Sheeran tritt zweimal in Gelsenkirchen auf - Kommentar - mit Update

Nein, es ist keine Ohrfeige für den OB, eher eine Absage an Düsseldorf – Sheeran-Konzert in Düsseldorf von CDU und Grünen abgelehnt – ein letzter Kommentar dazu

Von Jo Achim Geschke |

Gartenzwerg haut auf die Trommel. / Montage mit Gartenzwerg von Ottmar Hörl Jo Achim Geschke

Nee, das ist keine Ohrfeige für den OB und Herrn Brill – das ist eine klare Ansage an jene Düsseldorfer Politik, die das Konzert abgelehnt hat. Vielleicht sogar ein Vorgeschmack darauf, was an großen Konzerten an Düsseldorf vorbei noch in anderen Städten ablaufen wird. Denn einen zweiten Termin aufzumachen in Gelsenkirchens Arena, wie jetzt teils frohlockend berichtet wird, ist durchaus eine logistische Herausforderung. Es sind mehr als 100 LKW und hunderte von Leuten, die für einen Auftritt arbeiten müssen, die Ruhepausen werden kürzer, und der Sänger kommt mit seinem Tross aus Berlin und muss zwei Tage später schon in Hamburg auftreten, mit dem ganzen Tross. Die Ausschüsse haben aber am Mittwochabend, während die deutsche Mannschaft aus der WM heraus trottete, das Konzept für die Ausnahmegenehmigung eines Konzerts am 22. Juli abgelehnt. Jetzt regiert der Gartenzwerg leider auch in etlichen Kommentaren im Netz.

Dass der international auftretende Sänger jetzt zweimal in Gelsenkirchen auftritt, befeuert die Argumente, dass sei denn doch auch in der defizitären (übrigens von der CDU-Mehrheit verursacht!) Arena möglich gewesen. Die Überlegung, warum wohl der führende Veranstalter das nicht in der hiesigen Arena macht, wird aber ausgeblendet. Einem Unternehmen mit dreistelligem Millionen-Gewinn geht es um Gewinn – Musik ist auch Musik-Geschäft. Und Geschäft auf unsicherem Boden macht ein Unternehmen nicht (außer vielleicht die Autoindustrie).

Eine „Baumschutzgruppe“, die sich in Facebook unreflektiert von der rechten Tierschutzpartei unterstützen lässt, und die nur etwas mehr als 400 Mitglieder hat, zeigt mal wieder, was Populismus bei einer uninformierten Bevölkerung bewirken kann. Es ging der Gruppe nicht um das Gemeinwohl, sondern mit teils sehr unsachlichen Auftritten längst um die eigene PR und um: Ich habe Recht. Und dafür haben sie sich vor den Karren spannen lassen von der CDU.

Vor den Karren spannen lassen haben sich auch die Grünen von der CDU. Die frohlockt schon jetzt, dass sie dem OB eine Niederlage im Ausschuss beibringen konnte, und dabei hat die CDU locker auch das Image der Stadt nachhaltig beschädigt. Wenn der CDU-Sprecher Rüdiger Gutt davon redet, dass die Sicherheit nicht gewährleistet sei, obwohl der Chef der Feuerwehr kurz zuvor noch betonte, er sehe keine Sicherheitsrisiken, dann ist auch das schnöder Populismus der CDU. Feuerwehr und andere haben schon größere Events sicher gemeistert.

Dass der Durchblick der Linken im Rat – leider – so begrenzt ist wie die Rhetorik ihrer Ratsprecher_innen, geschenkt. Aber die Grünen müssten wissen, was sie da mit ihrer Kumpanei mit der CDU machen. Statt sachlich auf Alternativen zu drängen, spielen sie beleidigt, legen ihre lange gepflegte Abneigung gegen den Macher-OB offen und beschädigen neben OB Geisel auch das Image der Stadt. Sachliche Politik geht anders. Die Grünen waren ja frühzeitig informiert, sie hätten sachlich sagen können: Wir hätten da bitte noch einige Änderungen… Wie sie es demnächst sagen werden, wenn es um die Einrichtung eines Open-Air-Geländes geht, das sie ja im Prinzip, laut eigener Aussage, befürworten. Aber vielleicht ist die Fraktionsspitze schon zu lange an der Spitze. Jüngere hätten vielleicht eingesehen, dass ein solches Konzert eines gefragten Musikers ein großes Publikum anzieht und von Jüngeren dann positiv mit dem Namen der Stadt verknüpft wird. Und dass dann auch mal jene Jüngere nach Düsseldorf kommen, die hier nicht Jungesell_innen-Abschied feiern wollen.

Da wird von „Erpressung“ geschwafelt, aber ignoriert, dass es mehr als eine Dreiviertel Million Euro an Spenden für neue Bäume in der Stadt gegeben hätte (mehr als 800.000 €, also mehr als 1000 Bäume in der Stadt). Grünen-Sprecher Norbert Czerwinski verweist auch im Fernsehen völlig verkürzt darauf, dass es ja das „1000 Bäume Programm“ sowieso schon gebe – vermeidet aber zu sagen, dass die gespendeten Bäume zusätzlich dazu kämen, als Luftverbesserer in der Stadt, es also nicht 1000, sondern etwa 2000 neue Bäume gäbe. Was Grüne und Baumschutzgruppe eigentlich begrüßen müssten …

Und wie bitte wollen die Grünen denn demnächst ihren Wählern verkaufen, dass sie ja doch eigentlich, und irgendwie ganz sicher, für ein Open-Air Konzertgelände sind, wenn alles ökologisch relevanten Fakten geprüft sind? Das einzige Areal, was sich dafür hier anbietet, ist der große großenteils versiegelte Parkplatz an der Messe, auf dem zu Zeiten von Messen sich die LKW stauen. Und der wegen seiner Nähe zur Autobahn genug Möglichkeiten für die Anfahrt von 80.000 und mehr Menschen hat. Und egal, wie das Konzept dann aussieht – alle Bäume werden dann wohl nicht stehen bleiben können.

 

UPDATE Fakten : In der Arena hätten nur 42.000 Karten verkauft werden können, also für 2 Auftritte nur 1000 Karten weniger als auf einem Open-Air Areal, bei rund 85.000 verkauften Karten also ein Minusgeschäft. In Gelsenkirchen ist die Halle größer, es können noch mehr Karten verkauft werden, deshalb ist der Veranstalter nach Gelsenkirchen gegangen. Und weil Düsseldorf sich so angestellt hat. Hallenkonzerte können an einem Termin (eigentlich die Regel) sowieso nicht so viele Kartenverkäufe generieren wie Open-Air.

Wie gesagt: Musik ist in dieser Größenordnung ein Geschäft, Business, der Sänger bekommt ja auch dicke Gagen, damit der überhaupt kommt …

Fehlende Informationen

Dass die Baumschutzgruppe in der Mehrheit auf das Gemeinwohl pfeift, am Image der Stadt sägt, nämlich der Anziehungskraft gerade auf jüngere Menschen, und damit Erfolg hat, liegt auch daran: Es gibt viel zu wenig Düsseldorfer,die sich durch Zeitung oder Lokalfernsehen (WDR Aktuelle Stunde und Lokalzeit) informieren über die Politik in ihrer Stadt. Die Kommentare im Netz zeigen immer wieder, dass es an Informationen mangelte. Kein Wunder, wenn von mehr als 350.000 Haushalten in der Stadt (53 % Singles ) optimistisch geschätzt nicht mal ein Drittel eine Düsseldorfer Zeitung bezieht ( dabei beliefert die Rheinische Post auch den Lokalteil der WZ und seit 2014 auch den Lokalteil der NRZ). Die Informationen, die man im Netz (auch in FB) sehen kann, obliegen ja der eigenen breiteren oder leider meist verkürzten Auswahl.

Dass sich Menschen nicht mehr um die Politik – die sie ja direkt betrifft – in ihrer Stadt kümmern, eher auf die Straße gehen, wenn es nur um ihre Wohnstraße vor der Haustür geht, hat der Sozialwissenschaftler Richard Sennet schon in den 90er Jahren beschrieben. Aber dass ist ein anderes Thema. Und außerdem reicht es jetzt mit dem Thema um Sheeran. Wir haben andere Probleme in Düsseldorf, nämlich die Versäumnisse und den Investitionsstau aus Jahren CDU-Stadtspitze aufzuarbeiten.

(Kommentar Jo Achim Geschke)