Gedenken an die Aktion Rheinland

Mut machen zum Denken gegen den Strom

Von Jo Achim Geschke |

Musiker um Jeanne Andresen übergeben die CD Aktion Rheinland an OB Thomas Geisel (Foto NDOZ.de)

Was ist Mut? „Wenn man zu seiner Meinung steht, auch wenn alle anderen anders denken“. „Leute, die in kleinen Booten von Afrika nach Europa fahren wollen, sind mutig.“ „Es ist mutig, mit 16 Jahren die Heimat zu verlassen, um woanders neu anzufangen.“ Die Sätze erklangen mit eindeutigem ausländischen Akzent von Schülern einer „Seiteneinsteiger-Klasse“, also jugendlichen Flüchtlingen, am Franz-Jürgens Berufskolleg. Es war der berührende Moment, als bei der Feierstunde zum 16. April der „Aktion Rheinland“ diese Schüler - meist Flüchtlinge, die in besonderen Klassen an Berufskollegs unter anderem Deutsch lernen - den aktuellen Bezug herstellten zum Widerstand der Düsseldorfer um Theodor Andresen oder Franz Jürgens am 16. April 1945. Heute lädt ein Konzert im Haus der Jugend vor allem Jugendliche ein, bei Songs zum Thema Widerstand die Geschichte der Aktion Rheinland kennen zu lernen, die Düsseldorf vor der völligen Zerstörung bewahrte.

Heute vor 70 Jahren war in Düsseldorf der „Tag der Befreiung“ – die Amerikaner  marschierten in Düsseldorf ein. Dass die Stadt vor einem alles zerstörenden letzten Bombenangriff und völliger Zerstörung  verschont blieb, war jenen  mutigen Männern zu verdanken, die wie Theodor Andresen, Aloys Odenthal oder Polizist Franz Jürgens Widerstand gegen die Nazis leisteten und den Amerikanern die Stadt übergaben. Dafür wurden sie nur Stunden vor dem befreienden Einmarsch der Amerikaner von den Nazis erschossen. Eine kleine Mauer im Neubaugebiet Färberstraße und Gedenktafeln erinnern an die dort erschossenen Männer. Das besondere an der Feierstunde im Franz-Jürgens-Berufskolleg Färberstraße am Donnerstag war jedoch, dass die CD mit Songs von 21 Bands zum Thema Widerstand und Mut heute erstmals vorgestellt und in der Auflage von 10.000 Stück an Düsseldorfer Schulen verteilt wird.

OB Thomas Geisel erinnerte daran, dass der ehemalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker  den 8. Mai, das Ende des Krieges und das Ende der Naziherrschaft, als „Tag der Befreiung“ benannt hatte (– erstmals, und das gefiel damals durchaus nicht allen politischen Richtungen).  Geisel forderte ein, „Respekt zu zeigen gegenüber Menschen, die gegen den Strom schwimmen.“ Und mahnte, dass es wieder Zeiten sind, „in denen auch n Düsseldorf rechtsradikale Parolen zu hören sind.... Düsseldorfer aber wollten ein Leben „in Frieden und Freiheit, mit Zivilcourage, offen und voller Vielfalt.“

 

Deutlicher wurde Dieter Andresen, der vom letzten Tag seines Vaters berichtete, aber auch daran erinnerte, dass zum Attentat beim Oktoberfest nur ein Täter angenommen und Hintergründe zu Rechtsextremen unter den Tisch fielen, dass beim Mord der NSU-Gruppe in Kassel ein Tatzeuge vom Verfassungsschutz (der angeblich nichts gehört hatte) nicht angehört werden durfte, dass „Demos des rechten Mobs“ in Düsseldorf vom Verwaltungsgericht genehmigt werden und forderte unmissverständlich: „Wir müssen kritisch und kämpferisch dem Neonazismus entgegen treten.“

Beeindruckend auch der Auftritt der Band „Heavy Gummi“, die mit Rapper „Mindix“ ihren Song „Sechzehnter April“ vortrugen und zum Abschluss ein Stück von Django Rheinhardt spielten, was daran erinnerte, dass auch Sinti und Roma von den Nazis verfolgt und ermordet wurden.

Jeanne Andresen, Enkelin des von den Nazis ermordeten Widerständlers, und ihre Mitstreiter übergaben OB Thomas Geisel dann die CD mit den Songs der Bands, die nun in einer Auflage von 10.000 Stück an Schulen verteilt werden.  

Es ist ein Projekt, das Schule machen könnte : Wie interessieren wir Jugendliche beispielsweise für Kommunalpolitik, für Politik überhaupt ? Denn das war die Intention der  Journalistin Anresen und der Musiker :  Bands zu bitten, für das Thema „Widerstand gestern, heute, morgen“ einen Song beizutragen. Dem Sampler liegt ein Booklet bei, in dem die Geschichte der “Aktion Rheinland” ausführlich dargestellt wird. Dieses Booklet wurde in Absprache mit der Mahn – und Gedenkstätte sowie dem Verein Geschichte am Jürgensplatz e. V. um Polizist Klaus Dönecke gestatet. Initiatoren der sind neben Jeanne Andresen Musiker Andy Wahl (ex Asmodi Bizarr), Musiker Georg Grisloff, und Roman Thiel, außerdem Kai Blankenberg , in dessen Tonstudio „Skyline Tonfabrik“ in Flingern die Songs gemastert wurden – auch er arbeitet ehrenamtlich.

 Heute Abend beginnt im Haus der Jugend JAB. Lacombletstraße 10, ab 18.30 Uhr (Ennlass) ein Konzert von bands, de auch auf der CD zu hören sind: GRISCHA, ER FRANCE, KOPFECHO und JAYJAY – der Eintritt ist frei!

 

 

Zur Geschichte und den Bands lesen sie auch :

20 Bands erinnern an Rettung der Stadt

 

Außerdem heute:

Erinnerungsspaziergang durch Gerresheim – Treffpunkt Aloys-Odenthal-Platz, ab 15.30 Uhr

Samstag, 18. April, ab 14 hr : Fahrradtour auf dem „Weg der Befreiung“, Treffpunkt Jürgensplatz

Dieter Andresen bei der Feierstunde im Franz-Jürgens-Berufskolleg (Foto NDOZ.de)