Fahrradabstellplätze: Streit und Pause - Kommentar

Fahrradabstellplätze: Gehts noch? Wer gibt Autos das Recht vor Rädern? – Kommentarv

Von Jo Achim Geschke |

Fahrradabstellplätze an der Cantadorstraße / Foto W Meyer, Stadt

Pause bei den Fahrradabstellplätzen: Es soll noch einmal alles geprüft werden, hat OB Geisel gesagt. Hintergrund sind die vielen Beschwerden – von Autofahrern, klar. Von Autobesitzern, deren Parkplätze wegfallen, weil es inzwischen wohl mehr Fahrräder als Autos in der Stadt gibt, und die Räder müssen ja irgendwohin. Autofahrer, vor allem Ältere, sind nun mal gewöhnt an die Priorität der Autos in Deutschland – Autos first. Es ist aber öffentlicher Raum, der da zu Parkplätzen gemacht wurde, seit Jahren schon. Und Radfahrer haben nun mal auch Anteil am öffentlichen Raum. Wenn auch für Zweiräder viel zu wenig Platz ist. Aber: Die Verkehrswende ist nicht nur dringend nötig (bessere, saubere Luft und so!), sie hat auch längst eingesetzt. Zu sehen etwa an den vielen Zweirädern. Zudem muss die Stadt für die Zukunft planen – also für die jüngeren Bewohner*innen. Und die stehen nicht mehr so auf – womöglich auch noch dicke – Autos.

Nun muss Politik zweifelsohne auch auf die Interessen verschiedener Bürger Rücksicht nehmen. Die Frage ist aber hier: Wie kann ich Bürger*innen/ Autofahrer*innen klar machen, dass die Hunderttausenden Räder ebenso ein Recht auf den öffentlichen Straßen-Raum haben wie die Vehikel der anderen Bürger*innen, nämlich die Autofahrer? Die  Planerin Cornelia Zuschke und Planer Geibhardt seien von der Kritik ausgenommen, melden Düsseldorfer Zeitungen.

Seit der Aufstellung von Fahrrad-Stellplätzen gab es immer wieder Kritik: Meist von Parkplatz-Fetischisten, aber auch von offensichtlich Konservativen, die gegen die Initiativen von Planerin Cornelia Zuschke für Bessre Luft in der Stadt (Verkehr) und für mehr Radwege wettern. Die Reaktion sind häufig zu sehen: Partielle Eigeninteressen (Parkplätze für Autos, reibungsloser Autoverkehr) werden höher gestellt als die Interessen aller für gesündere, bessere Luft in der Stadt. Und konservative Medien hauen da teils in die selbe Kerbe.

Verkehrspolitik ist eine komplexe Sache: Wenn Parkplätze wegfallen, haben CDU und teils FDP schon seit Jahren Zeter und Mordio geschrien. Parkplätze = Autos waren unantastbar, etwa so wie Diesel heute bei CSU-Verkehrs-/Autominister Scheuer. So kommen wir aber nicht weiter im Ringen um ein besseres Klima und weniger Verkehr in den Städten. (Einige Städte in Europa haben bereits zumindest ihre Innenstädte für den Autoverkehr gesperrt, Sonderregelungen für Handwerker etc. inbegriffen.) Zur Verkehrspolitik gehören auch: Mehr ÖPNV-Angebote, mehr E-Autos und noch besser: Mehr Wasserstoff-Mobile, mehr P + R Plätze und und – und Regelungen für Handwerker und Betriebe.

Nun haben wir im ausufernden Kapitalismus – auch Neoliberalismus genannt – auch das Problem, dass Menschen nicht dort wohnen können, wo sie arbeiten, weil die Jobs wechseln, oder etwa wegen der zu hohen Mieten in Großstädten. Heißt: Düsseldorf muss irgendwas tun, um die fast 300.000 Pendler täglich im Zaum zu halten. Sie etwa mit einem besseren ÖPNV / Nahverkehr- Angebot zum Umsteigen zu bewegen. Da ist allerdings auch die Deutsche Bahn gefragt, und mit der funktioniert`s nicht gut. (Waren übrigens immer bayrische CSU-Verkehrsminister ….)
Es ist also wie in manchen Beziehungen: Es ist kompliziert.

Die Stadt ist seit 1949 unter Tamms zu einer Auto-Stadt (der „Professor“ wurde Tamms übrigens von Adolf Hitler verliehen). Die dicken Verkehrsachsen für den Autoverkehr – Berliner Allee, Lastring B 8, die Achse am Rhein entlang – wurden von CDU/ FDP zudem noch ausgebaut mit Düsseldorfs längstem und teuersten Parkplatz (Toulouser Allee) und dem Tunnel mitten durch die Innenstadt (Kö-Bogen). Da ist es schwierig, noch Fahrradwege einzubauen. Wie bereits berichtet, dauert das, aber die Verkehrsdezernentin Cornellia Zuschke gibt sich sichtbar Mühe. Aber Aufklärung über die nötige Verkehrswende zugunsten unser aller Lebensqualität dauert eben und ist mühsam. Und der engagierten Dezernentin jetzt Reifen in den Weg zu legen, weil sich Konservative aus der Innenstadt oder Golzheim oder sonstwo beschweren, dürfte der falsche Weg sein.

Unser aller Lebensqualität übrigens: Geisel sollte an die denken und Bürgern weiterhin deutlich klar machen, dass es mit Staus, mit Parkplätzen im allgemeinen, öffentlichen Raum so nicht weitergehen kann. Mit den von ihm gepflegten Bürgerdialogen kann ja auch mal das Thema „Verkehrswende“ in den Mittelpunkt gestellt werden. Dringend ist es ja.

(Kommentar Jo Achim Geschke)

Zusatz: Fakten und Daten

Nach der Aufstellung von Fahrradständern an der Cantadorstraße gab es ebenso Kritik wie an anderen Radstellplätzen. Die Grünen sind sauer auf die Pause bei der Planung, Die FDP stimmt verhalten zu, die SPD hat sich nicht offiziell geäußert bis Redaktionsschluss.

NDOZ.de hatte über den Bürgerdialog zur Radwegeplanung berichtet:

Radwegenetz: Die Mühen der Planung in der Autostadt oder 2 Räder gegen SUV-Denken

Unter anderem:

„Für die fast 300.000 Pendler in der Stadt müsse eine Kooperation mit Bahn und den umliegenden Gemeinden her.

Einig waren sich Planer und Politiker: Der Widerstand gegen eine dringend nötige Verkehrswende wie teureres Parken, müsse von der Politik aufgehoben werden. Wohl eine optimistische Hoffnung.

Klar wurde auch: Der ÖPNV (Busse und Bahnen) muss sich auf veränderte Mobilität umstellen und unter anderem mehr Mitnahme-Möglichkeiten für Räder und E-Bikes schaffen.“

Städtische Zahlen und Fakten:

Seit dem Sommer hat das Amt für Verkehrsmanagement an rund 100 Standorten in der Innenstadt mehr als 1.000 neue Abstellmöglichkeiten für Fahrräder geschaffen.
Die Fahrradabstellanlagen gehören zur Düsseldorfer Fahrradoffensive und sind ein Zeichen für Düsseldorf als fahrradfreundliche Stadt.

Die Standorte, an denen aktuell neue Fahrradabstellanlagen geschaffen werden, sind oft auf Wünsche aus der Bevölkerung zurückzuführen.

Das Amt für Verkehrsmanagement wird die "Offensive Fahrradabstellanlagen" über das gesamte Jahr 2019 fortführen. Eine weitere Überprüfung der Nutzung der aufgestellten Bügel erfolgt im März 2019. Im nächsten Jahr sollen weitere 500 bis 1.000 Abstellplätze, die flexibel sind, also schnell aufgebaut und bei Bedarf auch schnell abgebaut werden können, geschaffen werden.

Auf der Cantadorstraße sind insgesamt an zwei Standorten 18 Fahrradbügel auf fünf ehemalige Auto-Stellplätze gesetzt worden: Cantadorstraße 22: 11 Fahrrad-Bügel (= 22 Fahrradstellplätze) auf 3 Pkw-Stellplätzen, Cantadorstraße 5: 7 Fahrrad-Bügel (= 14 Fahrradstellplätze) auf 2 Pkw-Stellplätzen. Alle Standorte resultieren aus Wünschen aus der Bevölkerung.“