Grüne mit CDU gegen Freiluft-Konzert

Grüne mit CDU gegen Parkplatz-Konzert – Bericht und Kommentar

Von Jo Achim Geschke |

Grüne hauen drauf, Foto Grafik Schlagzeug / Foto und Grafik Jo Geschke

Dass sich die Grünen im Rat gegen das Konzert auf dem Messe-Parkplatz im Juli aussprechen- es war damit zu rechnen. Und Ja, es gibt wichtigere Themen, die die Ampel-Kooperation mit OB Thomas Geisel auch schon auf den Weg gebracht hat: Wohnungsbau, lange verschluderte Sanierung von Schulen und Kulturbauten sowie Neubauten, neue Bäder, Radwege …. Alles das, wogegen die Grünen vor Jahren noch gegen die CDU im Rat opponiert haben, bis OB Geisel und die Ampel-Kooperation kam. Aber jetzt geht es den Grünen mit einem gestern Abend beschlossenen „Nein“ gegen die Chance, Düsseldorf neben Köln zu einem Ort für große Freiluft-Konzerte zu machen. Und sage keiner, es gehe um die 104 Bäume, die fallen sollen. Wenn die Grünen mit der CDU gegen das Konzert stimmen, geht es eher um ein „Gegen“ den SPD-OB Geisel. Dabei werden auch dringend benötigte Einnahmen für Düsseldorf als Ganzes aufs Spiel gesetzt. Es geht auch nicht nur um ein Konzert, die Grünen betonen ja, dass sie durchaus für ein „nachhaltiges Konzept“ für eine spätere Konzertfläche auf dem Messeparkplatz sind.

Fassen wir die Fakten doch mal mit ungetrübtem Blick zusammen: Ein Konzert mit 85.000 Zuschauern konnte in Essen-Mühlheim nicht stattfinden, die Stadt mit ihrer Veranstaltungstochter griff beherzt zu. Auf dem Messe-Parkplatz sollte das Gelände für dieses (am 22. Juli) und künftige Konzerte unter freiem Himmel eingerichtet werden. Da 104 Bäume dem weichen sollten, ist Ersatz geplant, der große Heimatverein „Jonges“ will allein 300 Bäume spenden, der Konzert-Veranstalter will mehr als 500.000 Euro spenden für neue Stadtbäume, betonte OB Geisel gestern in der WDR-Lokalzeit.

Ein Konzert in der Arena (45.000 Plätze) ist nicht möglich, da die 85.000 Karten verkauft sind und zwei Konzerte wegen des engen Tourplans nicht möglich sind . Wirtschaftsverbände und Handelsverband sowie die „Jonges“ haben sich dezidiert für eine Konzert-Fläche – gerade weil es die einzige neben Köln wäre – als Anschub für Image und Einnahmen der Stadt ausgesprochen. Selbst der Naturschutzbund BUND meinte, der Messe-Parkplatz sei durchaus geeignet für Freiluft-Konzerte, weil eh größtenteils versiegelt und weitab von der Stadt. (NDOZ.de berichtete und kommentierte ausführlich.) Die ansonsten löbliche Baumschutzgruppe ist von reinen Fakten hier oftmals unbelästigt, noch immer geistert die Behauptung herum, die Bäume würden nur für ein einmaliges Konzert gefällt(Zitat Andrea Vogelgesang: „Für einen Zweistundenauftritt von Ed Sheeran 104 Bäume zu fällen, ist aus Sicht der Nachhaltigkeit und der Ökologie nicht tragbar.“ Zitat Martine Richli übrigens Grüne, „Beim nächsten Trödelmarkt auf dem Fürstenplatz wird Geld für die Pflanzung EINES BAUMES gesammelt - während die Stadt Düsseldorf bereit ist, 104 gesunde, über 40 Jahre alte Bäume für EIN EINZIGES ED-Sheeran-KONZERT am 22.07.18 fällen zu lassen!“ ) , der Sänger könnte ja in der Arena auftreten, „die Medien“ würden manipulativ berichten (Die RP wird mit der Prawda verglichen,) , es sei nicht früh genug informiert worden (die Fraktion der CDU wurde am 23. Februar informiert), und die Bäume würden wichtig sein für die Stadtluft … Nochmals: Durch die angekündigten Spenden könnten weit mehr als 1000 neue Stadtbäume gepflanzt werden. Die Baumschutzgruppe hat 413 Mitglieder, nicht alle sind der Meinung der Wortführer_innen. Die rechte sogenannte „Tierschutzpartei“ mischt zurzeit auch kräftig mit.

Die Abstimmung ist am morgigen Mittwoch im Rathaus. Wenn das Konzert nicht in Düsseldorf läuft, muss der Veranstalter wohl 85.000 Karten zurückgeben und einen Millionen-Verlust einrechnen. Ob es dann zu Schadensersatzforderungen an die Stadt kommt, ist noch unklar, aber die Anwälte werden das wohl prüfen. Klar ist, dass jetzt etliche Hundert bis mehr als 1000 Bäume in der Stadt nicht gepflanzt werden, die aus den Spendenfallen ja nun wohl weg. Es wären insgesamt mehr als 800.000 Euro für Straßenbäume zusammen gekommen.

Die FDP ist ebenso wie die SPD für ein Konzert und eine spätere dauerhafte Fläche auf dem Messeparkplatz.

Noch eine Anmerkung zur Erklärung von Norbert Czerwinski zu dem 1000 Bäume Programm: Das liefe ja neben den gespendeten Bäumen, also würden noch weit mehr als diese 1000 Bäume gepflanzt …

(Autor Jo Achim Geschke)

Die Erklärung der Grünen:

Norbert Czerwinski, Fraktionssprecher: „Die beiden kritischen Punkte sind unverändert: es müssten über 100 Bäume für die Tribünen gefällt werden, ohne dass Alternativen geprüft wurden. Und es geht um eine Ausnahmegenehmigung für ein einziges Konzert, ohne belastbare Perspektive für die weitere Nutzung. Das ist und bleibt unverhältnismäßig“….

Die GRÜNEN kritisieren erneut das Verfahren und die Kommunikation rund um das Konzert. Angela Hebeler, Fraktionssprecherin: „Der Oberbürgermeister und die Stadttochter D.LIVE haben das Konzert zugesagt und verkündet, obwohl alle Voraussetzungen fehlten. Es geht dabei um mehr als eine routinemäßige Genehmigung, wie sie der Veranstalter immer erst kurz vor knapp erwartet. Es geht um die erstmalige Nutzung dieser Fläche und es geht um eine Ausnahme vom gültigen Bebauungsplan“. …

Die grundsätzliche Idee auf dem Messeparkplatz eine nachhaltige Fläche für Openair-Events zu ermöglichen, wollen die GRÜNEN weiter verfolgen. Hebeler: „Für Ed Sheeran sollte aber eins zu eins das Konzept aus Essen kopiert werden. Eine freiere Planung würde hingegen Events mit 80.000 oder mehr Besucher*innen erlauben, ohne dass Bäume gefällt werden müssten. Dafür müssen die Beteiligten allerdings etwas flexibler und kreativer sein. So würden Veranstaltungen möglich, die für Düsseldorf, die Bürger*innen und Gäste ein Gewinn sind“....

Die als Ausgleichsmaßnahmen zusätzlich ins Spiel gebrachten Baumpflanzungen in der Innenstadt sind aus Sicht der GRÜNEN keine Brücke für eine Genehmigung. Czerwinski: „Wir haben als Ampel bereits ein Konzept für ein ‚1.000 Bäume Programm‘ auf den Weg gebracht. Dies ist ein wichtiger Baustein des Klimaanpassungskonzeptes. Beides muss unabhängig von der aktuellen Diskussion ohnehin erfolgen“.