Sondersitzung wegen Riesenrad an der Kö

Das Rad der Eitelkeiten – Hintergrund und Kommentar

Von Jo Achim Geschke |

Riesenrad im November am Burgplatz / Foto Jo Achim Geschke

Die Tierschutzpartei-Kooperation (mit den Freien Wählern) hat wegen des Riesenrads eine Sondersitzung des Rates beantragt. Grund ist das Vorhaben, das Riesenrad vom Burgplatz vom 28. Januar bis 28. Februar auf dem Corneliusplatz aufzustellen. Dort sei das 55 Meter hohe Riesenrad jedoch „eine Gefahr für die vielen Vögel im und um das Areal am Corneliusplatz“, so der Antrag zur Sondersitzung. Im Rathaus wird nun in Gesprächen mit dem Antragsteller versucht, das Thema in den Ausschüssen (Umwelt und Verkehrsausschuss) in der nächsten Woche zu behandeln. Schließlich kostet eine Ratssitzung auch einige Tausend Euro.

Hintergrund: Nach Absprache mit der Rheinbahn soll das Riesenrad der Familie Bruch vom Burgplatz (Ende 10. Januar) auf den Corneliusplatz umziehen. Mit dem Blick aus bis zu 55 Metern Höhe  soll auch der Start der Wehrhahnlinie (ab Ende Februar) gefeiert werden.

Die Aufstellung eines Riesenrads gehört zum allgemeinen laufenden Geschäft der Verwaltung und wird nicht in Ausschüssen verhandelt, heißt es aus dem Rathaus. Ausnahme ist nur der Burgplatz als zentraler Platz der Stadt für Kultur- Veranstaltungen und ähnliche Festivitäten. Eine Ratssitzung  muss der Oberbürgermeister nach § 47 der Gemeindeordnung einberufen, wenn ein Fünftel der Ratsmitglieder oder eine Fraktion es verlangen.

Aus dem Rathaus heißt es, man sei im Gespräch „mit den Antragstellern“ . Denn kommende Woche tagen sowohl der Umwelt- wie der Ordnungs- und Verkehrsausschuss. Eine Behandlung des Themas in den Ausschüssen ist dann für die Stadt wesentlich billiger. Eine Ratssitzung kostet: Aufwandsentschädigungen, auf Antrag auch Verdienstausfall, zudem entstehen Kosten durch die Online-Übertragung der öffentlichen Sitzung. Ein Verwaltungschef muss die Kosten mit der Dringlichkeit einer solchen Sondersitzung abwägen.

Kommentar

Wie mache ich mich bekannt und bemerkbar? Das ist die Frage allen Marketings und auch politischer Werbung. Man nehme ein Thema, das viele Menschen interessiert, womöglich auch emotional  anspricht, und bringe das in die Öffentlichkeit. Die Tierschutzpartei / Freie Wähler haben sich zunächst mal an die Bild-Zeitung gewandt. Dann haben alle Zeitungen das Thema nachgezogen (NDOZ.de nicht). Damit hat die Parteikooperation um die Freien Wähler eine Aufmerksamkeit erreicht, die sie in Ratssitzungen und kommunaler Politik bisher nicht erreichte.

  Angeblich geht es um zu viel Licht für die Vögel (Gänse und die Halsbandsittiche) und die große Gefahr, dass sich Vögel im Flug am Gestänge des Riesenrads verletzen.

Seit 100 Jahren reist die bekannte Familie Bruch mit Riesenrädern umher, seit 10 Jahren mit drei Riesenrädern durch Großstädte und Kleinstädte in Europa, ob in Luxemburg,  Metz, oder in Danzig. Noch nie sei ein Vogel gegen die Gestänge des Riesenrads geflogen, betont  Oscar Bruch auf Anfrage von NDOZ.de heute.

Nun treffen sich etwa die grünen Halsbandsittiche allabendlich an der Kö, um in den Bäumen ein abendlichen Zwitscher-Konzert abzuhalten. Die Sittiche fliegen dabei in der fortschreitenden Dunkelheit sehr geschickt durch die Äste der jetzt kahlen  Bäume hin und her. Und das Licht auf der Kö, etwa zur Vorweihnachtszeit, hat die Halsbandsittiche bisher nicht von ihren allabendlichen Treffen abgehalten.  Wie diese Papageienart wohl im Urwald zurecht gekommen ist ??

Erforscht ist das Navigieren der Sittiche wohl noch nicht in allen Einzelheiten. Möglich ist eine Art Ultraschall-Sonar, wie es auch Mauersegler und Schwalben benutzen, die teils mit mehr als 100 km/h durch die Straßen flitzen. Wer mal beobachtet hat, wie gut Vögel sehen können, auch auf viele Meter genau eine Beute wie etwa Körner oder ähnliches erkennen, weiß um die Alltagstauglichkeit von Vögeln.

Die grünen Halsbandsittiche fliegen jeden Tag am Fenster unserer Redaktion vorbei, Richtung Kö oder zurück zum Volksgarten. Sehr schnell übrigens. Flugunfälle, etwa ein Crash gegen Straßenlaternen, sind bisher nicht bekannt. Die grünen Halsbandsittiche fliegen fast immer auf Höhe der vierten Etagen, nicht über den Dächern.

Haben Sie schon mal gesehen, wie die Gänse auf Höhe der Poststraße über die Gleise laufen, oder gar über die Straße? Völlig unbeeindruckt durch Straßenverkehr und Rheinbahn?  Die Gänse fliegen dort übrigens auch zu anderen Plätze, und kurven dabei sehr geschickt um die Leitungsdrähte der Rheinbahn, an hohen Straßenlaternen und an Mobilfunkmasten vorbei.

Warum bisher keine toten Vögel am Burgplatz neben dem Riesenrad zu finden waren, bleibt den Antragstellern wohl verborgen. Möwen fliegen da übrigens sehr viel herum.

Vielleicht liegen demnächst aber tote grüne Sittiche auf der Kö. Sie haben sich totgelacht. Über die völlig falsch verstandene Tierliebe.

(Text und Kommentar Jo Achim Geschke)