Corona Virus: E-School, E-Learning, Düsseldorf investiert 100 Millionen Euro wg Schulschließungen

E-School, E-Learning? Null, nicht 1 … bei Deutschlands lahmen Leitungen. Düsseldorf geht bei E-learning nun eigenen Wege in Zeiten von Corona-Virus und investiert 100 Millionen Euro für das Lernen zu Hause

Von Jo Achim Geschke |

Stadtdirektor Burkhard Hintzsche (l.) und Oberbürgermeister Thomas Geisel stellten die Lernplattform "Its learning" vor, die den Schulen kurzfristig zur Verfügung stehen wird/ Foto (c)Landeshauptstadt Düsseldorf/Ingo Lammert

Zu Hause Aufgaben des Lehrers abarbeiten, neuen Stoff interaktiv kennen lernen, mit online- oder E-learning kein Problem. In Frankreich zum Beispiel Alltag. Da können auch im regulären Schulbetrieb die Eltern auf mit einer App die Aufgaben für ihre Kinder abfragen, den Stundenplan sowieso. OB Thomas Geisel und Schuldezernent Burkhardt Hintzsche haben jetzt einen Schritt hin zu zeitgemäßen Lernen gemacht, der wegen der Schulschließungen durch Corona-Virus umso nötiger ist: Es gibt eine neue Lernplattform, die auch von zu Hause abgerufen werden kann, und 15.000 neue Tablets. Damit soll die Kommunikation zwischen Lehrern und Schülern laufen. Das Ganze hat allerdings einen, durch das Land NRW und die Bundesregierung verursachten Haken: es fehlen schnelle Leitungen. Dabei ist Düsseldorf noch fein raus. Aber allein 20.000 Mails, so berichtet es auch die Rheinische Post am Dienstag, hingen im Schulnetzt NRW „Logineo“ fest.

Schüler machen die E-School auf ihrem Smartphone über ihre eigenen Whats-App ähnlichen Schüler-Netze, weil das offizielle Netz zu langsam ist. Lehrer verschicken E mails morgens um 7:30 Uhr, weil ab 8 Uhr die Server down sind. E School oder Schule am Netz – das ist in Deutschland wegen des mangelnden Netzausbaus eine lahme Ente. Deutschland, nicht Düsseldorf allein, ist Netztechnisch ein Entwicklungsland geblieben. Schon in den späten 60er Jahren haben wir als Schüler mit Interesse gelesen, dass die Ausgaben für Bildung in Schland zu gering seien, seit den 60er Jahren haben intelligente Menschen geklagt, dass die Reformen im Bildungssystem darniederliegen. Gesamtschulen, Schulzentren wie in Nachbarstaaten …  Null, nicht 1, nix. Ich kann mich erinnern, wie im Schulausschuss die SPD-Forderung nach neuen Gesamtschulen von CDU ziemlich heftig und sehr lange abgelehnt wurden, die scheinbar Elite-verbundene FDP wollte dann als Ausgleich sofort ein Gymnasium. Gesamtschulen, an denen alle unabhängig von ihrer Herkunft eine Chance auf Abitur haben, waren der CDU ein Graus. Damit das nicht vorankommt mit der Bildung, wurden Schul-Belange in Bauausschuss und Schulausschuss getrennt … So kann man gut bremsen. Deutschland, das Land, in dem am heftigsten die Herkunft über die Bildungschancen entscheidet.

OB Thomas Geisel und Schuldezernent Stadtdirektor Burkhardt Hintzsche stellen jetzt den Düsseldorfer Weg für das Lernen 2020 plus und in Zeiten von Corona-Virus vor: Stadtdirektor Burkhard Hintzsche: "Wir sind in der glücklichen Lage den Unterrichtsausfall durch eine gute Vorarbeit in den vergangenen Jahren sehr gut kompensieren zu können. Der Medienentwicklungsplan der Landeshauptstadt Düsseldorf ist darauf ausgerichtet, in den kommenden Jahren analoges Lernen 1:1 durch digitales Lernen zu ersetzen und zudem auch die entsprechenden notwendigen Techniken, Geräte und Finanzmittel zur Verfügung zu stellen. Nicht nur die Schüler haben eine Pflicht zu lernen, vielmehr haben auch wir als Schulträger die Pflicht dafür zu sorgen, dass die Schülerinnen und Schüler dieser in der aktuellen Krise auch nachkommen können. Deshalb ziehen wir einige Maßnahmen vor."

100 Millionen Euro für Digitalisierung an Schulen
Bereits im Dezember 2019 legte die Verwaltung mit dem Medienentwicklungsplan (MEP) ein Konzept vor, das die Grundlage für die Digitalisierung der Düsseldorfer Schulen für die kommenden Jahre schafft. Wesentlicher Bestandteil ist der Einsatz einer digitalen Lernumgebung, die weit über das Ersetzen analoger Lernmittel hinausgeht. Düsseldorf investiert im Rahmen des Medienentwicklungsplans für Schulen in den kommenden Jahren 100 Millionen Euro in WLAN, Endgeräte, Lernumgebung, Breitband, Visualisierungstechnik sowie in Service und Support.

Eine Teil-Realisierung wird nun aufgrund aktueller Ereignisse vorgezogen. Die Inbetriebnahme erfolgt in der kommenden Woche. Die Schulen werden kurzfristig vom Schulverwaltungsamt umfangreich informiert. Darüber hinaus wird es Webinare und Tutorials geben, um den Umgang mit der neuen Plattform schnell zu erlernen.

Oberbürgermeister Thomas Geisel: "Die aktuelle Situation verlangt uns allen einiges ab und bringt für jede Personengruppe ganz eigene Herausforderungen mit sich. Der virusbedingte Schulausfall für die Schülerinnen und Schüler bedeutet, dass kurzfristig neue Wege des Unterrichts gefunden werden müssen, um ihnen den Zugang zu den notwendigen Unterrichtsmaterialien zu ermöglichen und Absprachen und Kommunikationswege sicherzustellen. In der kommenden Woche werden wir deshalb eine digitale Lernplattform zur Verfügung stellen, auf die die Schülerinnen und Schüler von ihren eigenen Geräten zu Hause zugreifen können."

Nur mal als Beispiel – nein, nicht die Finnen – die Situation in einem meiner Lieblingsländer, in Frankreich: Eltern haben, so schildert es mir eine Mutter, jederzeit Zugriff darauf, welche Hausaufgaben ihre Kinder haben, welchen Stoff die Schule in welchen Klassen behandelt, Stundenplan … alles als App von den Eltern abrufbar. Die Schüler hätten jetzt kein Problem mit der Schule von zu Hause aus.

Anders in Deutschland: Eine Mutter erzählt, ihr Sohn macht die Kommunikation zwischen Schülern und Lehrern an einem Gymnasium per Klassen-App auf dem Smartphone, weil das offizielle Netz zu langsam ist  bzw zusammenbricht unter den Anforderungen von sagen wir 28 Teilnehmern gleichzeitig aus dieser Klasse und all den anderen Klassen.

Offenbar wurde vom Land nach einer Ausschreibung ein billiges Angebot eingekauft, und mit Verlaub: Die Frage sei erlaubt, ob es im NRW-Schulministerium überhaupt genügend Fachwissen für Entscheidungen in Punkto Digitalisierung gibt.

Jetzt reden sich Anbieter und Land heraus, die Leitungen seien zusammengebrochen, weil so viele Schüler streamen. Das ist ein Witz: Die Leitungen müssen so ausgelegt sein, dass Schulen und Klassen und Lehrer zugreifen können. Nötigenfalls muss die Kapazität des Servers hochgefahren werden, das geht ja, muss eben nur bezahlt werden.

Apropos bezahlen: Wenn mehr investiert wird, wie z.B. in Düsseldorf, dann können auch mehr Schüler_innen besser lernen …

(Autor Jo Achim Geschke mit Material der Stadt)