Vor der Kommunalwahl sorgt der neue Pflege- und Seniorenplan für Streit: Die SPD kritisiert Versäumnisse und verlangt 444 zusätzliche Plätze.
Älter werden in Düsseldorf: Pflegeplan oder Wahlkampfrhetorik? Streit um Düsseldorfs Aktionsplan für Senior:innen
Der Aktionsplan "Älter werden in Düsseldorf" / Foto: Landeshauptstadt Düsseldorf/Claus Langer
Der Aktionsplan "Älter werden in Düsseldorf" / Foto: Landeshauptstadt Düsseldorf/Claus Langer
Düsseldorf wird älter – schon heute ist jede:r Vierte über 60. Am Donnerstag (28.8.2025) hat Oberbürgermeister Stephan Keller den neuen Aktionsplan „Älter werden in Düsseldorf“ vorgestellt. Die Stadt will damit Barrieren abbauen, Einsamkeit bekämpfen und altersgerechtes Wohnen fördern. Doch die SPD wirft Keller Untätigkeit vor: Der Plan sei zu spät, zu vage – und vor allem Wahlkampfrhetorik wenige Wochen vor der Kommunalwahl.
Was die Stadt plant
Der Aktionsplan soll viele Lebensphasen abdecken: vom Übergang in den Ruhestand über aktive Jahre bis hin zu Pflegebedürftigkeit. Geplant sind barrierefreier Wohnraum, neue Begegnungsorte, Projekte gegen Einsamkeit sowie mehr Beratung für pflegende Angehörige. Auch neue Konzepte wie das britische „Social Prescribing“, bei dem Ärzt:innen soziale Aktivitäten verschreiben können, sollen eingeführt werden.
Langfristig will Düsseldorf Teil des WHO-Netzwerks „Age-friendly Cities“ werden.
Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller und Stadtdirektor Burkhard Hintzsche bei der Vorstellung des Aktionsplans "Älter werden in Düsseldorf" / Foto: Landeshauptstadt Düsseldorf/Claus Langer
Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller und Stadtdirektor Burkhard Hintzsche bei der Vorstellung des Aktionsplans "Älter werden in Düsseldorf" / Foto: Landeshauptstadt Düsseldorf/Claus Langer
Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller betonte: „Älter werden in Düsseldorf ist eine zentrale Zukunftsfrage unserer Stadtgesellschaft. Schon heute ist jede vierte Düsseldorferin und jeder vierte Düsseldorfer über 60 Jahre alt – Tendenz steigend. Deshalb denken wir eine altersgerechte Kommune nicht nur im Blick auf Pflege, sondern mehrdimensional: vom Übergang in den Ruhestand, über aktive Jahre mit vielfältigen Angeboten bis hin zur Phase möglicher Pflegebedürftigkeit.“ (Quelle).
Ein wichtiger Baustein sind die 32 „zentren plus“, die von der Stadt mit über sechs Millionen Euro jährlich gefördert werden. Sie bieten älteren Menschen Beratung, Freizeit- und Bildungsangebote und stärken den sozialen Zusammenhalt in den Stadtteilen. Ergänzt wird das Angebot durch das Pflegebüro, wo Senior:innen und Angehörige individuelle und mehrsprachige Beratung erhalten.
Für SPD-Oberbürgermeisterkandidat Fabian Zachel kommt der Plan „fünf Jahre zu spät und bleibt vage. Hunderte Pflegeplätze fehlen in Düsseldorf.“
Die Stadt habe selbst einen Bedarf von mindestens 444 zusätzlichen stationären Plätzen festgestellt – geändert habe sich daran nichts. Projekte wie an der Benrodestraße seien aufgegeben, bestehende Gebäude wie an der Hagener Straße ungenutzt geblieben.
Sabrina Proschmann, Co-Fraktionsvorsitzende der SPD-Ratsfraktion, fordert zudem einen „echten Pflegegipfel“ mit Trägern, Fachkräften und Angehörigen. Zweistündige Konferenzen reichten nicht aus, die Situation werde verschleppt – „auf Kosten derjenigen, die dringend auf Unterstützung angewiesen sind“.
Was die SPD vorschlägt
Die SPD nennt konkrete Schritte, um den Bedarf von mindestens 444 zusätzlichen stationären Plätzen zu decken:
kurzfristig 320 neue Plätze durch zwei Standorte in Gerresheim,
Reaktivierung der Einrichtungen an der Benrodestraße und Hagener Straße,
mehr Angebote für betreutes Wohnen und Mehrgenerationenzentren in Unterrath, Wersten, Gerresheim und Hellerhof,
ein Pflege-Navi und bessere Vernetzung mit Kliniken,
mehr Entlastung für pflegende Angehörige.
Der Blick auf die Zahlen zeigt: Es geht nicht um ferne Prognosen, sondern um die Gegenwart.
Oberbürgermeister Stephan Keller selbst betonte: „Schon heute ist jede vierte Düsseldorferin und jeder vierte Düsseldorfer über 60 Jahre alt – Tendenz steigend.“
Und die Entwicklung geht weiter: Bis 2045 soll die Zahl der Hochaltrigen (80+) um 27 Prozent wachsen. Damit ist klar: Pflege und Alter sind längst eine der zentralen Zukunftsfragen der Stadt. Ob Aktionsplan oder SPD-Forderungen – die eigentliche Bewährungsprobe wird kommen, wenn nach dem Wahltag konkrete Entscheidungen getroffen werden.