Thomas Neumann, neuer Bezirksleiter der Vielfach-Gewerkschaft IGBCE mit rund 11.000 Mitgliedern, kündigte schon mal eine härtere Gangart bei den kommenden Tarifverhandlungen in der Chemieindustrie an: Die Forderungen nach 7 Prozent plus seien unterste Grenze. Die Friedenspflicht endet am 30. Juni. Die Unternehmen hätten gute Bilanzen im zweitbesten Jahr 2023 vorzuzeigen.
Auch wenn steigende Kosten es schwierig machten, so Neumann, „kann ein Personalabbau nicht die einzige Lösung für Kostensenkung sein.“
Auch Neumann fordert den sogenannten „Brückenstrompreis" für die Industrie, ebenso wie der IG Metall.
IG Metall : Die Schuldenbremse können wir uns nicht mehr leisten
Dinah Trompeter, Geschäftsführerin der IGM Düsseldorf-Neuss, verweist auf die Betriebe wie das Sprinter-Werk in Rath (Daimler-Benz) mit rund 8000 Beschäftigten und die international erfolgreichen Kranbauer in Reisholz. Die, so Trompeter, dringend Auszubildende suchen. Das letzte Röhrenwerk, ehemals Mannesmann, sei jetzt zwar abgewickelt, aber die meisten Beschäftigten hätten wegen des Fachkräftemangels neue Jobs gefunden.
Zur IGM gehören auch die TÍT-Bereiche, da seien beim „Trend zu Sparprogrammen“ und der Tendenz, Personal zu entlassen, dringend neue Konzepte nötig. Wobei die immer wieder aufflammenden Hoffnungen auf den sogenannten Grünen Wasserstoff wohl eher verpuffen werden – weil es noch etliche Jahre dauern wird und der wohl nur aus Afrika oder Südamerika geliefert werden könnte.
Aber die Transformation verlange dringend Investitionen, „die Schuldenbremse können wir uns nicht mehr leisten“, so die IGM-Geschäftsführerin mit Blick auf die dringend nötigen Investitionen für künftige Produktivität im internationalen Wettbewerb.
Sie hoffe zudem, dass für das Gelände von Vallourec in Rath mehrere auch industrielle Investoren gefunden werden könnte – ein deutlicher Hinweis an OB Stephan Keller.
Verdi: 13 Prozent plus sind wenig Reallohnzuwachs
Stephanie Peifer von Verdi saß gerade in den laufenden Tarifverhandlungen, ließ aber ein eindeutigen Statement: Die Forderung nach 13 Prozent plus im Handel bedeute bei den steigenden Preisen einen Reallohnzuwachs von nur wenigen Prozentpunkten.
Erneute Forderung nach Ausbildungswohnheimen
Die Forderung nach mehr Ausbildung vereint alle Gewerkschaften. Doch wo sollen bei der jetzigen Wohnungsnot mit den hohen Mieten die Azubis wohnen können? DGB-Vorsitzende Sigrid Wolf kämpft seit Jahren für bezahlbares Wohnen für die Azubis – in Ausbildungswohnheimen. Wie bei anderen strittigen Fragen versucht Wolf, „alle an einen Tisch zu bekommen.“ Klaus Churt vom DGB verweist auf Hamburg und München, wo solche Projekte bereits realisiert sind bzw .in Arbeit sind.
Es gibt dazu Fördermittel von Bund und Land, betont Wolf, und bereits eine Planung für ein Gelände am Tetelberg. Allerdings sind die Ausbildungswohnheime seit sehr vielen Jahren schon ein Thema in Düsseldorf.
Demonstrationszug und Familienfest mit leckerem Essen:
Der traditionelle Zug durch die Stadt beginnt um 11 Uhr am Gewerkschaftshaus, Friedrich-Ebert-Straße34 – 38, und zieht von dort bis zum Johannes-Rau-Platz am Rhein, wo die Kundgebung mit Reden von OB Dr. Stephan Keller und Sigrid Wolf DGB um 12 Uhr beginnen sollen. Danach gibt es eine Diskussion mit mehreren Gewerkschaftsvertreter-innen – je Gewerkschaft 6 Minuten – und eine Aktion der DGB-Jugend. Gegen 13 Uhr soll offiziell das Familienfest am Rheinufer starten mit vielen Informations-Ständen und auch leckerem Essen von vielen Nationalitäten.