Fest der Vielfalt – ein Jahr Orkan Ela

Ein Jahr nach Orkan „Ela“ und – da war doch noch was ?

Von Jo Achim Geschke |

Rathaus mit Banner Vielfalt / Foto Jo Geschke NDOZ.de

Es gibt zwei Themen, bei denen sich viele Düsseldorfer zur Hilfe und Anteilnahme verpflichtet fühlen: Unterstützung für Flüchtlinge und die Beseitigung der ungeheuren Baumschäden, die der heftige Orkan Ela in den Parks und Gärten der Stadt hinterlassen hatte. Die Beteiligung von Düsseldorfern gegen die Aufmärsche der rechtsextremen Pegida und Dügida war allerdings nicht so groß. Es waren vor allem Gruppen wie beispielsweise „Düsseldorf stellt sich quer“ (DSSQ), die überparteilichen von „Düsseldorf ist bunt“, „Die Falken“, und das Bündnis aus Sport und Kultur („Humanität, Respekt und Vielfalt“), welche sich monatelang gegen das Rechte Häuflein stellten. In einer durchaus umstrittenen Entscheidung wird nun am 14. Juni die Hilfe zur Beseitigung für Baumschäden und der staatsbürgerliche Einsatz gegen die ausländerfeindlichen Rechtsextremen in einem einzigen Fest im Hofgarten gefeiert.

Um Lücken in der Stadtgeschichte von vornherein zu schließen: Meist wird der „Düsseldorfer Appell“ als jene Gruppierung genannt, die für Vielfalt und Toleranz gegen Dügida protestierte. Der „Appell“, so formuliert eine Aktive in Facebook die Kritik etlicher anderer Beteiligter, hatte sich aber bereits Ende Januar nach drei Veranstaltungen aus den Protesten gegen Rechtsaußen ausgeklinkt. Doch die Aktionen gegen die ausländerfeindliche Gruppe, die montags am Hauptbahnhof aufmarschierte, gingen durch DSSQ und andere mit jeweils mehreren hundert Teilnehmern 14 mal montags bis April weiter – bis Dügida seine Anmeldungen zurückzog. Und gegen den NRW-Ableger von Pegida hatte „Düsseldorf ist bunt“ am 25. Februar eine fünffache Demo rund um den Landtag ins Leben gerufen. Und so wird in einer Pressemeldung der Stadt denn auch erwähnt, dass „Düsseldorf stellt sich quer“ (DSSQ) und die überparteilichen von „Düsseldorf ist bunt“ zu jenen Gruppen gehören, die sich gegen die Rechtsextremen stellten, die monatelang die Region um den Hauptbahnhof und die Geschäfte auf der Graf-Adolf-Straße behinderten, die Straßenbahnen und Busse für Stunden lahmlegten.

Kleine Anmerkung zu Demos und Fest: Auf dem Plakat zum Fest der Vielfalt sind in der Liste der Teilnehmer von den Parteien nur SPD, Grüne und FDP zu finden – die CDU fehlt, was der Teilnahme an Protesten gegen Rechtsaußen entspricht. Aber die Linke fehlt auch – obwohl die ziemlich fleißig gegen Fremdenfeindlichkeit protestiert hat. Und die Piraten haben sehr aktiv bei den Demonstrationen gegen Rechts mit gewirkt, Ratsherr Frank Grenda gehörte zu den Aktiven bei den Protesten gegen Pegida.

Mit einem großen Fest der Vielfalt wird also am Sonntag, 14. Juni, auf der Reitallee des Hofgartens von 11 bis 19 Uhr gefeiert – als Dankeschön, so die offizielle Erklärung der Stadt,  „für das gezeigte bürgerschaftliche Engagement der vergangenen Monate beim Projekt "Neue Bäume für Düsseldorf" nach dem Sturm "Ela" und bei den Demonstrationen für Weltoffenheit und Toleranz. Oberbürgermeister Thomas Geisel: "Der Jahrestag des verheerenden Sturms bietet eine gute Gelegenheit, um den Einsatz und das Engagement der Düsseldorfer Bürgerinnen und Bürger zu würdigen. Es ist toll, was alle Beteiligten nach dem Sturm geleistet haben, um die Schäden wieder zu beheben und junge Bäume zu pflanzen. Gleiches gilt für diejenigen, die für Weltoffenheit und Toleranz demonstriert haben und so auch einen Dienst für das Ansehen Düsseldorfs geleistet haben. Das Fest soll diese Leistungen in den Vordergrund rücken und ein Dankeschön an alle Beteiligten sein", so der OB. (Programm am Schluss des Textes).

Was uns zu dem Fest noch so einfällt : Es wird mit Folklore, Musik und vielen Ständen so gefeiert, wie die Düsseldorfer seit Jahren Plätze bauen ...

Mit einer „Green Horn Big Band“, dem Bundesbahnorchester Wuppertal, mit Märchen der Welt ... Aber vielleicht erinnert der Sinti-Jazz von Rigo Winterstein immerhin einige Besucher daran, dass aus Düsseldorf immer noch Roma in sogenannte „sichere Drittländer“ abgeschoben werden, obwohl Roma dort erheblich diskriminiert und verfolgt werden.  

Erinnerungen an den Orkan Ela und Wege der Aufforstung

Auf den Tag genau vor einem Jahr - es war eine gespenstische Nacht: Wir hatten bei fast 30 Grad  im Garten mit Freunden gefeiert, abends die dunkle Gewitterwolke kommen sehen und im Haus den Orkan mit seinen sturzbachähnlichen Regenfällen abgewettert. Es dauerte wenig mehr als eine halbe Stunde. Auf der Heimfahrt noch vor Mitternacht: plötzlich lag ein Baum quer auf der Ronsdorfer Straße. Auf der Automeile  Höherweg kurvten wir im Dunkeln um einen, zwei, vier, fünf Bäume herum, die quer auf der Straße lagen. Erst da konnten wir ahnen, wie der kurze, heftige Gewittersturm „Ela“ in der Stadt gewütet hatte. Doch dass der halbe Hofgarten dahingemäht war, Parks, Bäume am Rheinufer, der Volksgarten .... das  zeigte sich erst an den Tagen nach Pfingsten 2014.

Der erste Gang durch den Hofgarten mit seinen gesplitterten Baumstümpfen, mit den kreuz und quer liegenden großen Bäumen und Baumkronen wurde zum Alptraum  – es war, wie ein Kollege formulierte: Den Hofgarten gibt es so nicht mehr.

Und ähnlich im Volksgarten: Jogger mühten sich entsetzt, die auf Wegen liegen Bäume und dicken Äste zu umlaufen. Ein Gang durch eine der grünsten und ältesten Alleen der Stadt, durch die Charlottenstraße, wurde zum betrüblichen Zickzack um mächtige abgebrochene Äste herum.

Die Böen des schnell ziehenden Orkantiefs „Ela“ stürmten mit über 142 Stundenkilometern, Windstärke elf bis zwölf, über die Stadt hinweg. Vier Menschen starben. Die Stadt verlor 30.000 Bäume, sämtliche Parkanlagen und Spielplätze mussten gesperrt werden. 1870 Personen wurden eingesetzt, um kurz nach dem Sturm unmittelbare Gefahren zu beseitigen. 24.000 Bäume mussten durch baumpflegerische Maßnahmen behandelt werden.

Bisher konnten 1200 Bäume im Stadtgebiet gepflanzt werden. Zudem wurden 150 Meilensteine gesetzt: Bäume an besonderen Orten, die ein Zeichen für den Wiederaufbau der Gartenstadt Düsseldorf sind. Für denkmalgeschützte Parkanlagen werden Parkpflegewerke konzipiert, die die Grundlage für den Wiederaufbau der historischen Grünflächen bieten werden. Im Herbst 2015 beginnt die nächste Pflanzsaison im Rahmen der Wiederaufforstung mit der Pflanzung von rund 40.000 jungen Bäumen und Sträuchern im städtischen Wald.

Im Hofgarten beschädigte der Orkan mehr als die Hälfte des Baumbestands. Auch hier wird nun ein Parkpflegewerk konzipiert. Das grüne Herz der Düsseldorfer Innenstadt ist weit über 200 Jahre alt. 1769 von Nicolas de Pigage erstellt, wurde die Grünanlage 1804 von Maximilian Weyhe erweitert. Die Fläche nach dem Sturm wiederherzustellen, führt zu einer tiefgreifenden Auseinandersetzung von historisch Überliefertem und dem über die Jahre gewachsenen (modernen) Parkaussehen.

(Text. Jo Achim Geschke)

Das Programm des „Fest der Vielfalt“:

Gefeiert wird am Sonntag, 14. Januar, von 11 bis 19 Uhr im Hofgarten, an der „Reitallee“, mit:

Tanzboden am Jrönen Jong: Gesang mit den Kindern der SingPause - Sinti-Jazz vom Rigo-Winterstein-Quintett - Trommel-Jam-Session von Freeze4U - Pantomime der Clownsschool for Life - Folklore aus Ghana, dem Iran und der Türkei sowie internationale "Mit-Sing-Songs"

13.00 Uhr  Offizielle Eröffnung durch Oberbürgermeister Thomas Geisel und Superintendentin Henrike Tetz

Hofgarten-Pavillon :

11.00-12.00 Uhr Green Horns Big Band - 13.00-13.20 Uhr Musikschule Subito -
14.30-16.00 Uhr Bundesbahnorchester Wuppertal - 17.15-18.45 Uhr Soulfood

Programm des Theatermuseums: Ab 13.00 Uhr: Masken gestalten, Mal- und Bastelaktion für Kinder  - 15.00 Uhr: Märchen der Welt mit Achim Brock, Erzähltheater für Kinder ab 5 Jahren - 16.00 Uhr: Gartenlust - Führung zu den theaterhistorischen Skulpturen im Hofgarten, Treffpunkt: Theatermuseum

Außerdem: Kutschfahrten, Führungen durch den Hofgarten, "Sturmfrisuren" von "Oliver Schmidt Hairdesign", Kinderschminken, Flashmobs, Internationale Speisen, Picknickwiese, "Wandelnde Blumen", Luftballons....