Welchen Kurs für die Linie 708 ?

Von Jo Achim Geschke |

Schon als die Verkehrsplanung zur Wehrhahnlinie und der Verlauf der Linie U 71 und 708 vorgestellt wurde, regte sich Protest – zunächst in der Bezirksvertretung 2 (BV 2). Die Befürchtung: Die Anwohner Düsseltals werden von einer Verbindung zum Hauptbahnhof abgeschnitten. Rund 3000 Unterschriften wurden dagegen gesammelt. Die Verkehrsplaner lehnten das aber ebenso ab wie die Rheinbahn. Nun hat der Verkehrsausschuss mit den Mehrheiten von SPD, Grünen und FDP (der „Ampel“) den gegenteiligen Beschluss gefasst, die Linie 708 zunächst für ein Jahr weiterfahren zu lassen.

[Dazu ein Kommentar am Ende des Artikels ]

Schon als die Verkehrsplanung zur Wehrhahnlinie und der Verlauf der Linie U 71 und 708 vorgestellt wurde, regte sich Protest – zunächst in der Bezirksvertretung 2 (BV 2). Die Befürchtung: Die Anwohner Düsseltals werden von einer Verbindung zum Hauptbahnhof abgeschnitten. Rund 3000 Unterschriften wurden dagegen gesammelt. Die Verkehrsplaner lehnten das aber ebenso ab wie die Rheinbahn. Nun hat der Verkehrsausschuss mit den Mehrheiten von SPD, Grünen und FDP (der „Ampel“) den gegenteiligen Beschluss gefasst, die Linie 708 zunächst für ein Jahr weiterfahren zu lassen.

Die Wehrhahnlinie soll etwa vom Herbst 2015 an rollen. Dann sollte, so hatte es der Stadtrat mit der Mehrheit von CDU/ FDP vor rund zwei Jahren beschlossen, die Linie 708 nicht mehr durch die Uhlandstraße fahren.

Neue Mehrheit, neuer Aufsichtsratsvorsitzender

Nach den Wahlen in diesem Jahr gibt es allerdings eine neue Mehrheit im Rat, so viel ist sicher, und einen neuen Chef der Verwaltung, OB Thomas Geisel (SPD). Der wird – erstmals seit dem verstorbenen OB Klaus Bungert (SPD)– wieder dem Aufsichtsrat der Rheinbahn vorsitzen. Bisher war dies Andreas Hartnigk (CDU). Traditionell ist der Vize im Aufsichtsrat der Betriebsratsvorsitzende der Rheinbahn.

Außerdem gibt es eine neue Mehrheit. Und die will eine andere Streckenführung: Die U-Bahn fährt ab Wehrhahn nach Grafenberg und Ratingen. Die U 71 soll aber dort am Wehrhahn links abbiegen und durchs Zooviertel zum Mörsenbroicher Ei fahren. Die 708 fährt weiterhin durch die Uhlandstraße.

Ein Jahr soll de neue Plan getestet werden. Beide Linie können so aus verschiedenen Richtungen die Heine-Allee und den Hauptbahnhof anbinden. Eventuell könnte, so haben es SPD und Grüne schon vor Monaten vorgeschlagen, die Linie auf die Rather Straße abbiegen und so die neue Fachhochschule (FH) mit ihren Tausenden Studierenden anbinden. So könnte die Rheinbahn auch mehr Fahrgäste durch eine attraktivere Streckenführung gewinnen, argumentiert Grünen-Sprecher Norbert Czerwinski. Das ganze soll begleitet werden durch eine Befragung der Nutzer, betont Czerwinski. Die Grünen sind zudem verärgert, weil ein früherer  Prüfauftrag der Politik zur Linie 708 nach ihren Argumenten direkt eine andere Trasse vorgeschlagen hatte.

Rheinbahnchef Dirk Biesenbach aber argumentiert vehement, dies alles sei zu teuer, koste Millionen Euro. Auch Dr. Stephan Keller, Verkehrsdezernent, will an der bisherigen Planung festhalten, auch Busse könnten die Verbindung Düsseltal – Hauptbahnhof garantieren. Diese – so die Kritik der Politik – sind aber erstens unattraktiv für viele Fahrgäste und zudem können Alte und Gehbehinderte nicht gut mit dem Bus fahren.

Der Verkehrsausschuss hat nun anders entschieden. Die Linie 708 wird zunächst ein Jahr weiter auf ihrer Trasse fahren. Und die Politik wohl ein Auge auf die nächste Fahrgastbefragung und Untersuchung haben.

Kommentar Jo Achim Geschke

 Dass sich Verkehrsdezernent Dr. Stephan Keller vor seine Verkehrsplaner stellt, ist ja ehrenwert. Es gibt aber eine von den Bürgern gewählte neue, andere Mehrheit im Rat. Und die setzt, gemäß ihren Programmen, andere Ziele und Schwerpunkte für die Entwicklung der Stadt. Diese Mehrheit gibt auch (im Rahmen eines ausgeglichenen Haushalts) Geld anders aus als bisher. Siehe etwa mehr Geld für Radwege und Sanierung von Schulen. Und diese Mehrheit will die Linie 708 – zunächst – erhalten.

 

In unserer Demokratie mit ihrer Gewaltenteilung gilt, auch für die Landeshauptstadt: Die Politik gibt der Verwaltung die Aufträge. Und nicht, die Verwaltung gibt der Politik die Entwicklung vor. Und deshalb gibt es jetzt auch keinen Machtkampf oder einen Streit zwischen Verwaltung, Rheinbahn und Politik, wie einige meinen. Es gibt nur einen demokratisch legitimierten Auftrag an die Verwaltung. Und wenn die Verkehrsplaner meinen, es müsse anders laufen, müssen sie die besseren Argumente transparent und nachvollziehbar vorbringen.