OB-Wahl Düsseldorf 2025, die Kandidaten im Vergleich

3 Kandidaten, 3 Fragen: Stephan Keller, Clara Gerlach und Fabian Zachel im Interview

Von Victor Scholz |

Düsseldorfer Rathaus. „3 Fragen, 3 Kandidaten“: Gerlach, Keller und Zachel / Foto-Collage: Victor Scholz, NDOZ
Düsseldorfer Rathaus. „3 Fragen, 3 Kandidaten“: Gerlach, Keller und Zachel / Foto-Collage: Victor Scholz, NDOZ

Düsseldorfer Rathaus. „3 Fragen, 3 Kandidaten“: Gerlach, Keller und Zachel / Foto-Collage: Victor Scholz, NDOZ

Die ganz heiße Phase des Wahlkampfes hat begonnen: Am Sonntag den 14. September, findet die Oberbürgermeisterwahl im Rahmen der Kommunalwahl in Düsseldorf statt. Dennoch sind sich viele unserer Leserinnen und Leser noch nicht ganz sicher, wen sie am nächsten Sonntag wählen werden.

Wir haben die drei aussichtsreichsten Kandidierenden eingeladen, unsere Fragen zu beantworten. Kurz und knapp, alle unter denselben Bedingungen: drei Fragen, drei Antworten – so lassen sich die Positionen direkt vergleichen.

Außerdem haben wir drei kurz-Interviews mit den Kandidierenden gedreht. Diese finden Sie hier: ndoz_de

Kurze Fragen & kurze Antworten mit... Clara GerlachDr. Stephan Keller und Fabian Zachel.

Die Kandidatin und die Kandidaten (alphabetisch):
  • Clara Gerlach (Bündnis 90/Die Grünen), Bürgermeisterin
  • Dr. Stephan Keller (CDU), amtierender Oberbürgermeister
  • Fabian Zachel (SPD)

Frage 1: Wohnen

Viele Düsseldorferinnen und Düsseldorfer finden kaum noch bezahlbare Wohnungen. Was wäre Ihr erster Schritt, um die Situation zu verbessern?

Clara Gerlach:

Mein erstes Ziel ist der Schutz von Mieter*innen und die Sicherung von heute bezahlbaren Wohnungen durch:

  • mehr Beratung durch städtisch finanzierte Stellen und mehr Unterstützung durch die Wohnungsaufsicht.
  • weitere Erhaltungssatzungen und neue Vorkaufsrechte, um Entmietungen und Luxusmodernisierungen zu verhindern und den ausschließlich profitorientierten Investoren entgegenzutreten.

Für neue bezahlbare Wohnungen werde ich die Genossenschaften, die städtische Wohnungsgesellschaft und die anderen gemeinwohlorientierten Akteure auf dem Düsseldorfer Wohnungsmarkt stärken. Denn Bauen alleine hilft nicht, wenn es nicht in erster Linie dauerhaft bezahlbare Wohnungen sind.

Stephan Keller:

Ich verfolge die konsequente Umsetzung unserer Wohnungsbauoffensive. Bis 2030 werden wir 8.000 neue Wohnungen schaffen, mindestens 4.000 davon auf städtischen Flächen. Wir stärken die Städtische Wohnungsgesellschaft, beschleunigen Planungsverfahren und fördern gezielt den Neubau insbesondere bezahlbaren Wohnraums. Das steuern wir aktiv mit dem Handlungskonzept Wohnen inklusive der 50%igen Quotierung zur Schaffung preiswerten Wohnraums. Im vergangenen Jahr haben wir zudem das städtische Impulsprogramm zur Förderung von Wohnraum aufgelegt. Die Fördersumme umfasst 140 Mio. € und wird perspektivisch die Wohnraumsituation verbessern. Mein Hauptaugenmerk liegt auf der Aktivierung städtischer Flächen zu Wohnbauzwecken.

Fabian Zachel:

Wir brauchen noch in diesem Jahr einen Mieterschutzschirm. Rücksichtlose Investoren kaufen immer mehr Immobilien auf, nur um diejenigen, die ihren Wohnungen leben, mit dubiosen Mitteln zu vertreiben. Danach verlangen sie viel höhere Mieten. Wir machen klar: Das geht so nicht. Dafür schaffen wir mit neuen sozialen Erhaltungssatzungen klare Regeln. Im Rathaus werde ich eine echte Mieterschutzeinheit einsetzen, damit die Regeln endlich kontrolliert werden. Zudem werden die angekündigten 8.000 neuen bezahlbaren Wohnungen auf städtischem Grund dann auch gebaut. Dafür muss die Stadt viel aktiver sein, selbst Grundstücke erschließen und sie dann gemeinwohlorientierter entwickeln.

Frage 2: Verkehr

Düsseldorf gilt als Deutschlands Stau-Hauptstadt mit 60 Stunden Zeitverlust pro Jahr. Was wollen Sie dagegen konkret unternehmen?

Clara Gerlach:

Weniger Stau gibt es nur mit mehr Bus & Bahn, Fuß- und Radverkehr. Denn der Platz in unserer Stadt ist begrenzt. Wir können uns nicht mit mehr Straßen aus dem Stau heraus bauen.

Als Oberbürgermeisterin wird es meine Priorität, für eine bessere Auswahl zu sorgen: sichere Radwege, mehr Sharing-Angebote, Platz für Fußgänger*innen, eine bessere Rheinbahn. Dann steigen Menschen um und dann ist auf den Straßen genug Platz für diejenigen, die auf ein Auto angewiesen sind und für den Wirtschaftsverkehr.

Andere Städte zeigen: Das geht innerhalb weniger Jahre – wenn die Stadtspitze es will und es zur Priorität macht. Das haben die bisherigen Düsseldorfer Oberbürgermeister von CDU und SPD nicht getan.

Stephan Keller:

Den Titel „Stau-Hauptstadt“ haben wir leider erhalten, weil im vergangen Jahr Baustellen auf der A46 und der A59 für starke Verzögerungen gesorgt haben. Baustellen, die wir als Stadt nicht beeinflussen konnten. Ich möchte Staus mit smarter Technik wie digitalem Baustellenmanagement, autonomen Fahren und intelligenten Ampeln bekämpfen. Der Radverkehr soll auf 25 Prozent steigen – mit Radleitrouten, Fahrradstraßen und Ausbau des Radhauptnetzes. Der ÖPNV wird durch die Verlängerung der U81 und den Rheintakt gestärkt. Mobilstationen, flexy und neue Parkkonzepte bieten Alternativen zum Auto. Trotz vieler Baustellen bleibt das Ziel klar: weniger Stau mit fairen und pragmatischen Lösungen für alle Verkehrsteilnehmer.

Fabian Zachel:

Dr. Stephan Keller war als Beigeordneter (von 2011 bis 2016) und Oberbürgermeister elf Jahre für den Verkehr verantwortlich. Im letzten Wahlkampf hat er zwar ein staufreies Düsseldorf versprochen, dann aber offensichtlich im Klein-Klein den Überblick verloren. Wir brauchen jetzt einen Neustart mit einem Konzept, dass das Miteinander besser ordnet – egal ob man zu Fuß, mit dem Rad, mit Bus und Bahn oder dem Auto unterwegs ist: bessere Koordination von Baustellen, mehr Sicherheit, Sanierung der Brücken, neue ÖPNV-Verbindungen, die U81-Rheinquerung muss kommen. Das geht nicht von heute auf morgen. Aber deutlich zielgerichteter als in den letzten Jahren, unter anderem mit einem klügeren digitalen Management.

Faktencheck:

Die Gründe für den starken Anstieg des Staus in Düsseldorf sind vielfältig: Neben Baustellen in der Innenstadt und Touristenattraktionen wie die EM, spielen die Baustellen auf den Autobahnen um Düsseldorf eine große Rolle. Für die Erhaltung und das Baustellenmanagement der Autobahnen ist seit 2021 die Autobahn GmbH des Bundes zuständig.

Quelle: https://inrix.com/press-releases/2024-global-traffic-scorecard-de/

Frage 3: Junge Menschen

Mit welchen Argumenten treten sie an, um junge Wählerinnen und Wähler zu gewinnen?

Clara Gerlach:

Bei meinen eigenen Kindern und bei meinen Schüler*innen erlebe ich, wie wichtig unsere kommunalen Themen für sie sind: von der Kita über die Schule bis zu Sport, Kultur und Freizeitgestaltung. Und auch zu den großen Zukunftsthemen Klimaschutz, bezahlbares Wohnen und Mobilität haben viele Kinder und Jugendliche klare Vorstellungen und Forderungen. Ich setze jetzt im Wahlkampf aber auch als Oberbürgermeisterin auf Zuhören, auf echte Beteiligung von Kindern und Jugendlichen, damit ihre Stimme nicht nur bei der Wahl zählt, sondern auch in der Stadtpolitik gehört wird.

Stephan Keller:

Ich möchte ein Düsseldorf schaffen, das gut für die Zukunft aufgestellt ist – und jungen Menschen die Rahmenbedingungen bietet, um mit Zuversicht nach vorne blicken zu können: Dafür bauen wir den öffentlichen Nahverkehr weiter aus, schaffen bezahlbaren Wohnraum gerade für junge Menschen – zum Beispiel durch unser Azubiwohnen. Wir investieren viel Geld in unsere Schulen, in die Digitalisierung sowie in Maßnahmen zum Klimaschutz und Klimaanpassung. Besonders am Herzen liegt mir die Partizipation junger Menschen an der Gestaltung unserer Stadt – zum Beispiel durch die Mitarbeit im Jugendrat. Gleichzeitig fördern wir den Jugendring und Jugendverbände, um junge Menschen zu unterstützen und ihnen eine Stimme zu geben.

Fabian Zachel:

Gerade für junge Menschen ist es besonders schwierig, eine neue Wohnung zu finden und die selbstbestimmte Zukunft zu starten. Ich will deshalb, dass gezielt bezahlbare Wohnungen gebaut werden für die, die in beruflicher und universitärer Ausbildung sind. Bei Bussen und Bahnen müssen wir dafür sorgen, dass die äußeren Stadtteile besser erreichbar sind. Wer hier als junger Mensch wohnt, muss überall am Leben in der Stadt teilnehmen können. Zudem: Jugendratswahlen, bei denen es etwas zu bestimmen gibt. Kitas und Schulen besser machen. Kostenfreie Museen für alle unter 25, Ferienpass für Schwimmbäder und Kultureinrichtungen. Die Stadt kann noch viel freundlicher für Kinder und Jugendliche sein.

Fazit

Insgesamt scheint es, als würden die drei Kandidaten ähnliche Ziele verfolgen: bezahlbarer Wohnraum, weniger Stau und attraktive Angebote für junge Menschen. Während Gerlach und Zachel angriffslustiger sind, geht Keller als amtierender Oberbürgermeister eher in die Verteidigungsposition. Doch nicht nur ihr Stil unterscheidet sich, sondern auch ihre Wege, um ihre Ziele zu erreichen.

Clara Gerlach legt den Schwerpunkt auf Mieterschutz und Umverteilung von Straßenraum. Ihr Ansatz ist stark gemeinwohlorientiert, mit Fokus auf Genossenschaften, Schutzsatzungen und einer klaren Priorität für Rad, Bus und Bahn. Sie spricht junge Menschen durch Beteiligung und Klimaschutz an.

Stephan Keller betont die kontinuierliche Umsetzung bestehender Programme. Er verweist auf bereits gestartete Förderungen, Bauoffensiven und digitale Lösungen im Verkehr. Sein Stil ist pragmatisch und verwaltungsorientiert, mit dem Ziel, Vertrauen in die Planbarkeit seiner Amtsführung zu vermitteln.

Fabian Zachel setzt auf eine konfrontative Linie gegen Investoren und Kritik am Amtsinhaber. Er verspricht konsequenten Mieterschutz, eine aktivere Rolle der Stadt beim Wohnungsbau und eine Neuordnung der Verkehrspolitik. Für junge Menschen hebt er vor allem konkrete Entlastungen hervor.

Es ist jetzt schon klar, dass einige Ziele schwer zu erreichen sein werden und dass das Wahlkampfvokabular in all seinem hoffnungsvollen Ton an Realismus spart. Außerdem haben Sie noch diverse andere Möglichkeiten, Ihrer Stimme Ausdruck zu verleihen. Insgesamt stellen sich zwölf Menschen zur Wahl der Oberbürgermeisterin / des Oberbürgermeisters:

  • Dr. Stephan Keller – CDU
  • Clara Gerlach – BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
  • Fabian Zachel – SPD
  • Ulf Montanus – FDP
  • Julia Marmulla – DIE LINKE
  • Claus Henning Gahr – AfD
  • Dominique Mirus – Die PARTEI
  • Berit Zalbertus – TIERSCHUTZ
  • Michael Baumeister – FREIE WÄHLER
  • Lukas Fix – Klimaliste Düsseldorf
  • Hermann Bruns – Einzelbewerber
  • Alexander Marten – Einzelbewerber

(Hinweis: Die Reihenfolge richtet sich nach den Ergebnissen der letzten Wahl zur Vertretung des Wahlgebiets.)

Insgesamt haben sie bei der Kommunalwahl 3 oder sogar 4 Stimmen: 

  • OB-Wahl (Oberbürgermeister / Oberbürgermeisterin)
  • Stadtratswahl
  • Bezirksvertretungswahl
  • Integrationsrat

Wahlberechtigt für den Integrationsrat sind alle Menschen mit einer Migrationsgeschichte, die seit mindestens 16 Tagen ihren Hauptwohnsitz in Düsseldorf haben.

Überlegen Sie, welche Maßnahmen für ein besseres Düsseldorf Ihnen am realistischsten vorkommen, und entscheiden Sie, wer Ihre Interessen am besten vertritt – am besten mit dem lokal_o_Mat. Nutzen Sie Ihre Stimme, gehen Sie wählen und gestalten Sie unser Düsseldorf aktiv mit.

Ab dem 11. August 2025 können Sie Ihre Stimme auch per Briefwahl direkt im Amt für Statistik und Wahlen oder im Wahlbüro am Hauptbahnhof abgeben. Bringen Sie dazu bitte einen Lichtbildausweis mit – am besten auch Ihre Wahlbenachrichtigung.

Wahlamt an der Mecumstraße

Wahlbüro in der ehemaligen Bücherei hinter dem Hauptbahnhof

Außerdem haben wir drei kurz-Interviews mit den Kandidierenden gedreht. Diese finden Sie hier: ndoz_de

Kurze Fragen & kurze Antworten mit... Clara GerlachDr. Stephan Keller und Fabian Zachel.