Besichtigung Bergische Kaserne

Bundeswehr-Zimmer für 600 Flüchtlinge

Von Jo Achim Geschke |

Einfahrtsbereich und ein Block der bergischen Kaserne / Foto NDOZ Jo Geschke

Gänge und Zimmer in einem von Soldaten verlassenen Block der Bergischen Kaserne waren am Dienstag voller Bezirksvertreter und Journalisten: Stadt und Bundeswehr hatten zur Besichtigung der Bergischen Kaserne, die als Erstaufnahmestation für Flüchtlinge geplant ist, eingeladen. Klar wurde bei der Besichtigung von drei Blöcken des riesigen Kasernengeländes auch, dass jetzt zunächst Land und Bundesimmobilienverwaltung (Bima) das Wort haben. Denn die Erstaufnahmestation wird vom Land eingerichtet. Wenn das Verfahren etwa im Spätsommer abgeschlossen ist, kann Düsseldorf insgesamt 500 bis 600 Flüchtlinge weniger aufnehmen – soviel, wie in den drei Blöcken der fast leeren Kaserne untergebracht werden sollen.

Noch ist allerdings nichts entschieden. Das Land verhandelt mit der Liegenschaftsverwaltung des Bundes. Dabei muss geklärt werden, was an dem Gelände geändert wird, wer die Kosten für die Einrichtung übernimmt. Das ist bisher nicht geschehen. Noch gehört das Areal zur Bundeswehr. Ziehen die Flüchtlinge ein, muss ein neuer Zaun zum restlichen Militärareal gezogen werden, die Gesamtkosten beziffert die Bundeswehr auf  mehr als eine Million Euro.

Die neue Flüchtlingskoordinatorin der Stadt, Miriam Koch, schaute sich mit Sozialdezernent Burkhard Hintzsche die Flure und Zimmer in den Blocks an, die für die Flüchtlinge gedacht sind. Die nehmen weniger als ein Achtel des Kasernengeländes ein, betonte Dezernent Hintzsche,. Insgesamt stehen also für die Planung des Wohnungsbau, der langfristig vorgesehen ist, weit mehr als die Fläche für die Erstaufnahme zur Verfügung. Das entkräftet das zuweilen vorgebrachte Argument, eine Unterkunft für Flüchtlinge würde dort den Wohnungsbau verhindern.

Die Alternative für eine Unterbringung in der Bergischen Kaserne, sollten die Verhandlungen scheitern, muss die Stadt  die Flüchtlinge wohl in Turnhallen unterbringen.

Die Flüchtlinge werden in den drei zur Straße hin gelegenen Blocks der Kaserne  für etwa 5 bis 6 Tage eine erste Unterkunft finden, erläuterte Hintzsche. In der Zeit werden unter anderem die Formalitäten des Ausländeramts und medizinischen Untersuchungen absolviert. Nach den fünf Tagen werden die Flüchtlinge auf Unterkünfte der Stadt verteilt. Da die Flüchtlinge nur kurz  hier untergebracht werden, wird es zwar eine Betreuung, aber keine Integrationsmaßnahmen an der Kaserne geben.

Die Kaserne wird zurzeit noch von rund 300 Soldaten genutzt, erläuterte Uwe Kort, Sprecher der Bundesswehr. Die Soldaten gehören zum Musikcorps  und studieren an der Schumann-Hochschule Musik, außerdem ist eine Sanitätseinheit untergebracht. Ende 2017 sollen alle Soldaten ausgezogen sein.  

Miriam Koch, als Flüchtlingsbeauftragte zwar erst ab Aschermittwoch im Amt, aber bereits aktiv, nickte nach der Besichtigung: „Ich bin mit der Wahl durchaus zufrieden. Es ist als Erstaufnahmestation gut geeignet.“

Koch betonte, dass andere Städte seit Jahren durch Moderationsverfahren mit den Bürgern Vorurteile ausgeräumt hatten. Das sei unter der vorigen Ratsmehrheit und Verwaltungsspitze eben versäumt worden, „jetzt müssen wir da reinklotzen.“. Nach einem Treffen mit Bürgern in Golzheim habe sie gemerkt, dass Bürger vor allem informiert werden wollen. Es gebe ja schon viel Hilfsbereitschaft für Flüchtlinge.

 

Beim Rundgang konnten sich auch Mitglieder der Bezirksvertretung 7 (Gerresheim, Ludenberg, Hubbelrath) ein Bild von der geplanten Einrichtung machen. Ebenso mit dabei: Andreas Goßmann als Vertreter der Bürgerinitiative „Bergisches Viertel“, die sich gegen eine Massierung von Flüchtlingsunterkünften im östlichen Stadtteil ausspricht.

Die Informationen direkt in der Kaserne und die Beantwortung von Fragen für die Bezirksvertreter  haben eigentlich fast alle Befürchtungen, die bisher geäußert wurden, und Vorurteile ausgeräumt. Eigentlich. Bei manchen war bei der Wortwahl in Gesprächen allerdings schon die Vorurteilsstruktur erkennbar: „Auffanglager“ und „Asylanten“ sind nun mal keine neutralen Worte  und stammen aus dem Vokabular von eher fremdenfeindlichen Gruppen.

Gang mit Zimmern in der Kaserne / Foto NDOZ