Umweltspuren, Verkehrswende und freier ÖPNV – Glosse

Umweltspuren, reifenschwarze Kommentare und ein freier Tag auf Bus und Bahn

Von Jo Achim Geschke |

Leih-Räder in Paris im Dezember / Foto (C) Jo Geschke

Die wütenden Kommentare gehen schon los, man kennt ja die Autofahrer in Düsseldorf: mach Platz, jetzt komm ich. Da sind die Umweltspuren, die ab Donnerstag (11. April) eingerichtet werden, schon vor der Markierung Ziel von reifenschwarzen Kommentaren im Netz. Militante Autofahrer, denen „Friday for Future“ wahrscheinlich nur pubertäres Gequatsche ist, wüten gegen die Umweltspuren auf Prinz-Georg- und Merowinger Straße. Es sind Einrichtungen, die ein Dieselfahrverbot verhindern sollen, also ein Verbot der SUV (ausgesprochen: „suff“) und anderer. Aber die Verkehrswende ist für viele Autofetischisten höchstens eine Aufforderung, verbotswidrig auf der Straße zu wenden. Dabei wird es nun mal nicht anders gehen – oder demnächst werden die Chaos-Driver die kaum zu stoppende Erderwärmung als Kreislaufkollaps in ihren heißen Kisten mit überhitzter Klima-Anlage erfahren. Wie soll das erst werden, wenn die kleinen E-Roller durch die Stadt flitzen ...

Schon jetzt ringen viele nach Luft – nicht wegen der schädlichen Innenstadtluft mit Feinstaub und Stickstoffbelastungen, sondern vor Wut auf die Maßnahmen zur „Luftreinhaltung“. Aber wenn die Stadtverwaltung nichts tut, dürfen demnächst kaum noch Autos in die Stadt fahren.

Umweltspuren also, offiziell „Sonderfahrspuren“ genannt, für Radfahrer, Busse und … Taxen. Nun ja. Warum so viele mit Worten hupen in den Kommentaren im Netz, ist nicht ganz einzusehen, meint einer der wenigen sachlich Kommentierenden: Ohnehin seien Radwege oft zugeparkt, und Parken in zweiter Reihe bringe viele Straße ohnehin auf eine einspurige Verengung. Stimmt, kümmert aber keinen Autofreak. Die kleben am Auto wie Reifengummi nach einem Rennstart auf der Straße.

Die Fakten:

Die Markierungsarbeiten zur Einrichtung von Umweltspuren auf der Prinz-Georg-Straße in Düsseldorf beginnen laut Stadtverwaltung am Donnerstag, 11. April, vormittags. Die neuen Spuren dort zwischen Moltkestraße und Bagelstraße in beide Fahrtrichtungen werden am Dienstag, 16. April, ausgeschildert und freigegeben. Ab Dienstag, 9. April, gibt es Informationen dazu auf mobilen Hinweistafeln an umgebenden Straßen.

Am Freitag, 12. April, vormittags beginnen die Markierungsarbeiten zur Einrichtung einer Umweltspur auf der Merowinger Straße stadteinwärts. Die neue Spur wird auf der Merowinger Straße bereits am Montag, 15. April, zwischen Südring und Ludwig-Hammers-Platz ausgeschildert und freigegeben. Dazu gibt es ab Dienstag, 9. April, Informationen auf den umgebenden Variotafeln. Darüber hinaus werden auch auf dem Südring und auf der Münchener Straße mobile Hinweistafeln aufgestellt.

Die Umweltspuren sind nur für Busse, Fahrräder, Taxen sowie für Kraftfahrzeuge und Motorräder mit E-Kennzeichen freigegeben.

Soweit die vom Stadtrat (nicht allein von Herrn OB Thomas Geisel, liebe Troll-Kommentierer) beschlossenen Tatsachen.

Nun kann man darüber meckern, dass auch Taxen auf den Umweltspuren fahren dürfen, weil die es ja immer sehr eilig haben.

Aber dass wir alle weg müssen vom dicken Autoverkehr, ist unabdingbar, es sei denn, wir wollen demnächst die Nordseestrände vor dem Duisburger Hafen haben und uns dort bei 45 Grad im warmen Wasser abkühlen. Ohnehin wäre bei der rasant fortschreitenden Erderwärmung halb Europa bald nicht mehr bewohnbar. Abe rmanche meinen: Mein Auto, meine Welt ...

Arbeitsplätze , Umstrukturierung, und Schnapsglas-Kommmentare

Und ja: Es geht um Arbeitsplätze, die durch die Umstellung auf klimafreundlichen Verkehr verloren gehen könnten. Die müssen irgendwie ersetzt werden, durch andere Tätigkeiten. Die dann aber auch nicht knapp 40 Stunden in der Woche, sondern vielleicht 25 oder 30 Stunden benötigen.

Aber haben Sie was von unseren Bundes-Auto-, pardon: Bundes-verkehrsminister in dieser Richtung gehört? Der regt sich nur auf übers Schulschwänzen, statt mal über die Klima-Warnungen vieler Wissenschaftler nachzudenken. Und dann ähnlich noch Christian Lindner (FDP), auch CL genannt, und „c l“ ist ja ein Schnapsglas-Maß … Und diese Aufregung, dass wir uns vom Verbrennungsmotor verabschieden müssen. Hat Volvo längst angekündigt …

Freie Fahrt in Bus und Bahn – zumindest am Wochenende

Also mal zu den Alternativen: Wenn die Deutsche Bahn nicht schnellstens einen besseren Nahverkehr auf die Schiene bringt, wird es weiter Hunderttausende Pendler*innen geben, die mit dem Auto zum Arbeitsplatz in der Stadt kommen. Leider ist die privatisierte DB … ach lassen wir das. Eine gute Start-Initiative gibt es am Donnerstag im Stadtrat: Die Ampel-Kooperation aus SPD, Grünen und FDP (ja, die auch) beantragt einen Aktions-Sonntag "Kostenfrei mit Bus und Bahn". Da auch Die Linke angekündigt hat, dies zu unterstützen, ist eine Mehrheit da. Antragstext: „Der Rat der Stadt Düsseldorf beauftragt die Verwaltung, die Voraussetzungen für einen Aktions-Sonntag mit kostenloser Nutzung des ÖPNV im Spätsommer 2019 zu schaffen.Die Nachbargemeinden und Kreise sollen zur Beteiligung eingeladen und gewonnen werden.“

Das ist mal ein Anfang. Und wenn die Rheinbahn nun mit neuer Führungs-Spitze (NDOZ.de berichtete) noch umweltfreundlicher etc etc wird, dann kann auch klappen, was die Ampel-Parteien bemängeln: „Die neueste Mobilitätsstudie hat ergeben, dass die Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs im Freizeitverkehr sehr niedrig ist und vorhandene Kapazitäten nicht ausgeschöpft werden.“

Und weiter: „Eine Steigerung der Bus-und Bahnnutzung am Wochenende ist daher erstrebenswert und im Gegensatz zum Berufsverkehr ohne wesentliche Investitionen realisierbar. Für eine gelingende Verkehrswende ist auch eine Stärkung des ÖPNV im Freizeitverkehr nötig. Ein Aktions-Sonntag kann Menschen einladen, öffentliche Verkehrsmittel auch sonntags zu nutzen und als attraktive Alternative für den Freizeitverkehr kennenzulernen.“

Es sollte aber nicht nur bei einem Tag bleiben. Ja, klar, das kostet Geld, aber in was soll man denn investieren? In vierspurige Straßen, wie die Toulouser Allee, den teuerste Parkplatz der Stadt, wie es mal formuliert wurde?

Und dann die E-Roller

Ja, ich fand sie prima, die E-Roller, die in der Pariser Innenstadt im Dezember an mir vorbeiflitzten. In Paris gibt es – in der Innenstadt – sehr viele davon, die sogar mit dem Pariser Autoverkehr klarkamen. Naja …. vielleicht bleibe ich als Älterer doch lieber beim Fahrrad.

(Autor: Jo Achim Geschke)