsdaten öffentlich zugänglich sind, lässt sich der Effekt des Ports messbar bewerten. Bis dahin helfen Alltagsbeobachtungen: Pünktlichkeit der Umläufe, Ausfälle, Wartezeiten an Endhaltestellen.
Netz & Kosten – was bedeutet Flottenausbau bei 4 MW heute?
Die aktuelle Anschlussleistung von 4.000 kW wird auf 60 Ladepunkte verteilt. Offen bleibt, wie sich ein weiterer Flottenausbau auf Leistungsspitzen, Zusatzbedarf und Kosten auswirkt – und ob zusätzliche Schnellladefenster oder Ladepunkte notwendig werden. Für Leser:innen spannend wird, wie stabil der Betrieb in Morgen- und Abendspitzen bleibt.
Solaroffensive – wie groß wird der lokale Beitrag?
Die Anlage auf dem Bus-Port liefert Eigenstrom; die Stadt fördert und betont den lokalen CO₂-Effekt. Interessant für die Einordnung ist, welche städtischen Dächer als Nächstes folgen und welcher jährliche Ertrag realistisch ist – je klarer diese Größen, desto besser lässt sich der lokale Klimanutzen abschätzen.
Unser Fazit: Der Port schafft die Voraussetzungen für leiseren, sauberen Nahverkehr – ob er wirtschaftlich und im Alltag überzeugt, zeigen die nächsten Monate auf der Straße. Welche Veränderungen bemerken Sie auf Ihrer Linie?
Quelle: Alle Zahlen, Technikdaten und Zitate stammen aus der Rheinbahn-Pressemitteilung (08.09.2025) und dem VDL-Datenblatt