Gedenken an ermordete Sinti

Gedenken an die während der NS-Zeit ermordeten Düsseldorfer Sinti

Von Jo Achim Geschke |

Oberbürgermeister Geisel und Rigoletto Mettbach, Vorsitzender der Sinti Union Düsseldorf e.V. und Sohn von KZ-Überlebenden, legten gemeinsam einen Kranz am Denkmal "Ehra" nieder zum Gedenken der Opfer des Völkermordes,(c)Landeshauptstadt Düsseldorf/Michael Gstettenbauer

Anlässlich des 80. Jahrestages der Deportation von Düsseldorfer Sinti aus dem städtischen sogenannten "Zigeunerlager Höherweg" in das Sammellager in Köln-Deutz und von dort in die Ghettos im besetzten Polen fand zum vierten Mal eine Gedenkveranstaltung statt. Oberbürgermeister Thomas Geisel, die Düsseldorfer Sinti-Union e.V., die Mahn- und Gedenkstätte und Vertreter des Jugendrats erinnerten damit an den 16. Mai 1940, an dem das Lager von Polizei und SS umstellt und ein Großteil der dort seit 1937 internierten Sinti verschleppt wurde.

Oberbürgermeister Thomas Geisel: "Auch unter so schwierigen Bedingungen, wie wir sie momentan erleben, dürfen wir solche wichtigen historischen Jahrestage und das Erinnern an die Opfer der Barbarei nicht aus den Augen verlieren. Das Leid der Sinti und Roma ist in Deutschland viel zu lange unbekannt oder gar verheimlicht gewesen. In Düsseldorf stellen wir uns dieser Tatsache seit langer Zeit und gedenken der Opfer. Das ist mir wichtig."

Die kurze Veranstaltung
an der Figur "Ehra – Kind mit Ball" am Alten Hafen fand aufgrund der Corona-Schutzmaßnahmen nur im nicht-öffentlichen und kleinen Rahmen statt: Oberbürgermeister Geisel und Rigoletto Mettbach, Vorsitzender der Sinti Union Düsseldorf e.V. und Sohn von KZ-Überlebenden, legten gemeinsam einen Kranz nieder zum Gedenken der Opfer des Völkermordes. Mitglieder des Jugendrates legten schriftliche Statements gegen Rassismus und Hass nieder.

Hintergrund: Die Kölner Messehallen waren nur ein Zwischenstopp für die Familien. Rund 2.500 Sinti und Roma waren zuvor in Hamburg, Stuttgart und Köln "gesammelt" worden. In Deutz kamen so rund 330 Sinti und Roma aus Düsseldorf und dem Ruhrgebiet, mehr als 400 aus dem Kölner Stadtgebiet, weitere 200 aus dem Kölner Regierungsbezirk, aus Aachen, Bonn, Koblenz und Trier zusammen. Am 21. Mai 1940 erfolgte dann vom Bahnhof Deutz-Tief aus der Abtransport. In Polen wurden die Deportierten in provisorische Unterkünfte eingewiesen und zu schwerster Zwangsarbeit heranzogen, etwa zum Bau von Grenzbefestigungen, Straßen, Flugplätzen und Lagern. Viele wurden ermordet: Sie fielen Massenerschießungen oder den Morden in den Vernichtunglagern zum Opfer. Ein Großteil der Düsseldorfer Sinti überlebte den nationalsozialistischen Völkermord nicht.