KZ Außenlager in Düsseldorf – SchülerInnen erinnern mit Mahnmalen

KZ Außenlager in Düsseldorf: 5 Erinnerungszeichen und ein Projekt mit SchülerInnen

Von Jo Achim Geschke |

Erinnerungszeichen an der Schlüterstraße und Kirchfeldstraße / (C) Fotos Mahn- und Gedenkstätte

„Gerade wir sollten dafür sorgen, dass dies nicht in Vergessenheit gerät“,sagte eine Schülerin des Goethe-Gymnasiums. Es sind die KZ-Außenlager in Düsseldorf, an die jetzt fünf große Mahnmale in der Stadt erinnern. 100 SchülerInnen aus acht Schulen und Berufskollegs haben diese „Erinnerungszeichen“ mit der Mahn- und Gedenkstätte erarbeitet. Im Rathaus überreichten sie symbolisch diese Zeichen an OB Geisel und die Bezirksvertretungen 1, 2,3 und5. Dr. Bastian Fleermann, Leiter der Mahn- und Gedenkstätte, hatte einen Tag zuvor beim DGB-Sommerfest mit einem Vortrag an die Zwangsarbeiter und die Nazi-Propaganda in Düsseldorf erinnert.

„Wir müssen die Erinnerung aktiv betreiben, aufklären und hartnäckige Lügen entlarven“, betonte Fleermann am Antikriegstag, mit dem der DGB seit 60 Jahren an den 1. September erinnert, an dem Nazi-Deutschland 1939 Polen überfiel. Fleermann machte deutlich, dass die Nazis in Düsseldorf von Beginn an Andersdenkende und finanziell Schwache ausgrenzten und zu Arbeit zwangen.

Schon 1933 überfiel die SA das Arbeitsamt in Düsseldorf, es ging nicht nur gegen „die SPD-Bonzen“ im Amt: Ein Langhaariger wurde im Hof brutal geschoren, 60 Menschen „in Schutzhaft“ genommen. „Die Zeitungen berichteten darüber, jeder konnte es sehen“, betonte Fleermann. In der Folge konnten Düsseldorfer Behörden Arbeits- und Wohnungslose zur Arbeit verpflichten. Schon bald gab es 5000 Zwangsarbeiter in Lagern, es waren Wohnungslose oder im Nazi-Jargon „vom Marxismus verhetzte“. Die Lausward wurde von diesen Zwangsverpflichteten aufgeschüttet, andere wurden von der Stadt an die Rüstungsfabrik Rheinmetall „verliehen“.

In gestreifter KZ-Kleidung Trümmer am Graf-Adolf-Platz beseitigt

Nach Beginn des Krieges wurde die Zwangsarbeit „rationalisiert“, rund 50.000 schufteten in Rüstung und in Kommunen. Darunter in Düsseldorf ein 17-jähriges Mädchen, auch Schwangere. Es waren Gewerkschafter, SPD-Mitglieder, Widerständler unter ihnen.

Es gibt ein Foto von Zwangsarbeitern aus einem KZ-Außenlager, die am Graf-Adolf-Platz Trümmer beseitigen, während gegenüber Düsseldorfer auf die Straßenbahn warten. „Jeder konnte es sehen“, mahnte Fleermann.

SchülerInnen lernten erstmals die Geschichte der KZ-Außenlager kennen

Fast alle SchülerInnen der acht Schulen, die seit 2016 mit Peter Henkel und Astrid Wolters von der Mahn- und Gedenkstätte am Projekt „Erinnerungszeichen“ teilnahmen, berichteten allerdings, dass sie von den fünf KZ-Außenstellen in Düsseldorf bisher nichts gewusst hatten. Sie entwickelten die Texte für die jeweiligen Standorte in der Nähe ihrer Schulen und den Überblick über die Düsseldorfer KZ-Außenlager, und überlegten sich geeignete Orte der Aufstellung. Sie erstellten eine Website zum Thema und planten die zentrale Veranstaltung im Rathaus. Von Oktober 2016 bis September 2017 haben insgesamt rund 100 Schülerinnen und Schüler an diesem Projekt gearbeitet. Unterstützt wurden sie unter anderem vom Stadtarchiv Düsseldorf. Die Schulen waren : Dumont-Lindemann-Hauptschule, Geschwister-Scholl-Gymnasium, Goethe-Gymnasium, Leibniz-Montessori-Gymnasium, St. Suitbertus-Gymnasium, Albrecht-Dürer-Berufskolleg,Franz-Jürgens-Berufskolleg, Heinrich-Hertz-Berufskolleg.

Die KZ-Außenlager

Zwischen 1942 und 1945 bestanden in Düsseldorf fünf KZ-Außenlager der Konzentrationslager Buchenwald und Sachsenhausen. Tausende KZ-Häftlinge wurden im Auftrag der Stadt und der Firma Rheinmetall unter unmenschlichen Bedingungen als Zwangsarbeiter eingesetzt.

Jedem sind die Konzentrationslager Auschwitz und Dachau ein Begriff. Weniger bekannt ist, dass insgesamt rund 730 sogenannte KZ-Außenlager während der Zeit des Nationalsozialismus zum Teil mitten in den Städten entstanden. Für die SS (Schutzstaffel), die die Konzentrationslager betrieb, waren die Häftlinge ein wirtschaftlicher Faktor. Als "Sklavenarbeiter" wurden sie an Unternehmen und Kommunen "vermietet", die sie in der Rüstungsindustrie oder bei der Trümmerbeseitigung einsetzten.

In Düsseldorf gab es zwischen 1942 und 1945 fünf KZ-Außenlager, die zu den Konzentrationslagern Buchenwald und Sachsenhausen gehörten und in denen tausende Häftlinge zum Arbeitseinsatz gezwungen wurden: Das KZ-Außenlager Stoffeln, Stoffeler Kapellenweg
das KZ-Außenkommando Bombenräumkommando Kalkum, Kalkumer Schloßallee/Kalkumer Bahnhof, das KZ-Außenlager Berta I, Schlüterstraße, das KZ-Außenlager Berta II, Rather Straße
das KZ-Außenlager Deutsche Erd- und Steinwerke, Kirchfeldstraße 74-80.Während das Außenlager Stoffeln schon 1943 aufgelöst wurde, existierten die anderen Lager bis März 1945. Die Häftlinge wurden dann in langen und gefährlichen Märschen zurück in das KZ Buchenwald verlegt.

Eine juristische Aufarbeitung der Verbrechen in diesen Lagern scheiterte. Bis auf den Lagerführer des Lagers "Berta", Walter Knauf, wurde kein Lagerpersonal zur Verantwortung gezogen.

Die Bezirksvertretungen 1, 2, 3 und 5, auf deren Gebiet die KZ-Außenlager während der NS-Zeit bestanden, hatten 2014 die Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf beauftragt, diese Geschichte zu erforschen und zu dokumentieren. Die Publikation "Die Düsseldorfer KZ-Außenlager" von Dr. Peter Henkel ist 2016 in der Kleinen Reihe der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf erschienen.

Die Entwürfe der SchülerInnen wurden diskutiert, man einigte sich auf einen Entwurf, der am Franz-Jürgens-Berufskolleg von den dortigen Metallbauern gezeichnet wurde: Ein Tor, die Silhouette eines Zwangsarbeiters mit dem Winkel an der Jacke, das ganze umrahmt von einer Kette und mit Informationstafeln versehen. Gebaut wurde bei G. Kitzinger Bau- und Kunstschlosserei GmbH.

Das Gesamtprojekt wurde durch die Druckerei Berking KG, die Grafental GmbH & Co. KG, die Rheinmetall AG, G. Kitzinger Bau- und Kunstschlosserei GmbH, Raumgefährten, Melanie Eigenrauch, Signfactory Werbetechnik, ZINKPOWER Gruppe, RUD Ketten Rieger & Dietz GmbH und die Bezirksvertretungen 1, 2, 3 und 5 unterstützt.

Weitere Informationen zu dem Projekt gibt es unter www.kz-aussenlager-duesseldorf.de