Arbeit und Leben eröffnet Beratungsstelle

Gegen Lohndumping und Werkverträge für osteuropäische Beschäftigte

Von Jo Achim Geschke |

v.l.: Dr. Alexandru Zidaru, Mihai Botorog, Uli Dettmann, Dr. David Mintert, Holger Vermeer, Dr. Sabine Graf, Staatssekretär Dr. Wilhelm Schäffer, Catalina Guia / Foto aulnrw

Seit einigen Jahren ist die Tendenz zu beobachten, dass viele Unternehmen Werkverträge missbrauchen, um Lohnkosten zu drücken. Häufig geschieht das auf Kosten von Menschen aus Osteuropa, die über Ketten von Subunternehmen angeheuert werden, so „Arbeit und Leben NRW“. Daher wurde nun eine Beratungsstelle in Düsseldorf von „Arbeit und Leben NRW“ eingerichtet, um Beschäftigte aus Osteuropa über ihre Rechte aufzuklären und sie zu unterstützen.

„Wenn vor unserer Nase Beschäftigte ausgebeutet werden, dann geht das uns alle etwas an – unabhängig davon, wo diese Menschen herkommen. Arbeit und Leben NRW hat die Beratungsstelle in Düsseldorf eingerichtet, um Beschäftigte aus Osteuropa über ihre Rechte in Deutschland aufzuklären und bei der Durchsetzung zu unterstützen“, sagte Dr. David Mintert, stellv. Geschäftsführer Arbeit und Leben NRW, anlässlich der offiziellen Eröffnung der Beratungsstelle an der Mintropstraße 20.

 Lohndumping auf Kosten der Schwächsten in unserer Arbeitswelt

 „Manche Werkvertragsarbeiter freuen sich sogar schon wenn sie überhaupt etwas ausgezahlt bekommen, denn oft genug gehen sie komplett leer aus“, berichtet Catalina Guia über ihre Erfahrungen. Guia arbeitet für das Projekt „Arbeitnehmerfreizügigkeit fair gestalten“, das außer der Beratungsstelle in Düsseldorf bereits seit zwei Jahren eine Beratungsstelle in Dortmund betreibt. Nicht nur Werkverträge sind problematisch, auch Leiharbeiterinnen und Leiharbeiter aus Osteuropa werden oftmals ausgebeutet und die Grenze zur Scheinselbstständigkeit ist fließend. „Das Problem ist, dass die meisten Beschäftigten aus Osteuropa ihre Rechte in Deutschland nicht kennen und unbedingt arbeiten wollen. So werden sie zu leichten Opfern für gewissenlose Unternehmer, die Gesetzeslücken und Grauzonen nutzen oder schlichtweg kriminell sind“, erklärt Dr. Alexandru Zidaru, der seit zwei Jahren Beschäftigte in Dortmund berät.

 Land NRW wird mit Landesinitiative aktiv gegen Wettbewerbsverzerrung

 „Lohndumping, Schein-Werkverträge, fehlender Arbeitsschutz oder überlange Arbeitstage sind für viele Menschen, die insbesondere aus Rumänien und Bulgarien zu uns gekommen sind, leider traurige Realität“, weiß Dr. Wilhelm Schäffer, Staatssekretär im Ministerium für Arbeit, Integration und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen, zu berichten. Die Anfang 2013 gestartete Landesinitiative „Faire Arbeit – Fairer Wettbewerb“, in der auch das Projekt „Arbeitnehmerfreizügigkeit fair gestalten“ gefördert wird,  hat die Aufgabe unsichere und schlecht bezahlte Arbeit zurückzudrängen. „Seit mehr als zwei Jahren haben wir vielen Menschen helfen können, die insbesondere in der Fleischindustrie in Ostwestfalen-Lippe oder der Logistikbranche in der Region Dortmund-Hellweg arbeiten“, verweist Schäffer auf die gemeinsamen Erfolge.

 Rumänisches Generalkonsulat begrüßt Projekt

Als wichtigen Baustein in der Gesamtstrategie sieht auch Mihai Botorog, rumänischer Generalkonsul, die Beratungsangebote. „In der Regel werden Konsulate und Botschaften erst angesprochen, wenn eine Schmerzgrenze erreicht ist. Oftmals ist es dann schwierig, in den Einzelfällen effektiv zu helfen. Die Beratungsstellen sind eine wichtige Ergänzung zu unserer Arbeit. Sie können im Alltag präventiv tätig werden und Entgleisungen so vorbeugen“, betonte Botorog bei der Eröffnungsveranstaltung. 

 Das Projekt „Arbeitnehmerfreizügigkeit fair gestalten“ berät seit 2013 Beschäftigte aus Osteuropa. Darüber hinaus informiert und sensibilisiert das Projekt über deren Arbeits- und Lebensbedingungen und sichert den Wissenstransfer in Politik und Gewerkschaften. Mit finanzieller Unterstützung des Landes Nordrhein-Westfalen und des Europäischen Sozialfonds.

Web: www.aulnrw.de