#Seebrücke – Demo als Zeichen für Humanität am 3. August

#Seebrücke gegen die schleichende Wiederkehr des Faschismus – Demo morgen im Düsseldorf Medienhafen

Von Jo Achim Geschke |

Jeder Skipper dieser Yachten im Mittelmeer ist gesetzlich verpflichtet, Menschen aus Seenot zu retten / Foto & Collage Jo Achim Geschke

Im Seenotfall hätte jeder Skipper der Yachten auf dem Foto oben die gesetzliche Pflicht, Menschen aus Seenot zu retten. Das ist internationales Seerecht. Doch das ist nicht der Knackpunkt: Schon die Frage, ob Frauen, Kinder, Babys, Männer vor dem Ertrinken im Mittelmeer gerettet werden sollten, verneint die Grundsätze der Humanität, auf die sich Europa und die Welt seit Jahrhunderten berufen. Wenn Menschen in Dresden zu Fragen der Seenotrettung im Mittelmeer brüllen „absaufen“, wenn rechtsaußen Redner und Schreiber überhaupt diese Frage öffentlich stellen können, ob Geflüchtete im Mittelmeer gerettet werden sollen – dann ist das nicht nur ein Rückfall in Barberei. Es ist das Zeichen für ein Erstarken eines Neofaschismus, der skandiert, dass es Menschenleben gibt, die weniger wert sind als die des obskuren „Wir“. Die inhumane Ideologie, dass es Menschenleben gibt, die weniger wert sind, hat es in Deutschland bis 1945 gegeben. Und das brodelt wieder hoch, längst nicht nur bei AfD und Konsorten. Am Freitag, 3. August, zeigt die gesellschaftliche Mitte unter dem Stichwort „#Seebrücke“ im Düsseldorfer Medienhafen ihre Forderung, die private Seenotrettung und die europäische Seenotrettung wieder aufzunehmen.

Allein dass es diese Forderung geben muss, zeigt anklagend mit den gefalteten Papierschiffchen und den Menschen mit Schwimmwesten auf die Barberei, die sich auch in Deutschland breit macht.

Düsseldorfs OB Thomas Geisel (SPD) hat mit den Stadtspitzen von Köln und Bonn in einem Brief an die Kanzlerin die Bereitschaft der drei Städte erklärt, gerettete Geflüchtete aus Mittelmeer aufzunehmen, Und gleichzeitig gefordert, dass die „menschliche Katastrophe im Mittelmeer“ mit mehr als 1400 Ertrunkenen aufhören müsse. „Wir wollen ein Signal für Humanität, für das Recht auf Asyl und für die Integration Geflüchteter setzen“, erklärten Henriette Reker (Köln, parteilos), Thomas Geisel (Düsseldorf, SPD) und Ashok Sridharan (Bonn, CDU) in dem Brief.

In Kommentaren zu einem Artikel in der RP wird der Einsatz des Düsseldorfer SPD-Oberbürgermeisters sogleich abgewertet, er müsse Zahlen nennen, oder es sei eine PR-Aktion. Eine miese Taktik, denn Zahlen können die Stadtoberhäupter ja erst nennen, wenn die offiziellen Stellen reagiert haben.

In Leserbriefen der ZEIT auf deren Artikel des „Pro und Contra“ ist nicht nur ein Mangel an Bildung erkennbar. Dass allein die Bejahung der Frage, ob es ein Contra gegen die Rettung von Menschen aus Seenot geben könnte, zeigt nicht nur eine Verrohung der Gesellschaft – es zeigt einen Rückfall in ein Denken, das nie wieder sein sollte. Durch die mediale Verbreitung von Äußerungen – die im übrigen bestehende Gesetze verletzen – von Innenminister Horst Seehofen (CSU) und Bayerns MP Markus Söder (CSU) sowie ständige Wiederholungen in Talkshows wurde ein Klima geschaffen, das unreflektiert die aufgeklärte, auf Humanität beruhende Basis unserer Gesellschaften im angeblich christlichen Abendland aufgibt und inhumanes Vokabular wieder gesellschaftsfähig macht. Genau dieses Klima wollten Rechtsextreme aus AfD und Radikale wie die Vordenker der neuen Rechten ebenso wie Steven Bannon aus den USA schaffen.

Es kann in einem Europa nach 1945 keine Überlegung geben, geflüchtete Menschen nicht aufzunehmen, oder gar zu retten, oder in ein Land wie Libyen zurück zu schicken, in dem Folter, Vergewaltigung und Sklaverei dokumentiert sind.

(Autor Jo Achim Geschke)

Demonstration für eine Seenotrettung im Mittelmeer

Am Freitag, 3. August, von 17 bis 21 Uhr, im Medienhafen, Adresse Am Handelshafen 15, das ist an der Fußgängerbrücke zur ersten Hafeninsel.

Wer Schwimmwesten besitzt, kann diese mitbringen, ebenso Papierschiffchen oder ähnliche Zeichen.