Zehn Forderungen für fünf Jahre
Die Wahlperiode 2025–2030 soll nach dem Willen des ADFC unter einem klaren Motto stehen: „Aufbruch für guten Radverkehr“. Konkret bedeutet das: jedes Jahr 40 Kilometer des Radhauptnetzes in hoher Qualität ausbauen, zehn neue Fahrradstraßen auf viel genutzten Strecken einrichten, barrierefreie Lösungen an Baustellen, mehr Tempo 30 – und vor allem: endlich umsetzen, was schon lange versprochen wird.
Fahrradklima-Test 2024: Schlechte Noten, sinkende Beteiligung
Die Dringlichkeit zeigt sich im neuen Fahrradklima-Test 2024, dem bundesweiten Zufriedenheits-Index des ADFC:
- Gesamtnote: 4,17 (2022: 4,11)
- Platz 10 von 15 unter den Großstädten mit über 500.000 Einwohner:innen (2022: Platz 8 von 14)
- Sicherheitsgefühl: 4,7 (2022: 4,6)
- Falschparkerkontrolle: 4,9,
- Ampelschaltungen: 4,9,
- Führung an Baustellen: 5,0,
- Breite der Radwege: 4,9
Positiv bewertet wurden nur:
- Verfügbarkeit von Leihrädern (Note 2,5)
- geöffnete Einbahnstraßen für Radverkehr (2,8)
Doch insgesamt zeigt sich eine klare Verschlechterung. Fast zwei Drittel der Teilnehmenden gaben Schulnoten zwischen 4 und 6.
Daniela Günther, Vorsitzende des ADFC Düsseldorf, spricht von einer „Schlappe für den Oberbürgermeister und die politische Mehrheit von CDU und Grünen“.
Die einst vereinbarte „Offensive für den Radverkehr“ sei ins Stocken geraten – viele versprochene Maßnahmen blieben aus.
Die zehn zentralen Forderungen des ADFC Düsseldorf:
- Sofortige Beseitigung der größten Mängel und Gefahren für den Radverkehr.
- Jährlich 40 km des Radhauptnetzes sicher und in hoher Qualität befahrbar machen.
- Grundlegende Trennung von Auto-, Rad- und Fußverkehr.
- Zehn neue Fahrradstraßen pro Jahr auf viel genutzten Strecken einrichten, die diesen Namen auch verdienen.
- Deutliche Ausweitung von Tempo 30, insbesondere im Umfeld von Schulen, unter konsequenter Anwendung der novellierten StVO-Möglichkeiten.
- Durchgängige rote Markierung aller Radwege – ob baulich getrennt oder als Radfahrstreifen.
- Konsequentes Abschleppen von Falschparkern auf Geh- und Radwegen, da diese schwächere Verkehrsteilnehmende behindern und gefährden.
- Barrierefreie, sicher befahrbare und begehbare Führung an Baustellen – ausreichend breit und möglichst getrennt.
- Jährlich 2.000 neue, sichere Fahrradabstellplätze, bedarfsorientiert und flächendeckend in der Stadt.
- Eine Verwaltung, die bürgerfreundlich über Planungen informiert und effektiv auf gemeldete Mängel reagiert.
Verkehrswende braucht politischen Willen
Die Botschaft des ADFC ist klar: Ohne konkrete Maßnahmen und politischen Mut bleibt Düsseldorf auf halber Strecke stehen. Die zehn Forderungen sollen als Maßstab für Parteien und Verwaltung dienen – und als Entscheidungshilfe für Bürgerinnen und Bürger bei der Kommunalwahl 2025.
Doch auch jenseits von Umfragen zeigt ein Blick auf die realen Fortschritte: Es hakt gewaltig. Nach Medienberichten sowie Angaben der Opposition wurden 2024 in Düsseldorf lediglich rund 2,8 Kilometer neue Radwege realisiert – darunter nur etwa ein Kilometer im zentralen Radhauptnetz. Damit bleibt die Stadt weit hinter dem selbst gesteckten Ziel von 30 Kilometern pro Jahr zurück. Kritiker sprechen von einem „Desaster“. Andere Großstädte kommen hier deutlich schneller voran – was sich auch in besseren Ergebnissen im Fahrradklima-Test niederschlägt.
Dr. Jan-Philipp Holthoff, Vorstandsmitglied des ADFC Düsseldorf, bringt es auf den Punkt: „Diese Ergebnisse zeigen, dass Düsseldorf und seine Regierung das Ziel, die fahrradfreundlichste Großstadt Deutschlands zu werden, deutlich verfehlt haben. Selbst einfache Maßnahmen zur Umverteilung des Straßenraums wurden kaum angegangen. Statt Radwege zu bauen, zählt die Stadt lieber Parkplätze.“
Das Ergebnis: Unsicherheit für Radfahrende und Zufußgehende, schlechte Luft, mehr Lärm – und weniger Lebensqualität für alle.
Kurzum: Die Autologik dominiert noch immer die Stadtplanung. Dabei wäre der Gewinn klar: Weniger Stau, weniger Lärm, weniger Emissionen – mehr Platz, mehr Sicherheit und mehr Mobilität für alle.
Der ADFC fordert deshalb mit Blick auf die Kommunalwahl 2025: mutige Mobilitätskonzepte, eine konsequente Neuverteilung des öffentlichen Raums zugunsten von Rad- und Fußverkehr – und endlich Tempo beim Ausbau des Radwegenetzes.
Mehr zum Thema: Wie der alltägliche Verkehrsinfarkt die Lebensqualität in Düsseldorf beeinträchtigt, lesen Sie in unserem Artikel „Düsseldorf ist Stau-Bundeshauptstadt“