Satirisch- komische Improvisation in der NachtCentrale D‘Haus

Kölner Schauspielhaus wird Düsseldorfer Außenstelle - Ein kurzweiliger Impro-Abend im D‘Haus

Von Jo Achim Geschke |

Die Mini-Bühne zum kurzweiliger Impro-Abend im D‘Haus / Foto Jo Achim Geschke

Ein Bühnen-Barockstuhl, drei blaue billig-Stühle, ein Tischchen mit Sektkübel und Champagner-Flasche vor – ganz wichtig – Düsseldorfer Fahne. Ein Porzellan-Panther davor mit einem Strass-besetzen Mikrofon, sieht aus wie Swarovski, „glänzt, kann aber nix“, sagt die Schauspielerin später. Ab 22 Uhr begeisterten vier SchauspielerInnen des Ensembles das überwiegend junge Publikum mit einer satirisch komödiantischen Improvisation einer Talk-Show auf der Brücke im Central des D‘Haus. Mit „Melania Trump“ (mit U gesprochen wie geschrieben), mit einem Vertreter der „AfDü“ im braunen Anzug und etwas schwarzem unter der Nase, einer extra-blonde Amerikanerin mit Rosa Röckchen und Glitzer-Top (der nicht sitzt) und Kaugummi, und einem „Kulturflüchtling“ aus Köln im spießigen Pullunder (das ist eine Tautologie, aber macht nix) bei der „Extra Nacht Centrale“ mit Seitenhieben auf OB Geisel.

Eine „totale Late night Talk Impro Wahnsinn mit dem Ensemble. Nichts ist geprobt, kaum etwas abgesprochen und alles ist möglich“ wurde das Extra ab 22 Uhr angekündigt. Die bestens aufgelegten DarstellerInnen in ungebremster Spiellaune bringen die späten Zuschauer immer wieder zum schallenden Lachen.

Auftritt „Melania Trump“ ( Hanna Werth), sie verulkt, pardon: moderiert die Persiflage auf Talk-Shows im längsgestreiften Abendkleid. Und muss erst mal die Hyperblonde im rosa Mini aufscheuchen: „Der Stuhl ist natürlich für mich, was denkst Du denn.“

Dann: „Klatschen Sie, ich brauche 2 Minuten 50 Applaus“. Das klappt beim Publikum.

Melanie Trump fordert zum Einschenken auf - „das mach ich sicher nicht selbst.“ „Jetzt ist genug, müssen wir uns alles Linksrheinische gefallen lassen?“ gibt Melania das Thema des Talk-Abends vor. „OB Scheisel“ (- man kann das G ja auch französisch/ italienisch aussprechen -) habe das Kölner Schauspiel in Köln Mühlheim gegen das Düsseldorfer Haus getauscht, „so dass wir endlich ein ordentliches Haus haben“, das Kölner Schauspiel ist nun Düsseldorfer Außenzentrale.

Dann setzt sie das „familienfreundliche Programm“ im D‘Haus (Unterm Kindergarten, Willkommen) gegen den Kölner Spielplan (Hamlet und so). Und wird unterbrochen vom Anruf eines „Herrn G.“ - „der ruft irgendwie ständig hier an“ - und Herr G sagt was von Verträgen, Verwaltung, Kölner Schauspiel …

Da muss der „Kulturflüchtling aus Köln“ ran, der völlig erschüttert ist. Und „Herr Lachmann“ (Alexej Lochmann, bekannt etwa aus „Herr Puntila...“ und „Romeo und Julia“) schildert herzzerreißend als perfekter Talkshow-Gast seine Traumatisierung durch den Kölner „Hamlet“, danach habe er den Düsseldorfer „Revisor“ gesehen (Kurzauftritt Moritz Führmann) und musste einfach nach Düsseldorf fliehen, schildert unter Tränen seine dramatische Flucht nach Düsseldorf, schwimmend im Rhein. Aufgefischt durch Wilfried Schulz … „seitdem lebe ich hier im Central“.

Dieser „Kulturflüchtling“ passt dem Herrn „Hauke Schneetrieb“ (Jonas Friedrich Leonhardt) oder so mit der Armbinde der „AfDü“ so gar nicht, „da könnte ja jeder kommen, ein Kölner!“. „Kölner Raus, Altbierverräter, wir sind nicht der Zapfhahn der Nation“, und schon zeigt er mit Alt und Kölsch, zusammengegossen, dass das (beides) nur Schaum gibt. Und Mohammed von der Bar bringt Schnapsgläschen, das Publikum muss probieren. Schließlich wird bei Talkshows immer das Publikum gefragt…

Herr AfDü - Schneetrieb legt dann eine dramatische „Life-Abschiebung“ vom Kölner Lachmann in der Talk-Show hin. Derweil wird die hyperblonde USA-Bloggerin (Maelle Giovannetti mit blonder Perücke) befragt, die den Kaugummi aus dem Mund nimmt, und Trump gut findet (also den Donald), und die Lösung für das Problem „Kulturflüchtlinge“ hat: „Alles Geld für Kultur streichen, dann gibt’s keine Flüchtlinge mehr.“

Es folgt ein Ausflug in die Düsseldorfer Geschichte, Herr AfDü-Schneefall erinnert an die „Schlacht am Worringer Platz 1288“ mit der Linie 709 …. Und die USA-Bloggerin Brenda zieht sich Boxhandschuhe an, um dann an Herrn Schneefall das abgewandelte „Pussy-grabbing“ auszuprobieren.

Und siehe da – der braune Herr AfDü erzählt plötzlich sanft von seinen Aktivitäten in seinem Angelverein, „wir gehen da immer an den Seen fischen...“

Um das Köln-Düsseldorfer Problem zu lösen, kommt „Vladimir Putinbrust“ auf einem „Pferd“ herein ( Alexej Lochmann mit beachtlicher nackter Brust) und schlägt die Lösung vor: Russisch Roulette. Mit Eiern. Und schon finden sich zwei Freiwillige aus dem Publikum, die, in Regencapes geschützt, aus sechs Eiern wählen und und jeweils eins vor die Stirnschlagen sollen – 5 sind gekocht, eines ist roh. Das erwischt der Kölner gleich im ersten Hieb an die Stirn. Damit ist klar, sagt „Melania Trump“ (mit U) : „Der Worringer Platz bleibt bei Düsseldorf.“

Und das Schauspielhaus bleibt das D‘Haus, glücklicherweise, kann man da nur sagen. Ein kurzweiliger, lustiger Abend im Impro-Theater mit einem Ensemble, das offensichtlich bestens aufgelegt und voller Spiellaune ist. Übrigens haben etliche der Schauspiel-KollegInnen dem Impro-Auftritt zugesehen.

Der Champagner war aber irgendwie ein Impro-Regiefehler – Düsseldorfer sind doch bekannt für den ProSecco. Also ... nicht ganz trocken, damit der Unterschied zum heimischen süßlichen Aldi-Riesling nicht so deftig wird.

Wer‘s gesehen hat, freut sich sicherlich auf die nächste „Nachtzentrale“ am 10. März, ab 22 Uhr, und das „Europa-Domino“ nach der EU-Wahl in den Niederlanden (24. März), „Wir kehren die Scherben auf ...“ heißt es in der Ankündigung. (Eintritt kostete für jene, die nicht zuvor in einer Vorstellung waren, 5 Euro).

Mehr unter

www.dhaus.de

(Autor Jo Achim Geschke)