Zwischen Opernmilliarde und Bühnenmangel: Wie viel Kulturpolitik steckt in der neuen Koalition?

Kultur braucht Raum – Düsseldorf vor der Koalition: Wo bleibt die Bühne?

Von Alexandra Scholz-Marcovich |

OB Stephan Keller bei der PopNRW-Preisverleihung, New Fall Festival 2025. / Foto: Klaus von Jackelmann
OB Stephan Keller bei der PopNRW-Preisverleihung, New Fall Festival 2025. / Foto: Klaus von Jackelmann

OB Stephan Keller bei der PopNRW-Preisverleihung, New Fall Festival 2025. / Foto: Klaus von Jackelmann

Düsseldorf steht kulturell unter Strom: Während das New Fall Festival mit über 13.000 Besucher:innen ein starkes Zeichen für die freie Szene setzte, verhandeln CDU und Grüne über die Zukunft der Stadt. Die Koalition ist noch nicht unterzeichnet; nach bisher bekannten Eckpunkten reichen die Themen von Klimaschutz bis Opernneubau. Was fehlt: konkrete Zusagen für neue Bühnen und Räume für Musik. Die Kultur fragt: Wo bleibt der Raum?

Festivalleiter Hamed Shahi (New Fall Festival) brachte es auf den Punkt:  „Wir brauchen neue Flächen, neue Spielorte, ein Verständnis von Stadtentwicklung, das Kultur als Infrastruktur begreift. Nur dann kann Düsseldorf den Sprung schaffen – vom Event-Standort zum echten Musik-Ökosystem.“  

Mit Blick auf die laufenden Koalitionsverhandlungen zwischen CDU und Grünen wird deutlich: Die freie Szene, Festivals und junge Kulturschaffende brauchen mehr als Applaus – sie brauchen Raum

Koalition CDU–Grüne: Was feststeht – und was offen bleibt

Die Koalition zwischen CDU und Grünen in Düsseldorf ist noch nicht offiziell unterzeichnet (Stand: Anfang November 2025), befindet sich aber in der finalen Verhandlungsphase. Nach den bislang verabredeten Eckpunkten ist eine Zusammenarbeit über fünf Jahre vorgesehen. Geplant sind u. a.:

  • Klimaschutz (Investitionen von rund 500 Mio. Euro über fünf Jahre)
  • Bezahlbares Wohnen
  • Mobilität (Radverkehr, ÖPNV)
  • Kultur, insbesondere der Neubau der Oper, mit einer Obergrenze unter 1 Mrd. Euro.

Laut den Grünen Düsseldorf gilt der Neubau der Oper als gemeinsames kulturelles Ziel; der finanzielle Rahmen soll unter einer Milliarde Euro bleiben, die Bürger:innenbeteiligung wird im Prozess intensiviert.

Die Unterzeichnung des Koalitionsvertrags wird für Dezember 2025 erwartet – rechtzeitig vor der letzten Ratssitzung des Jahres.

Und die freie Szene?

Das New Fall Festival und die Forderungen nach mehr Bühnen passen exakt in den aktuellen kulturpolitischen Diskurs. Zwar haben CDU und Grüne ihre Unterstützung für die freie Szene signalisiert, doch konkrete Maßnahmen für neue Spielorte sind bisher nicht öffentlich benannt.

Shahi schlägt eine kommunale Kulturkarte für 18-Jährige vor – nach dem Auslaufen des bundesweiten Programms für junge Erwachsene.

Ein 80-Euro-Gutschein für Konzerte, Clubs, Museen oder Ausstellungen würde jungen Menschen den Zugang zur Kultur direkt erleichtern. Das kostet die Stadt vielleicht eine halbe Million Euro im Jahr – weniger als ein Kreisverkehr, aber mit enormer gesellschaftlicher Wirkung.“

Der geplante Opernneubau ist ein starkes Symbol – aber die Frage bleibt: Wird Kultur als Infrastruktur auch für kleinere, alternative Orte gedacht?

Düsseldorf steht an einem Wendepunkt. Die Stadt kann sich entscheiden:  
Will sie Kultur als Gestaltungsfaktor ernst nehmen – oder bleibt sie Event-Standort ohne nachhaltige Struktur?

Das New Fall Festival hat gezeigt, was möglich ist. Jetzt liegt es an der Politik, den Raum dafür zu schaffen.